Leute beim Klöckeln
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„Kennst Du Kärnten“

Klöckler bringen Glück und Segen

Die Advent- und Weihnachtszeit ist voll von Tradition und Brauchtum. Eine nur mehr selten praktizierte Gepflogenheit ist das Klöckeln. Mit althergebrachten Versen und Gesängen müssen sich die Klöckler den Einlass in die Häuser erbitten, um Glück- und Segenswünsche für das neue Jahr zu überbringen.

Der Brauch reicht bis in die heidnische Zeit der Germanen zurück, sagt Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „In dieser Zeit glaubte man, dass böse Geister umgehen, die den Winter verursacht haben. Sie sollten durch lärmende Burschen vertrieben werden, die mit Masken und umgehängten Kuhglocken auf die Türen der Häuser schlagen.“

In einigen Tälern Kärntens, wie etwa im Drau-, Möll-, Malta- und Liesertal, wird der Brauch noch heute hochgehalten. „Auch vom Ossiacher bis zum Millstätter See gibt es ihn nach wie vor“, so die Expertin.

Klöckler bitten mit Sprüchen um Einlass

Der Zeitraum, in dem das Klöckeln, das Anklopfen an die Haustüren stattfinden, ist streng geregelt: „Die Klöcklerschar zieht an den drei Donnerstagabenden des Advents von Haus zu Haus. Weil aber die Haustüren versperrt sind müssen die Männer durch Klopfen mit Holzscheitern oder Steinen ihre Ankunft melden. Es ist Sitte, die Klöckler nicht sofort einzulassen, sondern sie mit althergebrachten Sprüchen ein bisschen vor der Türe ‚schmoren‘ zu lassen.“

Im Volksmund wird diese Vorgangsweise auch „Hineinwünschen“ genannt, sagt Rotraud Jungbauer: „Die Klöckler müssen sich aber auch das ‚Hinauswünschen‘ der Hausleute gefallen lassen. Das heißt, die Hausbesitzer lehnen es zunächst einmal ab, die Türe aufzumachen. Nach dem Austauschen von einigen Sprüchen wird den Klöcklern dann der Eintritt gewährt und sie können ihre Glückwünsche für das neue Jahr bringen.“

Klöckler beim Jausnen
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Die Klöckler jausnen bei den Familien, die sie besuchen

Auch Kinder halten Brauchtum am Leben

Früher gab es als Dank für die Glückwünsche Nüsse, Kletzenbrot oder Hochprozentiges. Heutzutage wird nicht selten eine deftige Jause aufgetischt. „Während der Jause singen die Klöckler das Klöckler-Lied, mit dem sie jedem Hausbewohner etwas Passendes für das neue Jahr wünschen, vor allem aber Gesundheit“, sagt Jungbauer.

Inzwischen sind es aber nicht mehr nur Erwachsene, die mit ihren Glückwünschen von Haus zu Haus ziehen. Auch viele Kinder überbringen mancherorts die guten Wünsche und singen das Klöcklerlied mit diesem Text: „Heute ist der Heilige Klöcklerabend, den Gott, der Herr, erschaffen hat. Was wir wünschen ist alles wahr zum glückseligen neuen Jahr.“ Belohnt werden die Kleinen mit Schokolade, Mandarinen, Nüssen und manchmal auch mit ein bisschen Taschengeld.

Tiere im Stall als Orakel für das kommende Jahr

„Am letzten Donnerstag vor dem Heiligen Abend wird nicht mehr geklöckelt, das ist nämlich der Lieser-Abend. Liesnen bedeutet so viel wie zuhören. Man sagt, dass sich an diesem Abend die Tiere im Stall erzählen, wer im folgenden Jahr von den Hausbewohnern sterben wird. Beim Liesnen an der Stallwand kann man von diesem Schicksal erfahren“, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer.