Haselmaus klammert sich an Zweig fest
apodemus – Privates Institut für Wildtierbiologie
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Tiere

Die Tiere des Jahres 2023

Naturschutzorganisationen und wissenschaftliche Gesellschaften haben besondere Vertreter der österreichischen Tierwelt zu Tieren des Jahres 2023 gekürt. Darunter sind die streng geschützte Haselmaus, das Braunkehlchen und das Landkärtchen. „Alien“ des Jahres ist der Signalkrebs.

Die Haselmaus ist laut Tierarzt Volker Moser ein niedliches Tierchen, sandfarben, mit abgerundeten Ohren und schwarzen Augen. Die Körperlänge des Nagers beträgt etwa 15 Zentimeter, die Hälfte davon entfällt auf den buschigen Schwanz. Die Haselmaus ist allerdings keine Maus, wie ihr Name vermuten lassen könnte, sondern ein nachtaktiver Nager aus der Familie der Bilche. Bilche schauen einerseits Mäusen, andererseits Eichhörnchen sehr ähnlich.

Wann schläft die Haselmaus?

Bilche werden auch Schläfer genannt: „Sie schläft, aber nicht in der Nacht. In der Dämmerung und der Nacht ist die Haselmaus wach und aktiv, streift umher und futtert dann Knospen, Blüten, Insekten, Beeren, Nüsse sowie Samen. Tagsüber schläft sie dann in ihrem kugelförmigen Nest, das auch Kobel genannt wird.“

So verbringt die Haselmaus ihre Zeit aber nur von Mai bis Ende Oktober. „Und dann hält sie Winterschlaf. Sie rollt sich in einem gut isolierten Kugelnest zusammen und senkt ihre Körpertemperatur von 37 Grad Celsius auf nur vier Grad. Die Herzschlagrate verlangsamt sich auf ein Zehntel, und die Haselmaus macht in dieser Zeit auch nur alle paar Minuten einen Atemzug. Das reicht aus, um ihren minimalisierten Stoffwechsel zu erhalten.“

Fotostrecke mit 12 Bildern

Haselmaus
Tier des Jahres: Haselmaus
Landkärtchen
Josef Limberger
Schmetterling des Jahres: Das Landkärtchen
Huchen
Clemens Ratschan
Fisch des Jahres: Der Huchen
Signalkrebs
Robert Patzner
Alien des Jahres: Signalkrebs
Ammendornfingerspinne
Wolfgang Krainer
Spinne des Jahres: Ammendornfinger
Braunkehlchen
Heidi Kurz
Vogel des Jahres: Braunkehlchen
Kleiner Wasserfrosch
DGHT Trapp
Lurch/Reptil des Jahres: Kleiner Wasserfrosch
Posthornschnecke
Robert Patzner
Weichtier des Jahres: Posthornschnecke
Feuersalamander
Wolfgang Schruf
Höhlentier des Jahres: Feuersalamander
Braunes Langhohr
Roger Jagersberger
Fledermaus des Jahres: Braunes Langohr
Sulmtaler Huhn
Arche Austria
Nutztier des Jahres: Sulmtaler Huhn
Tiroler Grauvieh
Grauviehzuchtverband
Nutztier des Jahres: Tiroler Grauvieh

Im Winterschlaf reduziert sich das Körpergewicht um etwa die Hälfte. Aber auch im Sommer kann die Haselmaus in einen ganz besonderen Ruhezustand verfallen. Moser: „Diese Art Ruhezustand heißt „Torpor“ und hilft kleinen Säugetieren, aber auch Vögeln, zu überleben, wenn die Bedingungen erschwert sind. Wenn es zum Beispiel zu kalt ist oder sie zu wenig Nahrung finden. Dann können sie auf Sparflamme schalten und auch dann wird die Körpertemperatur abgesenkt und so der Tagesenergieverbrauch vermindert.“

Ein „unsichtbarer Gast“ im Garten

Leider bekommt man den kleinen Nager kaum zu Gesicht, „weil die Haselmaus ein sehr scheues Tierchen ist. Aber sie hinterlässt ganz eindeutige Spuren: Einerseits Haselnüsse mit kreisförmigen Löchern und glatt ausgenagten Kanten und ihre charakteristischen Kugelnester aus Laub und Gräsern in dichten Sträuchern und Hecken.“

Die Haselmaus ist streng geschützt. Wie hoch die Population in Österreich ist, ist schwer zu sagen. Weil die Haselmaus eben so scheu ist und wir sie nur selten sehen, gibt es nur wenig Daten. „Aber was man weiß: Durch Verbauung wird der Lebensraum der Haselmaus immer weniger und auch artenreiche Hecken werden zunehmend seltener. Das macht natürlich längerfristig das Überleben der Haselmaus schwierig.“

Braunkehlchen-Bestand um zwei Drittel geschrumpft

Das Braunkehlchen wurde von BirdLife zum Vogel des Jahres in Österreich gekürt und löst die Mehlschwalbe ab. Seinen Namen hat dieser Singvogel wegen seiner orange-braunen Brust und Kehle. Zwei weitere Merkmale sind ein braun-schwarz gebänderter Rücken und ein weißer Streifen über dem Auge. Jetzt sind die Braunkehlchen in ihren Winterquartieren südlich der Sahara und wir erwarten sie etwa im April zurück."

Das Braunkehlchen ernährt sich von Schmetterlingen, Schnecken, Heuschrecken, Raupen, Spinnen und Beeren. Sein Lebensraum sind blütenreiche Wiesen. „Und weil wir immer weniger solcher Wiesen haben, gibt es auch immer weniger Braunkehlchen. Seit 1998 ist der Bestand um zwei Drittel geschrumpft“, so Moser.

„Landkärtchen“ ist Insekt des Jahres

Das Insekt des Jahres 2023 ist das Landkärtchen, so Moser: „Dieser Schmetterling schaut tatsächlich ein bisschen aus wie eine Landkarte. Die Flügelunterseite ist recht bunt und von Linien durchzogen, was eben an eine Landkarte erinnert.“ Das Landkärtchen gehört nicht zu den gefährdeten Schmetterlingsarten.

Ganz anders ist das beim Wassertier des Jahres, sagte Moser: „Das ist heuer ein Fisch, der seit etwa 70 Jahren zu den stark gefährdeten Süßwasserfischen zählt – der Huchen. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden größere, sich selbst erhaltende Huchenbestände nur mehr an vier Flüssen in Österreich gefunden: Drau, Gail, Mur und Pielach. Heute sind die Huchenbestände entweder zu Restpopulationen zusammengeschrumpft oder so gut wie erloschen.“

„Fremdling“ Signalkrebs bedroht heimische Arten

Ein Wasserbewohner ist auch der Fremdling oder Alien des Jahres – es ist der Signalkrebs. „Der stammt ursprünglich aus Nordamerika, von dort wurde er in den 1960er Jahren massenhaft nach Österreich importiert und ausgesetzt, weil es bei uns immer weniger heimische Flusskrebse gab und es an Speisekrebsen mangelte.“

Mittlerweile verdrängt der Signalkrebs nicht nur die restlichen europäischen Krebse nach und nach, sondern er brachte auch die Krebspest aus der Neuen Welt mit. Das ist eine Pilzinfektion, gegen die europäische Krebse kaum Abwehrmechanismen besitzen.

Weitere Titelträger 2023

„Zwei Tiere konnten ihre Titel vom Vorjahr mitnehmen: das Braune Langohr als Fledermaus des Jahres und die Posthornschnecke als Weichtier des Jahres. Ein kleiner grasgrüner Frosch, nämlich der Kleine Wasserfrosch, ist heuer zum Lurch des Jahres gekürt worden. Der Ammen-Dornfinger, eine rötlich-braune Spinne mit gelb gestreiftem Hinterleib ist die Spinne des Jahres. Und Höhlentier des Jahres 2023 ist der schwarz-gelb gefleckte Feuersalamander. Das Sulmtaler Huhn und das Tiroler Grauvieh hat die Arche Austria zu den Nutztierarten 2023 erklärt“, so Tierarzt Moser. Bei den Nutztieren werden immer zwei Tiere gewählt.