Rotkehlchen mit Mehlkäferlarve
Tiere

Rotkehlchen beginnt schon mit Balz

Obwohl der Schnee schön langsam zu schmelzen beginnt, sind manche Vögel noch auf Fütterung angewiesen, wie auch das Rotkehlchen. Es stellt sich jedoch schon auf die Balz ein. Beim ersten Vogelgesang in der Früh und am Abend ist das Rotkehlchen ganz vorne mit dabei. Hier umgarnen die Weibchen die Männchen.

Mit melodischem Gesang startet das Rotkehlchen in die neue Balzsaison. Temperaturabhängig können schon im Jänner die ersten Gesänge erklingen. Das war heuer auch der Fall, so Andreas Kleewein, Biologe und Geschäftsführer von BirdLife Kärnten: „Das Rotkehlchen beginnt sehr zeitig in der Früh zu singen, fast zeitgleich mit der Amsel eine Stunde vor Sonnenaufgang. Das Rotkehlchen kann aber den ganzen Tag über singen, Hauptaktivität ist dann wieder am Abend bis ca. eine Stunde nach Sonnenuntergang.“

Singendes Rotkehlchen
Singendes Rotkehlchen

Imitation anderer Singvogelrufe

Rotkehlchen können den Ruf von anderen Vogelarten hervorragend imitieren, wie beispielsweise von Amsel, Kohlmeise oder Buchfink: „Sie haben ein breites Gesangsrepertoire. Von den Warnrufen bis hin zu Bettelrufen oder Verständigung mit den Jungvögeln ist das relativ komplex. Deswegen wurden Rotkehlchen einst gerne in der Stube gehalten, damit sie den Menschen mit ihrem Gesang erfreuen.“

Bereits im Dezember beginnt das Rotkehlchen mit der Paarfindung: „Männchen und Weibchen lernen einander kennen, stellen sich aufeinander ein, um im Frühling nach allen Balzritualen gemeinsam die Brut beginnen.“ Die eigentliche Balz beginnt mit dem Eindringen des Weibchens in das Revier eines Männchens, sagte Kleewein: „Das Männchen ist zuerst etwas desinteressiert und gibt sich nicht gleich mit dem Weibchen ab. Das Weibchen bemüht sich aber sehr und irgendwann beginnt das Männchen, zu singen. Neben aggressivem Verhalten, wo es das Weibchen auch etwas harscher angeht, ist es aber auch gespickt mit liebevollen Einheiten und vor allem Gesang.“

Gelege des Rotkehlches
Nesthöhle eines Rotkehlchens mit Eiern

Drei Gelege pro Saison möglich

Rotkehlchen singen von höheren Warten aus, das können Bäume oder Sträucher sein, von wo aus der Gesang weit zu hören ist. Auch für den frühen Beginn der Balz gibt es eine Erklärung: „Es führt eine monogame Saisonehe. Innerhalb eines Jahres bleiben Männchen und Weibchen zusammen.“ Das Rotkehlchen hat zwei bis drei Gelege in der Saison: „Ab April wird das erste Gelege abgelegt und eineinhalb Monate später kann es schon zum zweiten Gelege kommen. Das dritte Gelegte kann, je nach Witterung und Nahrungsangebot, im Juni oder Juli folgen.“

Das Nest sei gut ausgefüllt und gepolstert, so Kleewein. Es müsse gut geschützt und nicht gleich erkennbar sein. Es liegt auf dem Boden und sei eine kleine Halbhöhle. 13 bis 15 Tage dauert die Brut, drei bis sieben Eier sind möglich: „Nach zwölf bis 15 Tagen verlassen die geschlüpften Jungvögel das Nest. Sie werden einige Zeit von den Eltern weiter gefüttert, weil sie noch nicht wirklich flugfähig sind.“

Männchen füttert Weibchen und Jungvögel

Das Männchen hilft entscheidend bei der Fütterung mit: „Sitzt das Weibchen schon am zweiten Gelege füttert das Männchen das Weibchen und die Jungvögel des ersten Geleges.“ Das Brüten obliegt dem Weibchen. Wenn die Jungen geschlüpft sind, werden sie die ersten sechs Tage vom Weibchen gehudert: „Das bedeutet, sie wärmt die Jungen und wird vom Männchen gefüttert. Die Eischalen werden weit weg vom Nest abgelegt, damit es keinen Hinweis für Fressfeinde auf Nest oder Jungvögel gibt.“ In den ersten Tagen fresse das Weibchen noch den Kot der Jungen, der später auch aus dem Nest transportiert werde, so Kleewein.

Rotkehlchen mit Mehlkäferlarve
Rotkehlchen mit einer Mehlwurmlarve

Viele Fressfeinde lauern auf Eier und Jungvögel

Das ist notwendig, da das Nest am Boden liegt und das Rotkehlchen viele Feinde hat, darunter Rabenvögel, Hermeline, Füchse, Wiesel, Marder und Dachse. Sogar Schnecken und Laufkäfer können den Bruterfolg beeinträchtigen: „Denn die Jungvögel sind nicht in der Lage, sich vom Schleim der Schnecke zu reinigen. Laufkäfer können die Jungvögel außerdem anknabbern.“ Erwachsene Tiere können sich durch die Schockmauser ein wenig vor Angreifern schützen, sagte Kleewein: „Eine Schockmauer ist so zu verstehen, wenn sich ein Fressfeind nähert und Gefahr droht, wie eine Katze, die ein Rotkehlchen schon im Maul hat. Das Rotkehlchen verliert den überwiegenden Teil der Federn und muss innerhalb einer kurzen Zeit die Federn nachwachsen lassen.“

Der Bestand des Rotkehlchens ging in Kärnten aufgrund der vielen Gefahren leicht zurück. Dazu zählen auch saure Böden. Sie seien ein gefährlicher Faktor, weil die Rotkehlchen überwiegend Bodenbrüter seien und die Böden Einfluss auf die Reproduktion und den Bruterfolg haben.