Streitkulturgäste
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„Streitkultur“

Diskussion um Gesundheitswesen

Am Montag ist in der Radio Kärnten „Streitkultur“ über den Zustand des Gesundheitssystems diskutiert worden. Die Coronavirus-Pandemie ließ Symptome von Überlastung bis hin zur Erschöpfung zutage treten. Status quo und Lösungsvorschläge wurden diskutiert.

Noch sei die medizinische Versorgung in Österreich sehr gut und in Kärnten besser als in anderen Bundesländern, heißt es von der KABEG, aber es gebe Abteilungen mit akutem Personalmangel.

„Mehr Studienplätze zulassen“

Daher müsse man mehr Menschen in medizinische Ausbildung bekommen, so SPÖ- Gesundheitsreferentin Beate Prettner. Im Juli gebe es wieder die Aufnahmetests für das Medizinstudium, 15.000 junge Menschen seien daran interessiert. Das wisse auch Bildungsminister (Martin) Polaschek (ÖVP), es werden aber keine weiteren Plätze zugelassen. „Das finde ich fahrlässig.“

Beate Prettner
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Beate Prettner

ÖGK für Telemedizin

Für Matthias Krenn, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse, müssen mehrere Stellschrauben gedreht werden: "Die Patientensteuerung sinnvoll zu machen, digital vor ambulant vor stationär. Zuerst einmal Telemedizin, da gibt es die 1450, wo jemand eine Erstberatung erhält. Dann könnte das ausgebaut werden zur Medikamentenberatung, auch Zuweisung zum spitalsambulanten Bereich.

Matthias Krenn
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Matthias Krenn

„Berufe attraktiver machen“

Patientensteuerung ja, aber das funktioniere nicht bei allen Bereichen, sagte Jörg Weber, stellvertretender medizinischer Leiter am Klinikum Klagenfurt: „Ich sage nur das Schlagwort Demenz, da tut man sich schwer mit digitalen Lösungen. Darum müssen wir eine Attraktivitätsverbesserung von ärztlichen und Pflegeberufen anstreben. Unterm Strich werden wir mehr brauchen, wenn die Menschen künftig auch etwas weniger arbeiten.“

Jörg Weber
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Jörg Weber

Auch der Pflegebereich müsse attraktiver gemacht werden, so Christine Schaller-Maitz, Pflegedirektorin des LKH Villach: „Wir haben an die 120 Ausbildungsplätze, wenn ich an den gehobenen Dienst an der Fachhochschule denke, eine Aufstockung um mindestens 40 Plätze wäre nötig.“

Christine Schaller Maitz
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Christine Schaller-Maitz

„Viel wird an Hausarzt delegiert“

Für Andreas Löwerbauer, Notarzt und Kassenarzt in Arnoldstein, werden auch viele Dinge mittlerweile an den Hausarzt delegiert: „Ich glaube schon, dass hier ein großer Bettendruck besteht. Viele Dinge, die früher vielleicht erledigt wurden, müssen durch den Hausarzt organisiert werden.“ Betten würden schneller freigemacht als noch vor zehn Jahren.

Andreas Löberbauer
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Andreas Löwerbauer

Wunsch nach mehr Zeit für Patienten

Wieder mehr Zeit für Patienten wünscht man sich auch im niedergelassenen Bereich, aber dort gehe viel Zeit für Bürokratie verloren, Maria Korak-Leiter, Ärztekammer Obfrau für Allgemeinmedizin.

Maria Korak Leiter
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Maria Korak-Leiter

„Eine ganz einfache Möglichkeit wäre eine Unterstützung durch Pflegefachkräfte, die bei den Patienten Blut abnimmt, Spritzen verabreicht, Wunden verbindet, diese Dinge sind für mich unheimlich aufwendig. Ich fülle Pflegeanträge aus, ich kümmere mich um Rezeptgebühren-Befreiung, Anträge für das Sozialamt, das nimmt mir Zeit weg“, so Korak-Leiter.

Mehr Entflechtung der Bürokratie, mehr Geld und mehr Personal, in diesen Punkten waren sich die Experten einig. Das alles werde aber wohl noch einige Zeit bis zur Umsetzung benötigen.