Feuerwerkskörper
APA/HANS PUNZ
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Chronik

Kärntner wollen es krachen lassen

Silvester-Feuerwerke sorgen jedes Jahr aufs Neue für Diskussionsstoff. Die einen sehe sie als Tradition, andere kritisieren die verursachte Feinstaubbelastung oder das Tierleid. Ganz zu schweigen von möglichen schweren Verletzungen, vor denen Ärzte warnen.

Schon im Oktober lief bei einigen Händlern in Kärnten der Silvesterverkauf an. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus, sagte Pyrotechniker Wolfgang Zivny, der im Osten von Klagenfurt einen Verkaufscontainer betreibt: „Derzeit sehr gut muss ich sagen. Nach den zwei Covid-Jahren, wo wir wirklich keinen Silvesterverkauf hatten, merken wir schon, dass es wieder sehr stark angezogen hat.“

Pyrotechniker Wolfgang Zivny
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Wolfgang Zivny

Käufe wie vor der Pandemie

In der Woche vor dem Jahreswechsel kommen an die 200 Kundinnen und Kunden pro Tag: „Wir haben Familien da, die holen sich Kindersets ab um fünf, sechs Euro. Wir haben aber auch Dorfgemeinschaften da, die zusammenlegen, da sind wir dann schnell auf 5, 6, 700 Euro. Es ist auf jeden Fall vergleichbar mit den Jahren vor der Pandemie.“

Für den Traditionsbetrieb Liebenwein in Meiselding veränderte sich dennoch einiges. Bis vor sieben Jahren wurden dort noch Feuerwerkskörper produziert – mittlerweile werden sie nur noch vertrieben: „Seit dem vorigen Jahr kaufen Diskonter, aber auch alle Baumärkte, kein Feuerwerk mehr. Wir haben durch diese Situation einen Umsatzrückgang von ca. 70 Prozent“, sagt Hans Matthias Liebenwein, Branchensprecher des Pyrotechnikhandels der Wirtschaftskammer Kärnten.

Matthias Liebenwein
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Matthias Liebenwein

Er betonte, dass im heimischen Handel nur sicherheitsgeprüfte und gesetzlich erlaubte legale Feuerwerksartikel angeboten werden: „Seit 2010 müssen alle Produkte, die in Europa auf den Markt gebracht werden, konform sein. Es gibt Normen. Sie werden nach exakten Vorgaben produziert und abgenommen und CE-zertifiziert. Das betrifft den Aufbau des Produktes, den Satzinhalt, aber auch die Lautstärke, die mit 120 Dezibel limitiert ist.“

Feuerwerk

KfV rechnet mit mehr Unfällen

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit rechnet heuer mit einem Anstieg der Unfälle, die durch Feuerwerkskörper verursacht werden. Eine Untersuchung des KFV zeigt: Die Verletzten sind fast immer männlich, oft alkoholisiert und zwei Prozent der Befragten bastelten ihre Feuerwerkskörper sogar gemeinsam mit Kindern selbst.

Pyrotechniker Wolfgang Zivny rät, sich vor dem Gebrauch genau die Beschreibung auf den Produkten durchzulesen: „Zum Beispiel Raketen nicht in Einzelflaschen abfeuern, sondern ganze Verbünde aufzustellen. Das heißt, dass ich die Verbundbox nehme und die Raketen hineinfächere. Bei den Knallkörpern bitte kein zweites Mal zünden. Das heißt. Knallkörper anzünden, wegwerfen und wenn er nicht zündet auf keinen Fall noch einmal hingehen.“

Feuerwerk
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Batterie

Nicht überall ist Krachen erlaubt

Im Ortsgebiet ist es grundsätzlich verboten, Feuerwerkskörper der Klasse F2 abzufeuern. Während im Stadtgebiet von Villach, St. Veit, Feldkirchen und Hermagor auf ein Feuerwerk verzichtet wird, wird es in Klagenfurt, Völkermarkt und Spittal an der Drau zu Silvester zwischen 23.30 und 0.30 Uhr möglich sein, das neue Jahr mit Raketen und Krachern einzuleiten. In Wolfsberg darf von 23.30 bis 1.00 Uhr geschossen werden.

Im Bezirk Villach-Land wurde lediglich ein Feuerwerk für Velden beantragt und genehmigt. Im Bezirk Klagenfurt Land sind zwei größere Feuerwerke in Genehmigung, heißt es von der Bezirkshauptmannschaft.

Pyrotechnik
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Profi Pyrotechnik

Lärmschutz beachten

Generell gilt zu beachten: „Man sollte keine Feuerwerkskörper bei Altenheimen oder Krankenhäusern abbrennen, wo sensible Personen sind. Die Bestimmungen sind im Gesetz ganz genau geregelt und müssen auch eingehalten werden. Es gibt Verwaltungsstrafen, die sind relativ hoch – ich glaube bis zu 3.600 Euro. Wenn man alles einhält sollte eigentlich dem Silvesterspaß nichts mehr im Wege stehen“, sagte Wolfgang Zivny.

Medikamente für ängstliche Hunde

Tierbesitzer fürchten die Kracherei und versuchen, sich und ihre ängstlichen Tiere so gut wie möglich vorzubereiten. Tierarzt Georg Rainer sagte: „Wir haben ganz gute Medikamente, die man früh genug verabreicht. Das funktioniert ganz gut. Die Hunde sind dann etwas beruhigt und es geht ihnen besser. Vor allem ist das wichtig, dass man das bei Hunden macht, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben und die besonders anfällig sind bei der Knallerei.“

Tierarzt Georg Rainer
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Tierarzt Georg Rainer

Er gibt noch andere gute Tipps: „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel, dass man sich in einen Raum mit ihnen setzt. Manche haben den Trick, dass sie mit dem Auto irgendwo hin fahren, wo nicht geknallt wird. Ganz ganz wichtig ist es, wenn man mit dem Hund hinaus geht, ihn an der Leine zu haben. Nie ohne Leine laufen lassen, weil sich die Hunde erschrecken und weglaufen können. Das kann dann oft bis zu Tage dauern, bis man ihn überhaupt wieder findet.“

Züchterin Gudrun Kempf
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Züchterin Gudrun Kempf

Auch Wildtiere betroffen

Laut Rainer verziehen sich die Katzen meistens auf einen Platz, wo sie mehr oder weniger ihre Ruhe haben. Betroffen seien vom Lärm aber fast alle Tiere. „Man muss auch davon ausgehen, dass auch Wildtiere da wirkliche Probleme haben. Es gibt natürlich schon Hunde auch, die sich das ganz gut gefallen lassen – vor allem Jagdhunde usw., die schusssicher sind. Aber im großen und ganzen – die meisten Tiere haben schon große Angst.“ Gudrun Kempf ist Züchterin von Bearded Collies, sie setzt ihre Hunde in die Duschtasse, das sei beruhigend. Dazu gebe sie Medikamente.

Ärzte warnen vor Schäden

In einer Aussendung der KABEG-Spitäler warnen Mediziner vor schweren Verletzungen durch Böller. Nach einem Rückgang aufgrund von Covid-19-Maßnahmen in den vergangenen Jahren befürchten Mediziner heuer wieder einen Anstieg bei den schweren Verletzungen. Yosuf El-Shabrawi, Leiter der Augenabteilung und Optometrie im Klinikum Klagenfurt, sagte, in den vergangenen Jahren 2020/2021 und 2021/2022 habe es in der Klagenfurter Augenheilkunde keinen Schwerverletzten aufgrund von Böllern gegeben, das könnte sich wieder ändern.

Besonders Buben vorher über Gefahren aufklären

Johannes Schalamon, Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendchirurgie im Eltern-Kind-Zentrum sagte, die Kinder- und Jugendchirurgen rechnen mit einem Zuwachs der Fallzahlen zu Silvester. Besonders oft betroffen von Verletzungen sind Buben zwischen acht und 15 Jahren. Hier sollen die Eltern im Vorfeld über die Gefahren beim Umgang mit Böller und Feuerwerkskörper sprechen.

Böller gefährden nicht nur diejenigen, die sie unsachgemäß zünden. „Auch Menschen, die zufällig in der Nähe sind, können Schaden erleiden“, sagte Martin Wernig, Oberarzt an der Hals-Nasen- und Ohrenabteilung im Klinikum. So erleiden jährlich rund 1.000 Menschen in Österreich durch Böller und Co mit Druckspitzen bis zu 150dB ein akutes Hörtrauma. Presslufthämmer erreichen 100dB, die menschliche Schmerzgrenze liegt bei 130dB. 140dB entsprechen der Lautstärke eines startenden Düsenjets in 25 Metern Entfernung.