Beim Kicken mit einem Freund
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Chronik

Schiedsrichter droht Abschiebung

Der Afghane Ibrahim Rasool ist seit sechs Jahren auf der Flucht vor den Taliban, die ihn laut seiner Aussage umbringen wollten, weil er ein Frauen-Fußballteam trainierte. Auf der Flucht erlebte er ein Martyrium, vor allem in Kroatien. Dorthin soll er trotz guter Integration in Kärnten abgeschoben werden.

Der 35-Jährigek kommt gerne in den Klagenfurter Europapark, um den Kopf frei zu bekommen und Ruhe und Frieden zu genießen, wie er im ORF-Interview sagte. Kärnten ist bisher die letzte Station seine Flucht aus Kabul über Griechenland, das berüchtigte Camp Moria, und die Balkanroute. Sei einem halben Jahr lebt Ibrahim Rasool in Klagenfurt.

Ibrahim Rasool im Europapark
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Ibrahim Rasool in Klagenfurt

Mit besonders schlechten Erinnerungen an die Zeit in Kroatien und die Gewalt durch die dortige Polizei: „Dreimal haben sie mich so hart geschlagen, dass sie meine Zähne gebrochen und mein Knie verletzt haben. Mit einem Stock haben sie mir auf den Rücken geschlagen. In der Nacht habe ich immer wieder Albträume. Wenn ich an die Erfahrungen mit der Polizei in Kroatien denke, ist es für mich besonders schwer.“

Aussichten auf Abschiebung „enormer Druck“

Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl entschied, dass Ibrahim Rasool nach Kroatien abgeschoben werden soll: „Es ist ein enormer Druck für mich, es erzeugt Stress für meine Psyche, es ist sehr hart, sehr schwer zu verstehen, ich kann nicht akzeptieren, zurück nach Kroatien zu gehen.“

Anwalt Norbert Kittenberger
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Anwalt Norbert Kittenberger

„Posttraumatische Belastungsstörung“

Der afghanische Flüchtling ist schwer traumatisiert und muss psychologisch betreut werden. Das sei auch in Kroatien gewährleistet, heißt es vom Bundesamt für Asyl. Sein Anwalt Norbert Kittenberger sieht das aber gänzlich anders: „Laut dem Gutachten, das wir in Auftrag gegeben und im Verfahren vorgelegt haben, leidet er an einer starken Belastungsreaktion, an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sein psychischer Gesundheitszustand würde sich unwiederbringlich verschlechtern, würde man ihn dorthin abschieben.“

Afghanischem Schiedsrichter droht Abschiebung

Verwaltungsgericht prüft

Jetzt liegt der Ball beim Bundes-Verwaltungsgericht, wo der Fall Rasool eingehend geprüft wird. Die Abschiebung ist in diesem Zeitraum aufgeschoben. Siegfried Stupnig ist ein Fußball-Freund und sagte, Ibrahim habe sich hervorragend in die Mannschaft integriert, er spiele schon eine tragende Rolle. Bis zu einer Entscheidung vertreibt sich der 35-Jährige seine Wartezeit mit Fußball. In der Sportart Futsal, eine Hallenfußball-Variante, war Rasool in Afghanistan UEFA-Schiedsrichter. Dass er ein Frauenteam gegründet und trainiert hatte, sei Hauptgrund für die Verfolgung durch die Taliban, so Ibrahim Rasool.