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Gesundheit

Erstmals Pflegefachassistenz mit Matura

Erstmals kann an berufsbildenden höheren Schulen nicht nur mit der Matura, sondern auch mit der Pflegefachassistenz abgeschlossen werden. Angeboten wird die neue Schulform an der HLSP Spittal und der HLSP Wolfsberg ab dem nächsten Schuljahr, im September 2023.

Es ist eine einfache Rechnung: Immer mehr alten Menschen müssen irgendwann von immer weniger jungen Menschen gepflegt werden. Das bedeutet: Es braucht mehr Pflegekräfte. Rund 11.000 sind derzeit im Pflegebereich beschäftigt, viele arbeiten aber nur in Teilzeit. Bisher war eine Ausbildung als Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz nur in privaten Schulen der Caritas und der Diakonie möglich, das wird nun geändert und die Ausbildung auch an öffentlichen Schulen ermöglicht.

Alterspyramide kehrt sich um

Gab es in Kärnten im Jahr 1961 noch 10.700 Geburten, sind es aktuell nur noch rund 4.700 Geburten pro Jahr. Die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen steigt zeitgleich rapide – hinzu kommt der Trend hin zur Teilzeit: Von 11.203 in der Pflege tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kärnten sind dem Land zufolge nur 4.515 in Vollzeit beschäftigt. Letzter Punkt, die kollektivvertraglich vereinbart sinkende Wochenarbeitszeit (37 Stunden).

Kärnten benötigt 400 Absolventen pro Jahr

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz: „Es gilt also, für die Pflegeberufe und Betreuungsberufe unterschiedliche Andockmöglichkeiten zu schaffen“ – also für Heimhilfen, Pflegeassistenten, Pflegefachassistenten, Diplomierte Pflegefachkraft mit Bachelor. Aktuell befänden sich 1.744 Personen in einer Pflege-Ausbildung. Laut Bedarfsstudie der Gesundheit Österreich benötige Kärnten pro Jahr rund 400 Ausbildungsabschlüsse.

Mit den beiden neuen, öffentlichen Schulstandorten in Spittal und Wolfsberg werde Kärnten ab September quasi flächendeckend aufgestellt sein. An privaten Schulen – in der Caritasschule in Klagenfurt und an der Diakonieschule in Waiern – ist die Ausbildungsform Pflegefachassistenz mit Matura schon seit 2020 im Rahmen eines Pilotprojektes möglich. Die GuK-Schulen konnten nun auch für die fachpraktische Berufsausbildung als Kooperationspartner gewonnen werden.

Das Land Kärnten übernimmt seit September 2022 das Schulgeld in den beiden Privatschulen. Ebenfalls seit Herbst 2022 wird die Ausbildungsprämie in Höhe von 600 Euro netto pro Monat ausgezahlt. 588 Schülerinnen und Schüler nehmen davon Gebrauch. Hinzu kommen 60 PFA-Schüler, die das Anstellungsmodell (mit 1.000 Euro netto pro Monat) gewählt haben. Über das AMS gibt es vor allem für Um- und Quereinsteiger Fachstipendien oder Bildungskarenzmodelle.

Ein bis zwei Pflegeklassen als Ziel

Wie Bildungsdirektorin Isabella Penz sagte, sei es das Ziel, an den beiden Schulstandorten ein bis zwei Klassen als „Pflegeklassen“ zu eröffnen: "Realistisch gehen wir ab September von je einer Klasse mit jeweils maximal 30 Schülerinnen und Schülern aus.“ Auch die Caritas- und Diakonieschule machten auf die dringend notwendige Anmeldung aufmerksam: 14- und 15-Jährige seien aufgerufen, sich für diesen neuen Schultyp anzumelden. Die erweiterte Anmeldungsfrist laufe bis Ende Juni.