Tablettenglas mit weißen Pillen
Milan – stock.adobe.com
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Gesundheit

Schmerzmittelversorgung ist gefährdet

Die Schmerzmittelversorgung in Österreich ist gefährdet. Vor allem starke Schmerzmittel für sehr kranke Menschen sind Mangelware. Das habe sich nach der Pandemie verstärkt, sagt der Intensivmediziner Rudolf Likar. Opioide seien oft nicht verfügbar. Eine Umstellung auf andere Medikamente sei oft wegen starker Nebenwirkungen nur im Spital möglich.

Betroffene sind etwa schwer kranke Kinder, für die es kein Schmerzpflaster mehr gibt oder Krebspatienten, deren starke Schmerzen nicht mehr gelindert werden können, jedenfalls nicht mit dem gewohnten Präparat.

Schmerzmittel Engpass

Starke Opioide nicht lieferbar

Likar leitet die Sektion Schmerz in der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin: „Durch die Pandemie und nach der Pandemie hat sich die Knappheit massiv verstärkt. Es geht um starke Opioide, die sind derzeit oft nicht verfügbar und nicht lieferbar.“ Und auch Medizinprodukte wie Schmerzpumpen und Schmerzkatheter seien derzeit nicht zu bekommen.

Zudem sei der Mangel nicht auf eine einzige Substanz beschränkt, sagte Likar: „Das ist mittlerweile zu einem täglichen Problem in der Schmerztherapie geworden, täglich sind Patienten betroffen. Einmal fehlt diese Substanz und einmal eine andere.“

Vertiefte Ausbildung nötig

Dann müsse man die Betroffenen auf andere Medikamente umstellen. Dafür müssen sie allerdings meist stationär behandelt werden- also im Spital. Das sei aber nicht ganz einfach, so Likar: „Oft besteht das Problem, dass das Schmerzmittel nicht so gut wirksam ist, dann muss man vielleicht die Nierenfunktion anpassen.“ Das geht allerdings nur dort, wo auch hochspezialisierte Schmerz-Expertise vorhanden ist, sagt Likar.

Das Problem sei, dass es österreichweit viel zu wenige Schmerz-Zentren gebe, kritisiert Likar. Auch in der Medizin-Ausbildung hapert es: „Aufgrund des Mangels an Medikamenten benötigen wir jetzt auch ein vertieftes Wissen in der Schmerztherapie. Hier ist auch eine vertiefte Ausbildung in der Schmerztherapie nötig, damit man sich mit den Substanzen auskennt und weiß, wie man einen Patienten umstellt.“

Wieder in Europa Schmerzmittel produzieren

Ein weiteres Problem sei, dass hierzulande einzelne Substanzen für die Schmerzmittelproduktion gar nicht zugelassen sind, sagte der Intensivmediziner. Gerade Österreich sei in diesem Bereich sehr restriktiv: „Es müssten sich die Apothekerkammer, die Ärztekammer, der Hauptverband der Sozialversicherungen und auch das Ministerium zusammensetzten und sich fragen, wie können wir vorgehen, wenn es Engpässe gibt, woher können wir Medikamente für die betroffenen Personen bekommen.“

So müsste etwa auch die Produktion von Schmerzmedikamenten wieder nach Europa verlegt werden, damit die Versorgung auch in Österreich wieder gesichert ist, fordert die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie.