Ärzteteam beim MRT
ORF
ORF
Gesundheit

Plädoyer für mehr Krebsvorsorge

Eine aktuelle IMAS-Studie zeigt vor dem Weltkrebstag am Samstag, dass die Gefahr unterschätzt wird. Nur 17 Prozent der Befragten glauben, dass Krebs für sie persönlich eine Gefahr darstellt. Dementsprechend wenige gehen zur Vorsorge. Ein möglicher Weg wären finanzielle Anreize.

Studienautor Paul Eiselsberg sagte zu den Ergebnissen, dass man davon ausgehen müsse, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht erreicht werde. Es wäre aber notwendig, diese Gruppen zu erreichen. Man brauche ein Anreizsystem und eine Struktur, Menschen an die Vorsorge zu erinnern. Finanzielle Anreize seien gut steuerbar, so Eiselsberg.

Impfungen gegen Krebs

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache. Dass es einen selbst treffen könnte, glauben aber die wenigsten. In Kärnten bekommen jährlich bis zu 3.500 Menschen die Diagnose Krebs. Vor allem Männer und Menschen unter 30 schätzen ihr Risiko als gering ein und gehen wohl auch deshalb am seltensten zur Krebsvorsorge. Theresa Neumann von der Kärntner Krebshilfe sagte, man könne schon Kinder ab neun Jahren gegen HPV impfen lassen. Humane Papillomaviren lösen verschiedenste Krebsarten bei Mann und Frau sowie Genitalwarzen aus.

Plädoyer für bessere Krebsvorsorge

Man könne sich auch gegen Hepatitis B impfen lassen. Ab dem 20. Lebensjahr könne man jährlich einen Krebsabstrich und ab 30 alle drei Jahre einen HPV-Test machen lassen. Ab 50 könne man die Prostata regelmäßig untersuchen lassen und eine Darmspiegelung werde ab dem 45. Lebensjahr empfohlen so Neumann. Für Frauen ab 40 werde alle zwei Jahre eine Mammografie empfohlen.

Zu wenige gehen zur Hautkrebsvorsorge

Früh erkannt wären viele Todesfälle durch Krebs vermeidbar. Dazu gehören Darm- und Gebärmutterhalskrebs und auch der Hautkrebs, der vor allem bei Menschen zwischen 16 und 34 Jahren zur dritthäufigsten Krebsart gehört. Trotzdem gehen nur drei von zehn jungen Erwachsenen zur Muttermalkontrolle. Nicht durch Vorsorge vermeiden lassen sich dagegen Krebsarten wie Brustkrebs oder Prostatakrebs, umso wichtiger ist hier die Früherkennung.

Kritik an „positiv Denken“

Die im Umfeld von Erkrankten oft gestellte Frage nach dem Warum und die Forderung, doch bitte positiv zu denken, schätzen Experten mittlerweile als eher kontraproduktiv ein, so Sigrid Pemberger-Mike, klinische Psychologin und Psychotherapeutin. Das könne enormen Stress auslösen und helfe bei der Krankheitsverarbeitung gar nicht.

Neben Vorsorge und Früherkennung spielt vor allem ein gesunder Lebensstil eine Rolle. Fast die Hälfte aller krebsbedingten Todesfälle in Europa könnte durch mehr Bewegung, gesundes Essen und weniger Rauchen und Alkoholkonsum vermieden werden.

„Luft nach oben“

Primarius Hans Jörg Neumann vom Elisabethinen Krankenhaus, Präsident der Kärntner Krebshilfe, sagte im „Kärnten heute “-Studio am Freitagabend, bei der Zahl der Früherkennungs-Untersuchungen sei noch viel Luft nach oben. Man sehe, dass eine Strukturvorgabe in Form eines Passes und ein finanzieller Anreiz die Zahlen verbessern könnten.

Primar Hans Jörg Neumann
ORF
Hans Jörg Neumann

„Geniale Immuntherapie“

Zur Behandlung sagte er, die Immuntherapie habe in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Man könne sie für immer mehr Krebsarten einsetzen, sie aber nicht für jeden Tumor geeignet. Das müsse getestet werden. Wenn man sie aber einsetzen könne sei sie hoch effektiv: „Der Mechanismus ist genial. Das Immunsystem macht dauernd Zellen ausfindig, die sich entarten wollen und vernichtet sie. Gewinnt der Krebs aber die Oberhand, indem er sich vor dem Immunsystem versteckt, kann man mit dieser neuen medikamentösen Methode den Krebs für das Immunsystem wieder sichtbar machen. Der Körper selbst vernichtet den Krebs dann.“

Studiogespräch Hans Jörg Neumann

Ganz besiegen werde man den Krebs in den nächsten Jahrzehnten nicht, aber die Heilung könne man vorantreiben, so Neumann.