Josef Winkler homestory zum 70. Geburtstag
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Kultur

Zur Sprache gefunden: Josef Winkler wird 70

Er hat sich aus der Enge seines Heimatdorfes in die Weltliteratur geschrieben. Seine Bücher wurden bisher in 18 Sprachen übersetzt. Am Freitag feiert Josef Winkler seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar sieht darin jedoch keinen großen Anlass zum Feiern.

„Ich war sehr früh besessen von Literatur und Sprache, wenn jemand von etwas besessen ist, kein Mensch kann das verhindern oder aufhalten“, so Josef Winkler. Der Schriftsteller tat, was fast niemand vermag: er hat, um das Menschliche, um den Menschen in sich zu retten, zur Sprache gefunden. Zu seiner Sprache.

Josef Winkler homestory zum 70. Geburtstag
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Sprache als Abwehr des eigenen Todes

„Es ist ein großes Glück Schreiben zu können, um die eigenen Geschichten, die müsse bei der Kindheit beginnen, sonst funktioniert das ja nicht, ausdrücken zu können dafür kann ich eine Sprache entwickeln, eine Form finden“, so der 70-Jährige. Die Sprache ist meine Salbe, mein chirurgisches Werkzeug, heißt es in Josef Winklers "Wortschatz der Nacht. In ihr, der Sprache, fallen Alltag und Apokalypse zusammen. Und sie ist immer schon Abwehr des eigenen Todes.

„In meinem Heimatdorf haben sich zwei 17-jährige Burschen, einen davon kannte ich gut, gemeinsam das Leben genommen. Da habe ich gespürt, das hätte mir auch passieren können und ich habe auch gespürt, ich muss zur Füllfeder greifen, um diese Sehnsucht, diese Angst abzuwehren“, erzählte Winkler.

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„Beten kann ich nicht mehr“

Bücher wie Karl Mays Winnetou oder Peter Handkes Hornissen machen Josef Winkler zuerst zum Leser. Der dann zum Schreibenden wird. Und schreiben lässt sich eben nur über das, was man kennt: Schuld, Angst – Glaubensverlust.

„Als damals Ernst Fuchs die Kapelle ausgemalt hat, hab ich ihn ab und zu besucht und ihm zugeschaut. Das finde ich sehr schön, gehe ab und zu rein, schaue öfter beim Julian Green vorbei, der dort in einer Gruft liegt. Das ist etwas ganz Schlichtes, Einfaches, Naives. So etwas mache ich statt dem Beten, beten kann ich nicht mehr.“

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„Hatte Glück meinen Weg zu finden“

Dem Bauernsohn aus Kamering, der ganz ohne Bücher hätte aufwachsen sollen, wenn es nach seinen Eltern gegangen wäre, wurde die Literatur zur Lebensretterin. Umso unverständlicher für den Büchner-Preisträger, dass Klagenfurt keine Stadtbibliothek besitzt: „Das ist sehr traurig und erbärmlich, für mich als Leser, besonders auch für mich als jemand, der in seiner Kindheit hat die eigenen Eltern bestehle müssen, um zu einem Buch, also zum Lesen zu kommen“, so Winkler.

Josef Winkler wird 70

Einer der mit seinen Werken immer wieder polarisiert, wird am Freitag 70 Jahre alt – der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler.

Es ist, wie Günther Grass es formuliert hat: Josef Winkler ist jemand, der nicht auch schreibt, sondern der existiert, um zu schreiben". Ich habe das Glück gehabt, den Weg selber finden zu können, mit einer gewissen Besessenheit, vielleicht sogar einer teuflischen Besessenheit“, so der Jubilar.

Freitagabend findet zum 70. Geburtstag von Josef Winkler im Musilmuseum in Klagenfurt ein Kelag erlesen statt, Josef Winkler wird aus einem Werk lesen.