Hund und Katze
JANEK SKARZYNSKI / AFP / picturedesk.com
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Tiere

Hunde und Katzen vegetarisch füttern?

Die Zahl der Vegetarier bzw. Veganer steigt. Diskussionen über Ernährung machen aber auch vor den Futterschüsseln von Haustieren nicht halt. Immer mehr Tierbesitzer möchten auch Hund oder Katze fleischlos ernähren. Dabei stellt sich die Frage, ob so eine Ernährung gesund, ausgewogen und artgerecht sein kann.

Tierarzt Volker Moser bestätigt, dass es auch in der Fachwelt Diskussionen und viele Meinungen darüber gebe, ob vegetarische Ernährung für Hunde gesund oder ungesund sei: „Es gibt sogar Fachleute, die der Meinung sind, dass Hunde aufgrund ihrer Evolutionsgeschichte und ihres Verdauungssystems darauf ausgelegt sind, Fleisch zu fressen. Andere wiederum sagen, man kann Hunde durchwegs vegetarisch ernähren, solange sie alle notwendigen Nährstoffe erhalten.“

Prinzipiell sind Hunde Carni-Omnivoren, also Fleisch-Allesfresser. Obwohl sie sich hauptsächlich von Fleisch ernähren, sind sie auch dazu in der Lage, pflanzliche Kost zu fressen und zu verdauen.

Zwei Welpen aus einem Wurf von fünf Tieren
ORF
Welpen sollten keinesfalls vegetarisch ernährt werden

Hunde fressen auch freiwillig Pflanzliches

Der überwiegende Teil der Ernährungswissenschaft stimme aber überein, dass es ein vom Menschen erzeugter Wunsch sei, Hunde fleischlos zu ernähren, sagte Moser. Gleichzeitig sei es aber auch Tatsache, dass Hunde auch freiwillig Pflanzliches fressen: „Wenn man etwa an Hunde auf Bauernhöfen denkt, ist es Fakt, dass sie vom getreidehaltigen Viehfutter oder vom sojahaltigen Viehfutter für die Nutztiere fressen. Da ist ein hoher Mais- und Sojaanteil dabei. Der Hund nimmt unter Umständen auch gerne solche Nahrungsmittel zu sich.“

Wenn auch die vegetarische Ernährung für einen erwachsenen Hund möglich sei, sei von einer rein pflanzlichen Ernährung im Welpenalter abzuraten, sagt der Tierarzt: „In der Zeit des Wachstums und der Entwicklung ist der junge Hund darauf angewiesen, eine möglichst artgerechte Fütterung zu bekommen.“ Diese artgerechte Ernährung sei auch im Tierschutzgesetz festgeschrieben, so Moser.

Pflanzliche Eiweiße und Kohlenhydrate

Die wissenschaftliche Faktenlage zur ausschließlich pflanzlichen Ernährung von Haustieren sei aber relativ dünn, so Tierarzt Moser: „Es ist schwierig und muss von Tierärzten oder Ernährungsberatern begleitet werden.“ Bei vegetarischer – und nicht veganer – Ernährung seien die pflanzlichen Protein- und Eiweißquellen Bohnen, Erbsen und Hülsenfrüchte, also Soja und auch Tofu.

Die Kohlenhydrate werden meistens Mais, Reis und Kartoffeln sein, sagt Moser. „Es ist wichtig, darauf zu achten, dass Hunde trotzdem auch Fleisch als wichtige Proteinquelle und Eisen bekommen. Das kann möglicherweise bei vegetarischer Ernährung nicht ausreichend und somit schwierig sein.“

Hund Devito
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Bei einem erwachsenen Hund kann eine vegetarische Ernährung möglich sein

Grund für vegetarische Ernährung im Einzelfall abklären

Bei vegetarischem oder veganem Futter, das im Handel zu kaufen ist, sollte ganz genau auf die Zusammensetzung geachtet werden, rät der Tierarzt. Ob vegetarische Ernährung tatsächlich hilft, bei einem Hund ein gesundes Gewicht zu halten oder andere Erkrankungen wie Diabetes zu vermeiden, sollte im Einzelfall abgeklärt werden, sagt Moser.

Tierhalter entscheiden sich vor allem aus ethischen Gründen für die vegetarische Ernährung ihrer Haustiere. In bestimmten Fällen könne das gesund sein, aber es habe auch Nachteile, so Moser: „Hier gibt es Untersuchungen, dass Nährstoffmängel vorkommen können, etwa Eiweißmangel und vor allem Vitamin B12 und Eisen und Zink, das im Fleisch enthalten ist. Das muss man sehr genau austarieren und auch kontrollieren lassen.“

Tigerkatze
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Katzen sind eindeutig Fleischfresser

Katzen sind eindeutig Fleischfresser

Bei Katzen sieht es anders aus, sagt Moser, Katzen seien eindeutig Fleischfresser: „Ein Unterschied liegt zum Beispiel im Gebiss und im Verdauungstrakt. Da sie Raubtiere sind, ist der Verdauungstrakt relativ kurz, denn diese tierische Eiweiße enthaltende Nahrung liegt nicht so lange im Magen und kann schnell und effektiv verdaut werden.“

Pflanzenfresser oder Allesfresser haben einen längeren Verdauungstrakt, sagt Moser, der auch dazu diene, dass die Magen-Darm-Passage, wo die Pflanzenfasern mit Hilfe von Mikroben und Bakterien aufbereitet werden, zeitlich möglich sei.

Katzen nicht vegetarisch ernähren

Das Argument, dass Katzen wohl auch vegetarisch zu ernähren seien, weil sie ja auch freiwillig Gras fressen, sei nicht haltbar, sagt der Tierarzt: „Das Grasfressen ist der Versuch einer Problembehebung. Etwa um erbrechen zu können und den Mageninhalt zu entleeren oder zu einer Art Darmreinigung. Aber in der Regel führt übermäßiger Graskonsum eher zu Problemen.“

Taurin kommt vor allem in tierischen Lebensmitteln vor und ist eine für Katzen lebensnotwendige Aminosäure. Hunde können den Stoff bis zu einem gewissen Grad selbst produzieren. Ein Taurinmangel kann bei Katzen zur Erblindung oder schweren Herzmuskelproblemen führen, sagt Moser. Eine vegetarische Ernährung von Katzen sei – bis auf Ausnahmen – nicht zu empfehlen.