Das Braunkehlchen ist ein eher unscheinbarer Vogel, doch auch die dezente Färbung hat ihren Reiz und ihre Vorteile. Denn Braunkehlchen sind Bodenbrüter und durch ihre unaufdringliche Färbung perfekt an die Landschaft angepasst. Der Umstand, dass ihr Nest direkt auf dem Boden ist, dezimierte ihren Bestand aber stark.
Denn es gibt kaum mehr naturbelassene Wiesenflächen, die spät gemäht werden, wie beispielsweise in Rattendorf im Gailtal. „Spät gemähte Wiesen ab dem 15. Juli, nicht gedüngte Wiesen und natürlich Ansitzwarten, wie Zaunpfähle rund um Viehweiden, sind Lebensraumrequisiten, die das Braunkehlchen benötigt“, so Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten.
Braunkehlchen ist Vogel des Jahres
Das Braunkehlchen gehört zu gefährdeten Arten, deshalb wurde es heuer zum Vogel des Jahres auserkoren. Im Gailtal läuft ein Projekt, mit dem der Singvogel wieder angesiedelt und vermehrt werden soll.
50 Brutpärchen gezählt
Beinahe wäre dieser Lebensraum abhandengekommen. Nach einem Hochwasser und dem Gaildamm-Durchbruch Ende 2018 wurde in Rattendorf alles überschwemmt, und das Braunkehlchen verschwand. Fast fünf Jahre später sind die Spuren der Verwüstung nicht mehr zu sehen, und das Braunkehlchen kehrte wieder zurück. Mittlerweile leben hier 50 Brutpärchen.
Letzter zusammenhängender Bestand
„Im Gailtal befindet sich der letzte zusammenhängende Bestand des Braunkehlchens in Kärnten. Das weitere Vorkommen ist nur versprengt. Wichtig ist es, diese Populationen zu unterstützen, damit der genetische Fluss aufrecht bleibt und damit diese Kernpopulation auch in der Zukunft Bestand hat“, so Kleewein.
Die Landwirte der Region schlugen außerdem Zaunpflöcke in die Böden, quasi perfekte Ansitzwarten für die Braunkehlchen, die von dort aus Jagdflüge auf Insekten starten. Hier kann der Bodenbrüter alles überblicken, hier fühlt er sich wohl.
Paradies für Singvögel
Interessierte können auf Informationstafeln lesen, was es mit dieser Vogelart auf sich hat. Das Braunkehlchenprojekt in Rattendorf ist ein Paradies für diese kleinen Singvögel und ein Erfolgsprojekt. „Anfänglich war es ein Abtasten zwischen Naturschutzorganisation, Landwirtschaft und der Landesregierung. Alle mussten zusammenspielen, und es war relativ schnell klar, dass der Fokus auf das Braunkehlchen auch in Zukunft gesetzt werden kann“, so Kleewein.
Dadurch konnte der Bestand des Braunkehlchens in Kärnten gesichert werden. Das Braunkehlchen bedankt sich für diese Zusammenarbeit abseits aller Bürokratie damit, dass es regelmäßig vom Winterquartier in Afrika auch nach Kärnten zurückkehrt und hier fleißig für Nachwuchs sorgt.