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Gesundheit

Appell zum Welt-AIDS-Tag: Mehr testen

Am Donnerstag ist Welt-AIDS-Tag. Auch wenn die Krankheit kein Todesurteil mehr ist, können Infizierte eine lebenslange Therapie benötigen. Die Kärntner AIDS-Hilfe appelliert deshalb an alle, sich rechtzeitig testen zu lassen, um sich und andere zu schützen.

Durch die Covid-Pandemie ist das Thema Aids etwas aus dem Blickfeld gedrängt worden. Damit sind auch die HIV-Tests in den vergangenen drei Jahren gesunken. Heuer gehen die Zahlen bei den Tests wieder leicht nach oben, sagte Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ): „Gott sei Dank geht es wieder etwas aufwärts. Denn nur wenn man über seine Infektion Bescheid weiß, kann die Therapie starten. Eine Therapie, die Leben rettet – und zwar das eigene, aber auch das Leben anderer, weil man diese vor einer möglichen Ansteckung schützt.“

Weltaidstag

Später Test aus Angst vor Diagnose

Der Leiter der aidsHilfe Kärnten, Günther Nagele sagte, rund 42 Prozent der betroffenen Personen erfahren von ihrer HIV-Infektion erst in einem fortgeschrittenen Stadium: „Eine späte Diagnose – auch late presentation – kommt vor allem bei Menschen über 50 Jahren sowie bei nicht aus Österreich stammenden Personen vor. Bei jüngeren Menschen und Männern die Sex mit Männern haben, wird eine Diagnose meist früher gestellt.“ Grund für späte Tests sei meist die Angst vor der Diagnose, aber auch die Angst, in der Folge gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden, sagte Nagele.

Günther Nagele von der Kärntner AIDS-Hilfe und Landesrätin Beate Prettner von der SPÖ
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Der Leiter der aidsHilfe Kärnten, Günther Nagele und Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ)

Die Tablette vor dem Sex

Es gebe neben dem Kondom auch eine neue Präventionsform, so Nagele, eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) in Form von Medikamenten, die verhindern, dass das Virus in den Körper eindringen könne. Man müsse das Medikament nur in einem Zeitraum nehmen, wo gefährliche, ungeschützte Sexualkontakte stattfinden könnten. Das sei eine neue Strategie, mit den Infektionszahlen runterzukommen.

HIV Schleife
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Die Rote Schleife ist weltweit ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken

25 AIDS-Neuinfektionen im Jahr

In Kärnten gelten rund 450 Menschen als HIV-positiv, 250 davon befinden sich in Behandlung. Etwa 25 Kärntner infizieren sich pro Jahr an AIDS. Das Ziel im Kampf gegen AIDS sei die internationale Formel 95-95-95-0, sagte die Gesundheitsreferentin.

Das bedeute, 95 Prozent aller Menschen mit HIV kennen ihren Status, 95 Prozent davon sind unter wirksamer Therapie, 95 Prozent davon haben eine Virenlast unter der Nachweisgrenze und können das Virus nicht weitergeben sowie 0 Prozent Vorurteile, sagte Prettner. Der Weg bis dahin sei mühsam: „Vor allem die letzten Jahre haben uns eher weiter weg-, als näher hingebracht.“

Sexuell übertragbare Krankheiten nehmen wieder zu

Die Vorbeugung spiele eine ganz wesentliche Rolle. Die aidsHilfe Kärnten klärt in Schulen auf und absolvierte im heurigen Jahr mehr als 300 Workshops in allen Schultypen ab der 8. Schulstufe. damit konnten mehr als 7.500 Jugendliche erreicht werden. „Wir sprechen in diesen Workshops generell über Sexualität und sexuelle Gesundheit. Was vielen nicht bewusst ist: Sexuell übertragbare Erkrankungen nehmen derzeit wieder zu“, warnte Nagele.

Gemeint seien vor allem Syphilis, Chlamydien und Hepatitis B. In der aidsHilfe werde auch auf diese Erkrankungen getestet, sagte Nagele. „Das hat sich in der Zwischenzeit recht gut etabliert“, so Nagele.

Vorbeugendes Medikament gegen AIDS für Risikogruppe

Am Rande der Pressekonferenz wies Nagele im ORF-Interview darauf hin, dass es mittlerweile auch schon ein vorbeugendes Medikament gegen AIDS gibt. Diese Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) könne Personen verschrieben werden, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, etwa Prostituierten oder Personen mit häufig wechselnden Sexualkontakten. Das Risiko einer Infektion verringere sich durch die tägliche Einnahme um 99 Prozent.

Eine Packung des Medikamentes mit 30 Tabletten kostet 59 Euro und muss privat gezahlt werden. Die SPÖ forderte anlässlich des Welt-AIDS-Tages, dass das Prophylaxe-Medikament an Personen mit erhöhtem HIV-Ansteckungsrisiko kostenlos abgegeben werden solle. Ziel müsse es sein, jede Neuansteckung zu verhindern.

Ab dem nächsten Jahr kostenlose HPV-Impfungen

Als „wichtige Initiative“ bezeichnete die Gesundheitsreferentin in diesem Zusammenhang die bundesweite Ausweitung der kostenlosen HPV-Impfungen. „Die Impfungen sind sehr teuer. Es ist ein starkes Zeichen, dass dieses Impfprogramm für junge Frauen und junge Männer nun bis zum 21. Lebensjahr erweitert wurde. Gestartet wird damit im ersten Quartal 2023“, informierte Prettner. Mit HPV sind sexuell übertragbare humane Papillomaviren gemeint, die auch Krebserkrankungen auslösen können.

Die aidsHilfe Kärnten – sie feierte heuer ihr 35-Jahr-Jubiläum – wird zu zwei Drittel vom Land Kärnten (200.000 Euro pro Jahr) und zu einem Drittel vom Bund finanziert.