Christine Lavant beim Schreibtisch
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Kultur

50. Todestag von Christine Lavant

Am 7. Juni jährt sich der Todestag Christine Lavants zum 50. Mal. Sie starb 1973 mit 58 Jahren im Krankenhaus Wolfsberg nach einem Schlaganfall. Es war ein Leben, das nicht widersprüchlicher hätte sein können. Geprägt von Armut, Krankheit und Depression wurde sie auch gefeiert und ausgezeichnet, wie mit dem Großen Österreichischen Staatspreis.

Weder ihre Armut noch ihre mangelnde Schulbildung konnten Christine Thonhauser, die sich seit 1948 Lavant nannte, vom Schreiben abhalten. Auch nicht ihre Familie, erinnert sich Nichte Isabella Duscher an die Tante Christi, wie Christine Lavant in der Familie noch heute genannt wird: „Was mir eigentlich leid tut ist, dass sie immer so als altes, verhextes Weibl dargestellt wurde, was sie eigentlich gar nicht war.“ Auch innerhalb der Familie wurde Lavants Talent verkannt. Es hieß, sie schreibe wieder ein Buch, aber nur Gedichte, also nichts von Bedeutung.

Isabella Duscher
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Nichte Isabella Duscher

Als neuntes Kind krank geboren

13 Erzähl- und Lyrikbände veröffentlichte Lavant zu Lebzeiten. Sie gehört neben Ingeborg Bachmann, Robert Musil oder Thomas Bernhard zu den wichtigsten Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts. Ihr eigenes Lebensbuch muss vielfach neu geschrieben werden, nicht nur ihre Beziehung zu Werner Berg betreffend, mit dem sie eine enge persönliche Beziehung verband.

Als neuntes Kind einer Bergbauernfamilie wurde Christine Lavant geboren. Schwächlich, fast blind und an Skrofulose erkrankt gaben ihr die Ärzte keine Überlebenschance. Skrofulose ist eine entstellende Erkrankung, die fast ausgestorben ist und unter anderem auf die schlechten Lebensbedingungen zurückzuführen war. Später kamen Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und eine Lungentuberkulose hinzu.

50. Todestag von Christine Lavant

Schweres Leben der Familie

In einem 1988 geführten interview von Dagmar Bacon erinnerte sich ihre älteste Schwester Josefine Leitner: „Ich persönlich mit 14 Jahren hab keine Freude gehabt als ich gesehen habe, dass noch ein Kind kommt, weil ich gewusst habe, wie schwer alles ist. Wir hatten keinen Schlafplatz, wussten nicht, wo das Kind schlafen soll und wie wir das alles machen sollen.“

Fotostrecke mit 9 Bildern

Archivaufnahme Christine Lavant
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Christine Lavant kurz vor ihrem Tod
Großaufnahme Christine Lavant
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Christine Lavant
Einige Bücher von Christine Lavant
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13 Bände hat Christine Lavant zu Lebzeiten veröffentlicht
Christine Lavant beim Schreibtisch
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Christine Lavant am Schreibtisch
Haus außen, in dem Lavant lebte
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Oberhalb des Kaufhauses Lintschnig verbrachte Lavant ihre letzten Lebensjahre
Lithographie von Christine Lavant
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Lithographie von Christine Lavant
Fotos von Christine Lavant
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Porträts von Christine Lavant
Statue von Christine Lavant
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Statue von Christine Lavant
Grab von Christine Lavant
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Letzte Ruhestätte von Christine Lavant

Lithographien aus Fotografien: Die Lavant im Stein

Oberhalb des Kaufhauses Lintschnig verbrachte Lavant ihre letzten Lebensjahre. Als Strickerin lebte in einer einfachen Dachkammer, rauchte viel und trank viel Kaffee. In dieser Dachkammer besuchte sie auch Fotograf Ernst Prokop vor 60 Jahren. Die Bilder von damals sind heute legendär. Der Rest ist Geschichte, die jetzt wieder neu erzählt wird. Gemeinsam mit Maler Ernst Gradischnig entstanden in zweijähriger Arbeit aus den Fotografien Lithographien, eine auch mit Stein. Maler Ernst Gradischnig: „Dieses Material auf den Stein zu bringen war sehr schwer. Der Ernst hat mir geholfen.“

Ernst Gradischnig und Ernst Peter Prokop
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Ernst Gradischnig (Links) und Ernst Peter Prokop

Fotograf und Zeitzeuge Ernst Peter Prokop sagte: „Das Schöne war, dass ich mit dem Ernst Gradischnig zusammen gearbeitet hab, dass er meine Porträts von der Lavant noch illustriert und verbessert hat, wie die Bäume, die Wurzeln und den Mond. Dass man die Fotos in diesen Kontext bringt.“

Familie: Lavant-Statue sollte in St. Stefan stehen

Die Arbeiten sind im Stift St. Paul ausgestellt und werden ab 14. Juni im Musilhaus zu sehen sein. Ein Herzenswunsch der Familie Duscher blieb bisher unerfüllt. Eine Statue der Lavant, die bis 31. Oktober im Werner-Berg-Museum zu sehen ist – sie stammt von der Bildhauerin Hortensia – sollte ursprünglich in St. Stefan aufgestellt werden. Das Projekt wurde eingestellt. Zum 50. Todestag hofft die Familie, dass sich die Stadt doch noch ihrer großen Tochter erinnert.

Christine Lavant Denkmal von Hortensia Fussy
Peter Fussy
Christine Lavant Statue Hortensias im Werner Berg Museum in Bleiburg