Fotos Gretl Komposch
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Kultur

Grande Dame des Kärntnerliedes wäre 100

Vorne stehen und den Ton angeben – das machte die Kärntner Komponistin und Chorleiterin Gretl Komposch besonders gerne. Am 22. Februar wäre sie hundert Jahre alt geworden. Sie schrieb fast 400 Lieder, von denen viele zu Volksliedern wurden.

„Das Radl der Zeit“ ist ein Lied für die Ewigkeit, das Gretl Komposch anlässlich des 30. Geburtstages für ihre Tochter Hedi Preissegger komponierte. Diese sagt, es sei ihrer Mutter damit etwas Großartiges gelungen, weil jeder einmal in eine Zeit komme, in der er darüber nachdenke, wie viel Zeit überhaupt noch für einen bereitgehalten werde.

Die Grande Dame des Kärntnerlieds starb 2019 im Alter von 96 Jahren. Was bleibt sind ihre Lieder, die in ihrer Tradition mehr denn je weiterleben. In einem Fernsehinterview im Jahr 2003 sagte sie, es sei eine Art Eingebung, die sie beim Komponieren habe: „Man weiß dann gar nicht, wie man dazu kommt – genau so, wie ein Maler seine Bilder malt.“

100. Geburtstag Gretl Komposch

Aus Therapie-Singgruppe wurde Grenzlandchor

Gretl Komposch formte ab 1947 aus einer mitunter therapeutischen Singgruppe für Kriegsheimkehrer ihr Lebenswerk: den Grenzlandchor Arnoldstein. „Wir haben falsch gesungen, aber das war egal. Hauptsache es wurde gesungen“, sagte sie einst über die Anfänge.

„Sie ließ sich von niemandem verunsichern. Das finde ich ganz toll für eine Frau zur damaligen Zeit. Es war der richtige Weg“, so Hedi Preissegger, die in die Fußstapfen ihrer Mutter trat und aktuell den Arnoldsteiner Grenzlandchor leitet.

Hedi Preisegger
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Hedi Preissegger mit Fotos ihrer Mutter Gretl Komposch

„Habe viel Freude gegeben und bekommen“

Internationale Konzertreisen machten den berühmtesten Kärntner Chor sogar weltberühmt. In Österreich war Gretl Komposch unter anderem Stammgast bei Entertainer Heinz Conrads. Ein großes Anliegen war ihr ein ganzes Leben lang, die breite Masse für das freie Singen zu begeistern: „Es war eine schöne Zeit. Ich habe dadurch viel Freude gegeben und empfangen. Es ist schön, wenn man das weiß.“

Gretl Komposch wollte ihr ganzes Leben lang den Ton angeben – auch fast kraftlos am Sterbebett, erinnert sich ihre Tochter: „Das hat mich sehr berührt und ich musste weinen. Das ist meine letzte Erinnerung an sie.“

Zum Nachhören: „Heimatklang“ über Komposch