Giftige Kupferschlange
Helga Happ
Helga Happ
Tiere

Retter der Reptilien stoßen an Grenzen

Die Anzahl der gestrandeten Reptilien in Kärnten hat sich in den letzten 15 Jahren verfünzehnfacht und ist daher durchaus alarmierend. In der Auffangstation des Landes Kärnten beim Reptilienzoo Happ werden diese Reptilien zwar aufgenommen, aber auch das wird immer schwieriger.

„Wir haben uns gezwungen gesehen, eine Ausstellung zu machen, weil wir so viele Tiere bekommen, dass wir uns damit nicht mehr aussehen. Wir möchten gerne auf unsere Situation aufmerksam machen und vor allem auch die Menschen aufmerksam machen, dass sie es sich wirklich überlegen, bevor sie sich ein Reptil anschaffen. Die Zoos und Auffangstationen wirklich sind voll", sagt Helga Happ von Reptilienzoo in Klagenfurt.

Die Zunahme der Zahl abgegebener Tiere ist unvorstellbar: „Da, wo wir vor 15 Jahren vielleicht 14 Tiere hatten im Jahr haben wir jetzt oft mehr als 600. Das ist mehr als jeder Zoo oder jede Auffangstation verkraften kann.“

Verletzter Königspython
Helga Happ
Verletzte Tiere, wie diese ungiftige Riesenschlange, werden oft abgegeben. Sie war mit Brandwunden bedeckt.

Immer öfter von Viren und Bakterien befallen

Wenn die Reptilien ankommen müssen sie die erste Zeit in der Quarantänestation verbringen. Krankheiten bei Reptilien kommen nämlich immer häufiger vor. Laut Happ seien sie immer öfter von Viren und Bakterien befallen. „Das ist für unseren Tierbestand eine große Gefahr. Die können all unsere Tiere auslöschen.“

Zu so einem Vorfall kam es bereits im Reptilienzoo in Klagenfurt, so Happ: „Vor allem bei den Schildkröten ist es in den letzten Jahren so, das in Kärnten mehr als 50 Prozent der Schildkröten Herpesträger sind.“ Es könne sein, dass das Tier nicht daran sterbe, aber die anderen Tiere anstecke und diese dann daran sterben. „Das ist uns bei einer Gruppe Breitbandschildkröten passiert. Wir haben ein fremdes Tier dazugetan, weil es gesund und schön aussah. Dann sind uns alle Tiere bis auf den Neuzugang gestorben.“

150 vom Zoll beschlagnahmte Reptilien
Helga Happ
Von den Zollbeamten in Schwechat beschlagnahmte Reptilien, 150 Stück an der Zahl

Tiere, die in Wien-Schwechat beschlagnahmt werden, werden zum Teil in den Tiergarten Schönbrunn gebracht. Viele landen im Klagenfurter Reptilienzoo.

Giftige Klapperschlange
Helga Happ
Crotalus atrox: In Klagenfurt beschlagnahmte giftige Klapperschlange.

Weitervermittlung oft schwierig

Wenn die Tiere jedoch gesund sind bemüht sich Happ um deren Weitervermittlung: „Ich habe Österreich und in Slowenien einen Tierhändler, ich habe Zoos im ehemaligen Ostblock, die wenig Geld haben und froh sind, wenn sie Tiere bekommen. Aber auch sie fangen schön langsam an die Augen zu verdrehen, wenn ich anrufe und sage, dass ich 80 Schlangen oder 60 Echsen abzugeben hätte. Das wirkliche Problem ist, wohin mit den Tieren.“

Manche Tiere kommen in den Handel zurück: „Ich finde das vernünftiger, als wenn immer wieder neue Tiere eingeführt werden. Obwohl mir die Tiere dann natürlich leid tun, weil man nicht weiß, wohin sie kommen. Aber das haben nicht wir verursacht, sondern das sind die Menschen, die die Tiere kaufen und sie nach kurzer oder längerer Zeit wieder abstoßen.

Tiere aus unterschiedlichen Gründen abgegeben

Der Zustand der Tiere ist ganz unterschiedlich, erklärt die Reptilienexpertin. Es gebe Todeskandidaten, die zum Sterben zu ihr gebracht werden.

Sterbenskranke Bartagame
Helga Happ
Kranke Australische Bartagame, die nicht mehr zu retten war.

„Es kommen verletzte und von Wärmelampen verbrannte Tiere. Es kommen auch Tiere, die in einem einwandfreien Zustand sind, wo sich einfach die Besitzer nicht mehr in der Lage fühlen, sich um sie zu kümmern.“

Giftige Hornotter
Helga Happ
Giftige Hornotter, die in Oberösterreich illegal gehalten wurde. Sie biss den Besitzer, der an den Folgen starb. Das Tier wurde beschlagnahmt und in Klagenfurt untergebracht.

Viele Auffangstationen in der Krise

Manche können auch die Energiekosten nicht mehr tragen. Viele finden das Tier dann auch irgendwann einfach langweilig und möchten es loswerden. Nicht nur in Kärnten ist die Situation alarmierend, sondern in ganz Österreich. Hinzukommt noch die Energiekrise, denn Reptilien haben es natürlich gerne warm. „In Oberösterreich musste die erste Auffangstation schließen, weil sich der Inhaber die Erhaltungskosten nicht mehr leisten konnte. Das wird ein Problem für uns andere, weil wohin dann mit den Tieren?“, so Happ.

Vor kurzem erhielt sie einen Anruf von einer Polizistin aus Linz, die eine Unterkunft für Krokodile und Riesenschlangen suchte. „Ich musste sagen, dass ich sie nicht aufnehmen kann. Wir haben in Kärnten so einen großen Andrang an Tieren, die abgegeben werden, dass ich von den anderen Bundesländer nichts mehr annehmen kann.“

Großteil der Kosten übernimmt Reptilienzoo selbst

Ohne Unterstützung von außen könnte die Reptilienauffangstation des Landes nicht überleben. „Die Familie Glock unterstützt uns schon seit Jahren und ohne ihre Unterstützung wäre es nicht möglich, in dieser Form die Auffangstation zu führen. Die Kärntner Landesregierung unterstützt uns, aber den größten Teil der Kosten trägt der Reptilienzoo Happ selbst. Wir stellen das Personal, die Räume und auch die finanziellen Mittel, um die Tiere ärztlich behandeln zu lassen. Wir übernehmen auch die Futterkosten.“

Damit weitere abgegebene Tiere vermieden werden können sollte man sich vor der Anschaffung überlegen, ob man das Tier artgerecht halten kann und „ob man die Nerven hat, das Tier auch dann zu behalten, wenn es krank ist und wenn man alleine ist bei der Versorgung.“

Betreuung für Notfälle gefragt

Bei Reptilien sei es ratsam, bereits im Vorfeld nach einem geeigneten Pflegeplatz oder einer Betreuungsperson zu suchen, für den Fall, dass man als Besitzer krank wird oder einmal auf Urlaub fährt, so Happ: „Auf mein Häschen schaut die Oma, aber auf die Schlange wahrscheinlich nicht.“ Außerdem leben Reptilien sehr lange: „Eine Schildkröte wird zwischen 50 und 75 Jahre alt. Das heißt, sind Ihre Kinder damit einverstanden, dass sie das Tier dann einmal übernehmen?“

Bei Schlagen gelte es zu beachten, dass jedes Tier, das in Österreich nicht das Haustier zählt, binnen 14 Tagen bei der Behörde – Magistrat oder Bezirkshauptmannschaft – gemeldet werden muss.

Nahrungsbeschaffung nicht immer einfach

Auch die Nahrungsbeschaffung sei nicht immer einfach. „Schlangen fressen Mäuse und Ratten, Echsen Insekten. Sie müssen bedenken, dass auch das Futter teuer ist und sich vielleicht nicht das ganze Jahr über leicht beschaffen lässt, weil es die Tierhandlung nicht immer parat hat.“

Die Haltung von Gifttieren ist in Kärnten verboten: „Ich kann nicht einfach eine Schlange, die gefährlich oder giftig ist, aufnehmen. Zu den gefährlichen Schlagen zählen auch Riesenschlangen, die länger als drei Meter werden. Sie sind nicht giftig, aber trotzdem gefährlich.“ Mehr darüber kann man ab 10. Februar in der Sonderausstellung im Reptilienzoo Happ in Klagenfurt erfahren.