Vater mit Kind
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Soziales

Immer noch wenige Väter in Karenz

Seit 67 Jahren wird der Vatertag am zweiten Sonntag im Juni in Österreich gefeiert. Auch die Rolle des Vaters veränderte sich mit der Zeit. Heute gehen mehr junge Väter in Karenz, auch wenn es in Summe immer noch sehr wenige sind. Einer von ihnen ist der 46-jährige Patrick Schrittwieser, der ein halbes Jahr bei Sohn Daron bleibt.

Die Idee zum Vatertag hatte der Wiener Helmut Herz. Er war der Reklamechef einer Hemdenfirma und wollte damit die Wirtschaft ankurbeln. Für den Vatertag erfand er auch einen eigenen Slogan: „Vater sein ist vielfach Plag’, drum leb’ er hoch, der Vatertag“.

„War von Anfang an klar“

Heute sehen viele Väter das Vatersein wohl nicht als Plage und gehen in Väterkarenz. Der Tiroler Patrick Schrittwieser lebt seit einigen Jahren in Klagenfurt und ist seit einem halben Jahr in Karenz. Ein Schritt, der für ihn von Anfang an klar war. Er habe sich mit seiner Frau schon lange vor dem Kinderwunsch über das Thema unterhalten, sagt er. Es sei klar gewesen, dass man das so gleichmäßig wie möglich aufteilen würde. „Die Freunde haben es positiv aufgenommen. Bei den Kollegen war es so, dass sie sich gar nicht bewusst waren, dass man das als Vater auch in dem Umfang nehmen kann.“

„Etwas weniger Stress erwartet“

Die Karenz bedeutet nicht, dass der Vater weniger Stress hat als im Job. „Ich habe mir ein bisschen erwartet, dass es stressfreier wird, aber es ist wie Vollzeit arbeiten. Es ist kein Urlaub mit Kind, sondern Arbeit 24 Stunden.“ Trotzdem ist für ihn die Zeit zu Hause mit seinem Sohn wertvoller als alles andere. „Man bekommt viel Positives mit, das ist mehr wert als die Arbeit, die man sonst macht.“

Windeln wechseln, mit dem Kinderwagen spazieren gehen, füttern, so sieht der Alltag des Vaters jetzt aus. Die Reaktionen auf der Straße seien völlig normal, sagt Schrittwieser. Er sehe auch andere Väter mit Kinderwagen, auch unter der Woche. Er habe nur positive Erfahrungen gemacht.

Oft finanzielle Gründe ausschlaggebend

In der Baubranche, in der Schrittwieser arbeitet, gibt es nur wenige Väter, die in Karenz gehen. Manche der Kollegen hätten aber gesagt, das wollen sie nächstes Mal auch machen, so Schrittwieser: „Ich glaube, die Arbeitgeber kommen da nicht von selbst und sagen, du könntest in Karenz gehen.“ Man müsse selbst dranbleiben. Viel hänge Schrittwiesers Meinung nach auch von finanziellen Faktoren ab. Das sei in Österreich mit den unterschiedlichen Modellen recht gut gelöst, man sei recht gut geschützt, aber es sei natürlich nicht dasselbe Einkommen. Es komme schon zu Einbußen.

Für ihn zählt trotzdem die Zeit mit dem Kind mehr als Karriere und Geld: „Es ist ja doch so, dass viele Väter, die noch arbeiten, traurig sind, wenn sie einen Schritt des Kindes verpassen, weil sie nicht da sind.“

Arbeit als Abwechslung

Bis September ist der Jungvater noch in Karenz, danach möchte er wieder arbeiten gehen: „Aber in Teilzeit, weil es nach wie vor nichts Wichtigeres gibt als den Kleinen. Wir wollen, sofern es sich finanziell ausgeht, soviel Zeit wie möglich mit dem Kleinen verbringen.“

Auf die Arbeit freut sich Schrittwieser aber auch schon wieder: „Es ist doch ein Unterschied, als wenn man den ganzen Tag daheim ist.“ Am Vatertag werde man einen Ausflug mit dem Rad machen, wenn es das Wetter zulasse, so Patrick Schrittwieser. Denn Zeit mit der Familie sei das Wichtigste.