Museum des Nötscher Kreises in Nötsch
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Kultur

Drei Frauen und der Nötscher Kreis

25 Jahre Museum des Nötscher Kreises werden am 23. April mit einer Ausstellungseröffnung gefeiert. Im Mittelpunkt stehen Sebastian Isepp, Anton Kolig, Franz Wiegele und Anton Mahringer. Heute sind es drei Frauen, die hinter dem Museum stehen: Kuratorin Sigrid Diwald, Geschäftsführerin Birgit Kassel und Hausherrin Hermine Wiegele.

Ohne Wiegeles große Liebe zur Kunst hätte es dieses Museum nie gegeben: „Es war ein harter Weg, aber wenn man etwas angeht, was einem am Herzen liegt, dann gelingt es.“ Wiegele steht jeden Tag um 2.00 Uhr auf und geht in die Backstube. Bäckerei und Museum liegen in einem Haus. Es ist voll des Duftes nach frischem Brot und vielen anderen Köstlichkeiten.

Hermine Wiegele
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Hermine Wiegele

Auch mit 83 Jahren kann sich Wiegele ein Leben ohne Arbeit und schon gar nicht ohne Kunst vorstellen. Dabei geht es immer darum, diese Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen: „Kunst ist etwas, was man nie allein für sich beanspruchen kann. Man hat die Verpflichtung, sie mit jedem, der Freude daran hat, zu teilen, das hat mir mein Schwiegervater beigebracht.“ Vor 25 Jahren habe sie sich daher entschlossen, die Wohnung der Schwiegereltern zur Verfügung zu stellen. Wiegeles Schwiegervater war der Bruder des Malers Franz Wiegele.

Erinnerung an Franz Wiegele

Franz Wiegele gehört zu den Wegbereitern der Modernen Malerei in Österreich. Schon beim Studium an der Akademie für Bildende Künste in Wien lernte er auch Anton Kolig kennen. Er malte eines der berührendsten Bilder der Ausstellung in memoriam Franz Wiegele. Zu sehen ist ein Totenkopf, der daran erinnert, dass der Maler im Dezember 1944 bei einem Bombenangriff in Nötsch starb. Ihr Haus teilt Hermine Wiegele gerne mit der Kunst. Den guten Geist des Hauses darf man sie aber trotzdem nicht nennen: „Nein, das bin ich nicht, aber die Liebe dazu habe ich. Das ist meine Erfüllung. Jede Ausstellung ist für mich eine Riesenfreude.“

In memoriam Franz Wiegele von Anton Kolig
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In memoriam Franz Wiegele von Anton Kolig

Die Maler des Nötscher Kreises sind für ihre Porträts und Landschaften weit über die Grenzen Österreichs bekannt. Wer einmal Franz Wiegeles Porträt seiner Mutter gesehen hat, der wird diesen hellwachen, forschenden und ein wenig traurigen Blick nie mehr vergessen.

Wiegele hat sehr viel für zeitgenössische Kunst übrig. Im Parterre des Hauses begann sie schon mit kleinen aber feinen Ausstellungen. Zufrieden ist sie damit aber noch lange nicht: „Ich bin eine Visionärin, ich möchte ein Riesenmuseum in Nötsch machen, wenn es ginge.“

Franz Wiegeles Mutter
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Mutterporträt von Franz Wiegele

Bilder wie alte Bekannte

Sigrid Diwald gehört seit 2001 zum Museum des Nötscher Kreises. Auch ihre Augen strahlen wie die von Hermine Wiegele, wenn sie vom Museum und den Bildern, die sie bestens kennt, erzählt: „Die Familie Wiegele hat hier gewohnt, diese Räume werden heute genutzt. Es ist ein schönes Gefühl, das Auspacken, wenn die Bilder geliefert werden, ist ein Erlebnis. Man freut sich, alte Bekannte wieder zu sehen aber auch neue Werke, die aufgetaucht sind.“

Kuratorin Sigrid Diwald
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Sigrid Diwald

Gleich im ersten Raum hängen Winterbilder mit Schnee von Sebastian Isepp. Die drei großen Bilder nebeneinander zeigen, wie fast flächendeckende Weiß zu einer Landschaft voller Schönheit werden kann. Das mittlere Bild war noch nie im Museum in Nötsch zu sehen. Sie alle entstanden um 1910. Wichtig für den Nötscher Kreis war auch Anton Kolig, der Großvater des im November verstorbenen Künstlers Cornelius Kolig, sagte Diwald: „Wir haben heuer auch ein paar Schüler des Anton Kolig ausgestellt, Gerhard Frankl, Theodor Herzmansky und Wolfgang von Schaukal.“

Männlicher Akt von Theodor Herzmannsky
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Akt von Anton Kolug

Studieren beim Meister

Die Sommer 1921 bis 1923 verbrachte Theodor Herzmansky in Nötsch. Von Herzmansky sind in der Ausstellung auch drei männliche Akte zu sehen. Einer entstand 1921, vielleicht sogar in Nötsch. Die Darstellung eines gebeugten nackten Körpers, voller Spannung und Intensität. „Man hat sich im benachbarten Hotel Marko einen Saal gemietet, dort haben die jungen Künstler gemalt und Akte gezeichnet, auch die Farben selbst gemixt. Das war ein herrliches Ambiente, mit dem Meister zu studieren.“

Ein Selbstporträt, das Wolfgang von Schaukal 1923 malte, ist heute noch so frisch und lebendig wie vor 100 Jahren. Der letzte Raum des Museums gehört diesen Sommer ganz Franz Mahringer, dem jüngsten Maler des Nötscher Kreises, der 1931 ins Gailtal kam. 25 Jahre Museum sind ein Grund zum Feiern.

Geschäftsführerin Birgit Kassel
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Birgit Kassl

Subventionen steigen nicht ausreichend

Es stellt sich aber auch die Frage, wie wird und kann es weitergehen. Das bereitete Geschäftsführerin Birgit Kassl immer wieder Kopfzerbrechen: „Es ist in 25 Jahren nicht leichter geworden. Die Subventionen steigen nicht in der Höhe, in der die Preise steigen, das ist eine große Herausforderung. Mit 30.000 Euro mehr könnte ich ruhiger schlafen. Dann könnten wir auch einen Katalog machen und mehr Leihgaben bekommen. Der Transport ist sehr teuer worden.“ Ein Traum wäre es zum Beispiel, sich Leihgaben aus den USA leisten zu können oder ganz einfach größere Ausstellungen. Die Ausstellung „Impressionen“ ist bis 29. Oktober zu sehen.