Theres Leber leitet die SOMA-Sozialmärkte in Kärnten, in denen Lebensmittel weit unter Marktpreisen an Bedürftige abgegeben werden. Die Kunden stehen dort immer länger in der Schlange, so Leber. Im Vergleichszeitrum 2022 habe man um 83 Prozent mehr Einkäufe, es seien nicht nur mehr Kundinnen und Kunden, sondern auch solche, die öfter kommen.

„Drei Wirtschaftszweige verantwortlich“
Das liegt wohl auch daran, dass Österreich derzeit im europäischen Spitzenfeld rangiert, was die Inflation und Lebensmittelpreise angeht. Schuld daran seien laut Statistik Austria vor allem drei Wirtschaftszweige, sagte Norbert Wohlgemuth vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Klagenfurt: „Die Energiewirtschaft, genauer gesagt, die Elektrizitätswirtschaft. Ein zweiter Preistreiber ist die Landwirtschaft, der dritte ist die Bauwirtschaft.“

Vor allem die Landwirtschaft zeigte sich im Studio – aber auch unter den Anrufern in der Sendung – empört, an der Preis-Misere mit Schuld zu sein. Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber: „Es will keiner schuld sein an der Teuerung, bei uns wie bei anderen hat es mit der Energie angefangen, die explodiert ist, die Treibstoffe, ohne die keine Nahrungsmittel produziert werden können und das ist ein Rattenschwanz. Die Genossenschaften sind auch in die Spirale gekommen, am Ende des Tages brauchen wir auch den Handel.“

Handel sieht keine Schuld bei sich
Aber auch der Kärntner Handel sieht keine Mitverantwortung an den hohen Preisen im Regal. Es gehe auch nicht darum, Schuldige zu suchen, sondern die Gesamtsituation zu verbessern, appellierte Raimund Haberl von der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer: „Wenn man Betriebsergebnis mit dem Stundeneinsatz abrechnet, viele würden darum nicht arbeiten gehen. Zu sagen, dass die Händler ein Körberlgeld einstreifen, ist eine Verhöhnung der Arbeitsleistung.“

Die amtliche Inflation in Österreich ist mit fast zehn Prozent extrem hoch, aber die gefühlte oft noch deutlich höher, sagte Hans Paul Pucker aus der Abteilung Wirtschaft und Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Kärnten. Die AK habe einen eigenen Preismonitor mit 40 Produkten wie Lebens- oder Reinigungsmitteln, Hygieneartkel. Es habe eine enorme Steigerung von März 2022 bis März 2023 von 30 Prozent gegeben. Manche Sachen seien um bis zu 90 Prozent teurer geworden.

Die Ansichten zu möglichen Lösungen waren bei den Diskutanten in der Streitkultur ähnlich verschieden, wie der Zugang zu den Ursachen. Preiskommissionen, mehr Sozialarbeit, keine Steuer auf Grundnahrungsmittel sind nur einige der genannten Ideen.
Streitkultur: Ganz schön g´schmackig?
Ein Punkt einte alle: Die Politik müsse ins Handeln kommen, dafür sei sie gewählt, so der Grundtenor im „Streitkultur“-Studio.