Liegestuhl 2023
ORF/Petra Haas
ORF/Petra Haas
Kultur

Das wird der Bachmannpreis 2023

Bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur bekanntgegeben worden. Vier Lesende kommen aus Österreich. Es werden fünf Preise vergeben, Hauptpreis ist der mit 25.000 Euro dotierte Bachmannpreis. Der Bewerb findet zwischen 28. Juni und 2. Juli im ORF Klagenfurt statt.

14 Autorinnen und Autoren lesen wieder beim Bachmannpreis 2023, vier davon aus Österreich:

Die Teilnehmer aus Österreich sind allesamt keine Unbekannten in der Literaturszene. Die Salzburgerin Helena Adler kam sowohl mit „Die Infantin trägt den Scheitel links“ (2020) als auch mit „Fretten“ (2022) auf die Shortlist für den Österreichischen Buchpreis. Die Wienerin Anna Felnhofer erhielt 2021 für ihren Debütroman „Schnittbild“ den Franz-Tumler-Literaturpreis und war für den Debütpreis nominiert. Von dem mehrfach ausgezeichneten gebürtigen Tiroler Robert Prosser ist im Frühjahr mit „Verschwinden in Lawinen“ sein bereits siebentes Buch erschienen, und auch der Niederösterreicher Mario Wurmitzer machte bereits mit Büchern und einigen Theaterstücken auf sich aufmerksam.

47. Tage der deutschsprachigen Literatur Ingeborg Bachmannpreis 2023, Pressekonferenz im Robert Musil Museum
ORF/Johannes Puch
Bachmannpreis-Pressegespräch. V. l. n. r.: Werner Pietsch (KELAG), Horst L. Ebner (Koordinator der Tage der deutschsprachigen Literatur), Marion Jester (BKS Bank), Karin Bernhard (ORF-Landesdirektorin), Christian Scheider (Bürgermeister der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee), Ursula Schirlbauer (ORF/3sat) und Klaus Wachschütz (Technischer Leiter ORF Kärnten & Regisseur Ingeborg-Bachmann-Preis).

Teilnehmer aus Deutschland

Aus Deutschland kommen der in Charkiw geborene Lyriker, Übersetzer und Herausgeber Yevgeniy Breyger, Valeria Gordeev, die im Vorjahr mit Auszügen aus ihrem Debütroman „Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle“ den oberösterreichischen Literaturbewerb „Floriana“ gewann, Anna Gien, Sophie Klieeisen, Martin Piekar, Andreas Stichmann sowie Deniz Utlu, dessen Roman „Vaters Meer“ im August bei Suhrkamp erscheint. In Frankreich geboren wurde der in Berlin lebende Spoken-Word-Künstler Jayrome C. Robinet, aus London stammt die in Berlin lebende britische Autorin, Bloggerin und Kolumnistin Jacinta Nandi. Aus der Schweiz nimmt Laura Leupi teil.

Das wird der Bachmannpreis 2023

Zwei neue Jurymitglieder

In der Jury gibt es in diesem Jahr zwei Neuzugänge: Mithu Sanyal (D) und Thomas Strässle (CH) kommen neu dazu, Michael Wiederstein und Vea Kaiser sind nicht mehr mit dabei. Juryvorsitzende bleibt Insa Wilke – mehr dazu in Jury 2023.

ORF Direktorin Karin Bernhard
ORF
Karin Bernhard

„Ein Sommer wie damals“

Bei der Präsentationspressekonferenz am 24. Mai 2023 sagte Gastgeberin ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard: „Die Tage der deutschsprachigen Literatur 2023 werden wieder zu einem kulturellen Ereignis, bei dem die deutschsprachige Literaturszene das gewohnte Klagenfurter Zusammentreffen feiern kann. Ein Sommer wie damals, könnte man sagen, wenn wir auf die letzten drei Jahre mit den coronabedingten Einschränkungen zurückblicken."

Lesebühne im Garten
ORF/Petra Haas
Auch der Garten des ORF-Funkhauses spielt wieder eine wichtige Rolle

Die Kosten für den Bachmannpreis bezifferte Bernhard mit insgesamt 550.000 Euro, was vor allem mit den Kosten für die Übertragung zusammenhänge: „Keiner bekommt großartige Gagen.“

Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider als Kogastgeber sagte, die Tage der deutschsprachigen Literatur und der Ingeborg-Bachmann-Preis seien für Klagenfurt im kulturellen Bereich ein Juwel, das sich immer weiter entwickelt habe. Es sei wichtig, dass die Stadt hinter dieser so wertvollen Veranstaltung stehe, die weit über die Landesgrenzen hinaus großes Echo finde.

Neuerungen bei Preisvergabe

Organisator Horst L. Ebner: „Die Preisträgerermittlung erfolgt 2023 in einem neuen leicht modifizierten Schema. Zu Beginn der Preisvergabe am Sonntag werden die Jurymitglieder live ihre Wertungspunkte abgeben. Der Justiziar übernimmt die Aufgabe, diese Abstimmungsergebnisse zu addieren, und erstellt daraus die Preisträgerliste des Bewerbs, die sukzessive beginnend mit dem 3sat-Preis bekanntgegeben wird. Damit bleibt die Spannung um die finale Vergabe des Ingeborg-Bachmann-Preises bis zum Schluss der Veranstaltung erhalten.“

Ursula Schirlbauer von 3sat Österreich sagte, 3sat übertrage den Bachmannpreis seit 1989 und biete damit der Literatur ein im deutschen Sprachraum einzigartiges Forum. „Auch heuer sind es wieder mehr als 1.000 Sendeminuten live aus Klagenfurt – getreu dem Sendermotto ‚anders fernsehen‘.“

Rede zur Literatur von Tanja Maljartschuk

Die zum Auftakt gehaltene Klagenfurter Rede zur Literatur von Tanja Maljartschuk, der Bachmannpreisträgerin des Jahres 2018, trägt den Titel „Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf“. Ebner, der die Rede bereits im Voraus gelesen hatte, zeigte sich „tief berührt“ davon: „Literatur hat ja mit Politik zu tun. Und die Rede ist eine wunderbare Kombination von Sprache und Sprachlosigkeit angesichts dessen, was in der Ukraine im Detail und überall auf der Welt passiert.“

ORF-Theater neu gestaltet

Klaus Wachschütz, Regisseur des Ingeborg-Bachmann-Preises: „In den letzten Jahren waren wir coronabedingt gezwungen, alternative Raum- und Veranstaltungskonzepte umzusetzen. Das war weder für uns noch für die Jury und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einfach. Das Epizentrum des Bewerbes ist nun wieder das ORF-Theater, in dem wir eine neu gestaltete Arena schaffen. Auch viele alte Bekannte werden dabei eine Rolle spielen, denn die Bachmannpreisträgerinnen und Bachmannpreisträger seit 1977 werden optisch im Bühnenbild präsent sein.“

Musilhaus in Klagenfurt
ORF
Das Musilhaus in Klagenfurt ist Schauplatz des Klagenfurter Literaturkurses

Sowohl die Lesungen wie auch die Jurydiskussionen werden heuer wieder im ORF-Theater durchgeführt werden. Im vergangenen Jahr war im Garten gelesen und im Saal diskutiert worden, worüber speziell die Jury nicht glücklich gewesen sei, hieß es am Mittwoch. Programmpunkte wie die Auslosung der Lesereihenfolge möchte man aber weiterhin im Garten durchführen, bekräftigte Wachschütz. Weiters werden die Teilnehmer hier auf die Entscheidung der Jury warten, und auch eine Band wird im Freien spielen. Der Park werde übrigens nach Ingeborg Bachmann benannt, erklärte der Klagenfurter Bürgermeister Scheider (Team Kärnten). Termin, wann das Elternhaus von Bachmann als Museum eröffnet werden kann, gebe es noch keinen: „Da muss sehr viel umgebaut und aufbereitet werden.“

26. Klagenfurter Literaturkurs

Der 26. Klagenfurter Literaturkurs findet von 25. bis 28. Juni 2023 im Musilhaus in Klagenfurt statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind in alphabetischer Reihenfolge:

Zwei Tutoren (Josef Winkler und Thomas Lang) und Tutorin Julia Weber betreuen die Teilnehmer. Weber nahm am Bachmannpreis 2021 teil – mehr dazu in Tutoren des Literaturkurses 2023.

Die Lesungen und Diskussionen im ORF-Theater und im Garten des Funkhauses in der Sponheimerstraße 13 stehen bei freiem Eintritt allen Literaturbegeisterten offen.