Triebe werden zum Schutz mit Eis überzogen
ORF
ORF
Wirtschaft

Obstbauern sorgen sich vor Frost

Bis inklusive Freitag muss in Kärnten noch mit Frost gerechnet werden. Die heimischen Obstbauern sorgen sich, denn Frost im falschen Moment kann die Ernte eines ganzen Jahres vernichten. Deshalb wird derzeit alles getan, um die Triebe zu schützen.

Wegen des milden Wetters in den vergangenen Wochen trieben die ersten Obstbäume bereits aus. Mit dem Frost drohen nun Totalausfälle bei der Ernte. Auch diese Situation ist, wie auch schon in den vergangenen Jahren, eine Folge des Klimawandels. Die Pflanzen treiben früher aus und sind dann besonders frostempfindlich.

Angst der Obstbauern vor Frost

Frostberegnung unter minus zwei Grad

Auf dem Hof von Obstbauer Hans Innerhofer in Villach Landskron geben derzeit die Temperaturen den Takt vor. Fallen sie unter minus zwei Grad, beginnt die Frostberegnungs-Anlage zu arbeiten, so wie letzte Nacht. Stundenlang wurden die Apfelbäume künstlich beregnet und vereist, mit dem Ziel, die austreibenden Blütenknospen vor dem Frost zu schützen.

„Wenn Wasser gefriert, entsteht Wärme“, erklärt Obstbauer Hans Innerhofer die physikalische Wirkung der Vereisung: „Diese Wärme, die durch den laufenden Gefrierprozess aktiviert wird, schützt die Blüte.“

Obstbauer Hans Innerhofer
ORF
Obstbauer Hans Innerhofer

45.000 Liter Wasser pro Hektar

Es ist eine kostenintensive Maßnahme, die sich im Kampf gegen den Frost nicht jeder leisten kann. Pro Hektar werden 45.000 Liter Wasser benötigt, dank Tiefenbrunnen ist das hier möglich, sagt Innerhofer. Die Anlage hat er vor drei Jahren gemeinsam mit seinem Sohn Georg angeschafft, sie soll ihn auch heuer wieder vor größeren Frostschäden bewahren, die zu einer immer größeren Herausforderung werden.

„Es ist ein Existenzproblem. Wenn ich die Frostberegnung nicht hätte, wäre in den nächsten zwei bis drei Nächten sicher mit einem Totalausfall zu rechnen.“

Meteorologe Gerhard Hohenwarter von der Geosphere Austria
ORF
Gerhard Hohenwarter von Geosphere Austria

Problem ist die frühere Blüte

Dass Obstbauern wegen Frosts immer öfter um ihre Ernte bangen müssen, hat auch mit dem Klimawandel zu tun. Das Problem sei nicht der Frost Anfang April, sagte der Meteorologe Gerhard Hohenwarter von GeoSphere Austria, diesen Frost seien wir eigentlich gewohnt: „Das Problem ist, dass durch die milden Spätwinter die Vegetation immer früher in Gang kommt und die Blüte immer früher im Jahr kommt. Wenn dann natürlich ein Frosteinbruch kommt, ist das doppelt problematisch.“

Siegfried Quendler vom Obst- und Weinbauzentrum der Landwirtschaftskammer
ORF
Siegfried Quendler vom Obst- und Weinbauzentrum der Landwirtschaftskammer Kärnten

Obstbauzentrum: Sind 14 Tage früher dran

Auch im Obstbauzentrum in St. Andrä im Lavanttal kann man die Entwicklung bestätigen. Siegfried Quendler vom Obst- und Weinbauzentrum der Landwirtschaftskammer Kärnten: „Um diese Zeit hat es immer schon Frostnächte gegeben, nur war die Entwicklung der Pflanzen noch nicht so weit. Wir sind jetzt etwa zehn bis 14 Tage früher dran.“ Seit 2016 müsse jedes Jahr wegen der Frostnächte um die Pflanzen gezittert werden, sagte Quendler.

Kostengünstige Maßnahmen gegen den Kälteschaden gibt es nicht mehr. Auch bei Paraffinkerzen hat die Teuerung zugeschlagen, sagte Quendler: „Die Preise sind jenseits von 14 Euro pro Stück. Auf die Fläche umgerechnet brauche ich mindesten 200 bis 300 Stück, damit ich einen erkennbaren Erfolg habe. Das müsste und sollte sich dann beim Verkauf im Preis niederschlagen.“

Spargelernte mit Folientunnel
ORF
Folientunnel schützen den Spargel nur bedingt

Auch Spargelernte gefährdet

Die anhaltende Kälte kann auch zur Gefahr für die bevorstehende Spargelernte werden. Folientunnel schützen nur bedingt, einzelne Frostschäden gibt es auch hier schon. Nur eine zeitgerechte und rasche Ernte kann einen Wertverlust verhindern.