Der letzte große Wunsch Burgis Paiers ging in der neuen Theatergalerie in der Herbert Wochinzpassage in Erfüllung. Die Künstlerin wollte ja, dass die Figuren ihres Großen Welttheaters zusammenbleiben. 350 prägende Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Geschichte wurden von Burgis Paier als letzte Arbeit, vor ihrem Tod, gefertigt.
Ausstellung gleicht Selbstporträt der Künstlerin
Das Werk wurde von der Stadt Klagenfurt um 40.000 Euro angekauft. Alexander Gerdanovits, Leiter der Abteilung Kultur in der Stadt Klagenfurt, sagt, es seien Figuren aus der Opernwelt, der Kunstgeschichte oder aus dem Zirkus vertreten. „Ein gemeinsamer Nenner ist, dass sie alle für Burgis Paier als Persönlichkeit wichtig waren.“
Laut dem Ausstellungskurator Roman Grabner sei diese wie ein Selbstporträt der Künstlerin: „All diese Figuren haben in ihrem Leben und in ihrer künstlerischen Entwicklung eine wichtige Rolle gespielt.“
Paier arbeitete bis zum Schluss aktiv mit
Die Eröffnung der Theatergalerie erfolgte deshalb mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagte Gerdanovits: „Es ist ein Tag der Freude, weil wir diese Räumlichkeiten zu einem neuen Leben erwecken, weil wir die große Installation der Burgis Paier hier dauerhaft präsentieren. Im Nebenraum werden wir immer Wechselausstellungen zeigen. Das weinenende Auge deshalb, weil Burgis Paier sich so sehr gewünscht hätte, dies noch zu erleben. Leider ist sie im August dieses Jahres aufgrund ihrer schweren Erkrankung verstorben. Im August hatten wir hier noch eine Begehung und sie hat alles aktiv mitgestaltet. Leider ist es nicht mehr möglich gewesen, dass sie diesen Moment erlebt.“
Besucher soll bestimmte Details wiedererkennen
Halb Skulptur, halb Puppe, halb Körper halb Bild, bleibt Burgis Paiers Großes Welttheater nun als Dauerausstellung an diesem neuen Ort für die Kunst in Klagenfurt vereint. Jede Figur trägt nicht nur ihre Hände, sondern hat auch etwas für sie Typisches an sich. Es macht also Spaß durch die Ausstellung zu wandern und zu raten, um wen es sich handeln könnte.
Gerdanovits: „Das Spannende ist der Wiedererkennungsfaktor. Wenn Schülerklassen oder Kunstinteressierte sich diese Figuren ansehen, werden sie viele wiedererkennen. Wenn man genau auf diese Kunstfertigkeit und die Detailarbeit der Künstlerin hinschaut wird man merken, dass in jeder Figur etwas Typisches aus der Zeit oder von dem Künstler dabei ist. Es ist schon genial, was hier entstanden ist.“
Zahlreiche Gemeinsamkeiten mit Günter Brus
Die Ausstellungen im Vor- und Nebenraum wechseln halbjährlich. Den Anfang macht Günter Brus.
Öffnungszeiten:
Geöffnet donnerstags und freitags, jeweils von 9.00 bis 12.00 Uhr. Im Juli und August täglich außer montags von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Gruppenführungen nach telefonischer Vereinbarung unter 0463 537 5545 möglich.
Paier und Brus waren seit den 1980er Jahren eng befreundet, so Ausstellungskurator Roman Grabner: „Burgis Paier tritt Anfang der 1980er Jahre in das Leben der Familie Brus. Ich glaube Anna Brus war die Erste, die sie über eine Puppenmacherin und über Rosa Artmann kennenlernte. Ich glaube, sie empfanden von Anfang an eine Sympathie füreinander. Auch bei Günter Brus war die gleiche Faszination für die ‚Sonderlinge‘, die Kultur-, Literatur- und Philosophiegeschichte gegeben. Da war ein Bezug zu den dunklen Seiten des Menschseins, ein ähnlicher Wortwitz und eine gemeinsame Ebene auf einer menschlichen und künstlerischen Ebene vorhanden.“
Brus zeigt „Ausflüge auf die Bühne“
Laut Grabner weisen die Theaterarbeiten von Günter Brus und das, was Burgis Paier für das Theater in Wien machte, Parallelen auf. In der bildenden Kunst etwa arbeitete sie viel mit Requisiten und Details. „Es hat sie Vieles verbunden, deshalb gab es auch immer wieder gemeinsame Ausstellungen.“
In der Ausstellung in der Theatergalerie sind Brus’ „Ausflüge auf die Bühne“ und damit zwei repräsentative Theaterprojekte zu sehen: Die „Erinnerungen an die Menschheit“ von Gerhard Roth und Brus’ Kostüm-Entwürfe für die Oper „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janacek.
Erst späte Anerkennung für umstrittenen Künstler
Ausstellungskurator Grabner: „Günther Brus ist sehr vielseitig. Er begann mit der informellen Malerei, war Aktionist, Zeichner, Bilddichter, Literat, er entwarf Kostüme für das Theater und schrieb eigene Theaterstücke. Sein Werk ist schwierig einzuordnen. Er erfuhr erst sehr spät Anerkennung am Kunstmarkt. Gerade die Arbeiten aus den 1960er Jahren, aus seiner informellen Periode, erzielen gerade neue Rekordergebnisse.“
So wurde das einzige erhaltene Gemälde aus dem Jahr 1961 für knapp eine Million Euro versteigert und eine Papierarbeit für 230.000 Euro. „Wenn man alt genug wird, findet man auch preislich die Anerkennung und man erlebt es auch, dass man quasi am Olymp des Kunstmarktes ankommt“, sagt Grabner.
Nach der sogenannten „Uni-Ferkelei“ war Günter Brus inhaftiert und in Österreich Persona non Grata bis zur Amnestie 1979 durch Bundespräsident Rudolf Kirschschläger. Aus dem meistgehassten Österreicher von einst wurde längst ein Klassiker. Aber das sei auf dem Kunstmarkt nichts besonderes, so Günter Brus: „Am besten ist, man ist sehr alt oder man stirbt. Es ist nichts Neues. Kokoschka oder Schiele ging es genau so.“
Die neue Theatergalerie könnte auch als Veranstaltungsstätte zu einem neuen kulturellen Hotspot in Klagenfurt avancieren.