Philipp Steinhauser bei der Arbeit
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Bogenbauer aus den Nockbergen

Der Bogensport erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Auch Philipp Steinhauser aus den Nockbergen verschrieb sich ganz dem Bogensport. Seit einigen Jahren baut er auch seine eigenen Bögen und machte sich unter dem Namen „Rockhauser Archery“ in der Szene einen Namen.

Vergangenes Jahr brachte er auch ein Buch heraus, in dem er sein Wissen über diese Sportart und Denkanstöße für eine ausgeglichene, positive Denkweise, die nicht nur aktiven Bogensportlern bei der Ausübung ihrer Sportart behilflich sein kann, an Interessierte weitergibt.

Bogen und Pfeil
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Vom Bogensport zum Bogenbauer

Vor sieben Jahren zog Steinhauser mit seiner Familie aus Graz zurück in seine Heimat Kärnten und richtete hoch über dem Millstätter See seinen Lebensmittelpunkt ein. Das war die Ausgangsbasis für ein Handwerk, das für ihn seine liebste Freizeitbeschäftigung darstellt: der Bogenbau.

Ausgleich zum Beruf

Er war auf der Suche nach einem Ausgleich zu seinem damaligen Job als Software-Entwickler und wollte etwas Sinnvolles mit den Händen schaffen: „Das Bogenbauen ist wie ein Virus, der einen infiziert. Da war ich noch in Graz und dann sind wir am Wochenende hereingefahren. Das erste, was ich gemacht habe, aus dem Auto ausgestiegen und den Bogen heraus, im Dunklen noch mit einer Taschenlampe und Stirnlampe habe ich gearbeitet im Garten im Winter.“ Das war wie ein Fieber, so Steinhauser. Er nutzte jede freie Minute so entstanden bis jetzt an die 100 Bögen.

Bögen an der Wand
Rockhauser Archery
Insgesamt fertigte Philipp Steinhäuser 100 Bögen an

Egal ob traditionelle Holzbögen, osmanische Kompositbögen aus Horn, Tiersehnen und einem kleinen Holzkern oder laminierte Bögen aus modernem Material wie Fieberglas: Das Lernen hört für Steinhauser nie auf, wie er sagt. Fehler gehören dazu und sind der beste Lehrmeister, ist der 42-Jährige überzeugt.

Buch über Bogenbau geschrieben

Das brachte ihn auch auf die Idee, selbst ein Buch zu schreiben und so sein Wissen weiterzugeben. „Wenn man im Internet recherchiert und nach Büchern sucht, dann findet man natürlich Literatur, aber die war nicht immer nach meinem Geschmack. Man hat ganz viel Theorie und Geschichte. Es ist natürlich gut, das zu wissen, aber wenn man in der Werkstatt einfach loslegen will, ist es das für mich nicht gewesen. Da habe ich mir gedacht, ich lasse die ersten Jahre Revue passieren, mache ein Buch darüber aus der Werkstatt für die Werkstatt. Klein, handlich, kompakt und man kann dann eigentlich mit dem Bogenbau loslegen.“

Buch über Bogenbau
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Auch die Sehnen für die Bögen werden händisch gekordelt. Die Vielfalt der Arbeit zieht den Bogenbauer in seinen Bann: „Man nimmt das Holz in die Hand, schaut sich den Faserverlauf an und dementsprechend liegt da ein Bogen drinnen und den muss man finden. Wenn man den Bogen gefunden hat, dann arbeitet man ihn aus. Das ist das Spannende daran. Das heißt, es ist auf den ersten Blick ein Stück Holz, dem man eine Funktion gibt. Diese Funktion kann man nur geben, indem man die Natur und den Faserverlauf und alles, was darunter liegt, respektiert. Sonst wird der Bogen brechen.“

Exotische Holzart Osage

Während Esche, Ulme und Hasel zu den typischen heimischen Sorten zählen, arbeitet Steinhauser am liebsten mit einem Exoten: Osage heißt diese ursprünglich aus Amerika stammende Holzart, die schon die Ureinwohner einst wegen seiner Druck- und Zugstabilität zum Bogenbau nutzten. Während der k u. k-Monarchie wurde Osage nach Europa gebracht und für die Seidenraupenzucht verwendet. Heute kommt es vorwiegend in Ungarn vor. Steinhauser schätzt es wegen seines Charakters: „Beim Osage merkt man ganz stark, das ist wirklich nicht nach dem Lineal gewachsen. Diese Bögen sind dann wirklich gewunden wie eine Schlange, funktionieren trotzdem. Man kann wirklich mit Astlöchern arbeiten. Das ist das Spannende bei dem Holz.“

Philipp Steinhauser beim Bogen schießen
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Und bevor die Bögen neuen Besitzern übergeben werden, lässt es sich Steinhauser nicht nehmen, jedes fertige Werkstück höchstpersönlich zu testen.