Ryanair Flughafen Klagenfurt
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Verkehr

Neue Ryanair-Flüge ab Klagenfurt

Am Dienstag ist am Flughafen Klagenfurt nach neun Jahren Pause wieder eine Maschine der Ryanair aus London gelandet. Sie war mit mehr als hundert Fluggästen gut gebucht. 189 Passagiere aus Kärnten heben von Klagenfurt aus ab nach London. Auch Manchester, Dublin, Brüssel und im Winter für drei Wochen Rotterdam mit transavia sind neu im Flugplan.

Der Mehrheitseigentümer des Flughafens Klagenfurt, die Lilihill Gruppe, rechnet bereits heuer mit 100.000 Passagieren ab Klagenfurt, wie von der Politik gefordert. Lilihill Sprecher Gerhard Seifried sagte, mit dem neuen Winterflugplan gebe es sieben neue Destinationen. Das seien so viele, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.

Winterflugplan Klagenfurt Ryanair
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Die Destinationen werden über den Winter hinaus zum Teil bleiben, so Seifried. Es werde auch einen neuen Sommerflugplan geben.

Insgesamt bietet der Airport Klagenfurt aktuell sieben Destinationen im Linienflugbereich. Täglich geht es mit Austrian Airlines nach Wien, ab 20. Dezember kehrt Eurowings mit vorerst zwei wöchentlichen Direktflügen zwischen Köln-Bonn und Klagenfurt zurück.

Wolfgang Kuttnig WK Kärnten
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Wolfgang Kuttnig, WK Kärnten

Experte: Gut gebuchte Flüge wichtig

Die neuen Flüge seien ein erster Schritt, heißt es von der Wirtschaft. Um einen Markt aufzubauen, brauche man aber längerfristig Sicherheit. Ryanair wolle aber immer flexibel bleiben, sagt Wolfgang Kuttnig von der Wirtschaftskammer: „Ryanair arbeitet nicht mit Reiseunternehmen zusammen. Man ist davon abhängig, dass Ryainair selbst Marketing macht und die Gäste aus dem englischen Markt an sich bindet.“

Rollbahn Flugfeld Airport Flughafen Klagenfurt
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Gut gebuchte Flüge seien nun wichtig, sagt der international tätige Luftfahrtexperte Kurt Hofmann: „Ryanair ist generell sehr schnell – wenn wo kein Geschäft ist sperrt sie eine Strecke früher zu und stellt die Flugzeuge woanders hin, wo Geschäft gemacht wird.“ Ein Beispiel sei Berlin, wo Ryanair einen Großteil der Flugzeuge abzieht, weil sie dort im Winter weniger Geschäft sehe. Die Flugzeuge kommen dann an andere Stützpunkte, wie nach Spanien oder Rumänien.

Kurt Hofmann Internationaler Luftfahrtexperte
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Luftfahrtexperte Kurt Hofmann

Angekündigte Hub-Verbindungen verzögern sich

Die Ryanair-Flüge seien gut für den Städtetourismus, sie landen aber auf kleinen Flughäfen, ohne die geforderte internationale Anbindung, sagt Hofmann: „Ich kann mir aus heutiger Sicht nicht vorstellen, dass ein Comeback nach Klagenfurt nach Frankfurt, Zürich oder Paris überhaupt möglich ist.“

Neuer Flugplan Airport Klagenfurt

Dazu meint Lilihill-Sprecher Seifried es stimme, dass eine Hub-Anbindung angekündigt worden sei: „Da sind wir noch davon ausgegangen, dass ein unterschriebener Vertrag und eine Vereinbarung von unseren Partnern auch umgesetzt wird. Sie haben sich leider nicht daran gehalten. Es wird 2023 werden. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, es wird kommen.“

Gerhard Seifried Lilihill Airport Klagenfurt
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Lilihill-Sprecher Gerhard Seifried

Viel Zeit für Verhandlungen zwischen Politik, Flughafen und Wirtschaft sei nicht mehr, sagt Luftfahrtexperte Hofmann. Während hierzulande diskutiert werde, holten sich andere Regionalflughäfen neue Destinationen und mehr Passagiere.

Kritik von Team Kärnten

Kärnten-Chef Bürgermeister Gerhard Köfer kritisierte in einer Aussendung, dass die versprochene internationale Hub-Anbindung erst kommen soll, wenn die Baurechtsverträge unterfertigt sind: „Das eine hat mit anderen maximal bedingt etwas zu tun. Beim Flughafen sollt es in erster Linie um den Flugbetrieb und nicht um Immobilienprojekte im Umfeld des Airports gehen.“

Eine Baurechtsvergabe ohne internationale, transparente Ausschreibung lehne Köfer weiter ab und kündigte für die Sondersitzung des Kärntner Landtages am Freitag diesbezüglich eine entsprechende mündliche Anfrage an den Landeshauptmann in der Fragestunde an.

Gruber: Teuer erkauftes Ablenkungsmanöver

In einer Aussendung von Landesrat Martin Gruber (ÖVP) heißt es, die Ryanair-Flüge sind ein teuer erkauftes Ablenkungsmanöver, mit dem Franz Orasch über seine vielen nicht erfüllten Versprechen hinwegtäuschen will: "Jüngstes Beispiel ist die Hub-Anbindung, die ab Oktober buchbar hätte sein sollen – und zwar unabhängig von irgendwelchen Grundstücksdeals. Dass er dieses Versagen nun auf das klare Nein des Landes zu völlig nachteiligen Baurechtsverträgen schiebt, zeigt erneut, mit welcher Unverfrorenheit Franz Orasch seine Jagd auf die Flughafengrundstücke fortführt. Und das vor dem Hintergrund, dass es ihm wohl trotz der gekauften Ryanair-Passagiere nicht gelingen wird, heuer am Flughafen Klagenfurt die unterste Grenze von 100.000 Passagieren zu erreichen, wie aktuelle Berechnungen vermuten lassen.“

Landesrat Gruber erinnert in diesem Zusammenhang auch daran, dass die Zusicherung des Mehrheitseigentümers, bis Oktober eine buchbare, nachhaltige Hub-Anbindung aufzustellen, bereits vor Monaten erfolgte. Erst Ende September machte Orasch dann die ausschreibungslose Vergabe von Baurechten zur Bedingung dafür, sein eigenes Versprechen einzulösen. Die Ryanair-Flüge zeigen auch, was aus den vertraglich bis 2021 zugesicherten Investitionen in die Terminalstruktur passiert ist: die Passagiere müssen in Containern abgefertigt werden, weil der Terminal noch immer nicht adaptiert wurde.