Die Arbeit als Schmuckdesignerin faszinierte Riebenbauer schon immer. So lag es für sie nahe, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Sie absolvierte in Graz ein zweijähriges Kolleg für Kunst, Design und Metallgestaltung. Nach der Lehre arbeitete sie als Schlosserin: „Dann kam der Lockdown und ich fing wieder an, Schmuck zu machen.“
Einerseits sind es Schmuckringe und Ohrschmuck aus Silber – andererseits nimmt mittlerweile ihr zweites Standbein eine immer größere Rolle in ihrem Auftragsbuch ein: Kunstvoll gestaltete Fingerschienen. Die 41-Jährige fand in ihrer Herstellung ihre see Berufung, wie sie sagt: „Für mich ist es voll schön, Schmuck zu machen und etwas Schönes zu erschaffen. Die Finger- und Gelenksschienen haben einen Mehrwert.“
Eigener Unfall führte zu Geschäftsidee
Ausschlaggebend dafür, dass sie sich in dieser Nische spezialisierte, war ein schmerzhafter Arbeitsunfall, der sie dazu brachte, nach Jahren als Schlosserin einen neuen Weg einzuschlagen: „Ich riss mir zwei Gelenkskapseln aus, die nicht optimal zusammenwuchsen. Dadurch konnte ich meine Finger sich nicht richtig durchbiegen.“ Ihre Ergotherapeutin brachte sie auf die Idee, Schienen aus Silber zu fertigen.
Mit „Thermopolast“, der mit heißem Wasser formbar gemacht wird, entstehen die Modelle dafür: „Man kann schon gut nachjustieren und einstellen und selber nochmal schauen, wie es passt. Ich habe viele Kunden mit Arthrose und Arthritis oder Rheuma. Irgendwie ist die Krankheit an sich schon recht schwierig, wenn man sieht, wie die eigenen Hände verkrüppeln. Das macht, glaube ich schon, einen großen Unterschied, ob man jetzt ein Schmuckstück trägt oder jedes Mal, wenn man hinschaut, daran erinnert wird, dass man eigentlich eine Krankheit hat. Ich glaube da spielt die mentale Komponente schon eine große Rolle.“
Enge Zusammenarbeit mit Ergotherapeutinnen
Riebenbauer ist der kreative Geist dahinter – die medizinisch fundierte Vorlage für ihre Kreationen liefern Ergotherapeutinnen, mit denen sie in engem Austausch steht: „Es ist nicht nur ästhetisch, sondern es tut schon auch was. Ich arbeite zu 80 Prozent mit Ergotherapeuten zusammen. Meistens läuft es so ab, dass sie mich weiterempfehlen. Dann fertigen sie mir eine Musterschiene an und die Kunden bringen sie mir vorbei oder schicken sie mir. Ich habe auch Kunden aus Deutschland oder aus Wien oder so. Dann fertige ich das nach dem Muster an.“
Andrea Moser ist eine der Ergotherapeutinnen, mit denen Sandra Riebenbauer zusammenarbeitet. In ihrer Praxis in St. Veit an der Glan ist sie mit unterschiedlichen Krankheitsbildern konfrontiert. Egal ob bei Deformationen nach Unfällen, Gelenksfehlstellungen durch Rheuma, Arthrose und Arthritis oder Vernarbungen, die zu krummen Fingern führen – für jede Patientin passt sie eine flexible Schiene an.
Stylisches Accessoire statt Stigmatisierung
„Typisch ist dieser Schusterdaumen, wenn das Grundgelenk vom Daumen her eingezogen ist. Ich weiß dann, wie es aussehen soll, damit das Gelenk stabilisiert wird. Sandra ist für die Materialauswahl und das Kreative zuständig. Das Schienentragen macht ja eine Erkrankung offensichtlich, aber einen coolen Ring zu tragen sticht im positiven Sinn heraus“, sagt Ergotherapeutin Andrea Moser.
Auch Annemarie Puschitz aus Treffen suchte nach einem Radunfall berufsbedingt nach einer resistenten Alternative für ihre therapeutische Schiene aus Thermoplast: „Ich bin in der Pflege tätig und mit Desinfektionsmitteln und aus hygienischen Gründen ist das Silber doch etwas hygienischer und besser zu desinfizieren. Es schaut auch schöner aus.“
Es ist Schmuck für die Seele, den Sandra Riebenbauer unter der Abkürzung „Sarie“ in ihrer Werkstatt am Millstätter See anfertigt und damit den Alltag ihrer Kundinnen und Kunden etwas erleichtern will.