Zaunkönig
Bernhard Huber
Bernhard Huber
„Erlebnis Natur“

Der umtriebige Zaunkönig

Der Zaunkönig ist der drittkleinste Vogel Europas. Auch in Kärntens Tälern fühlt er sich wohl. Man bekommt ihn zwar selten zu sehen, da er zurückgezogen in Büschen lebt, doch sein Ruf ist markant und laut – vor allem in der Balzzeit. Da die Männchen polygam sind, gibt es sogar zweimal jährlich Nachwuchs.

Der Zaunkönig hat den Ruf, dass er schlau und listig sei. Dies geht auf eine Fabel zurück, wonach die Vögel einst beschlossen, denjenigen zum König zu machen, der am höchsten flöge. Die besten Voraussetzungen dafür hatte der Adler, aber der Zaunkönig schaffte es durch eine List, ihn zu übertreffen.

Fest steht, dass er zu den kleinsten Vögeln Europas zählt, erzählt Andreas Kleewein, Geschäftsführer von BirdLife Kärnten: „Seine Körperlänge beträgt um die zehn Zentimeter. Sein Gewicht reicht von sieben bis elf Gramm. Damit kann diese kleine Vogelart doch ein stattliches Gewicht erreichen.“

Zaunkönig
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Weitschichtig ist der Zaunkönig mit den Spatzen verwandt. Allerdings gibt es innerhalb der Familie der Zaunkönige gleich 19 Gattungen und 88 Arten. Daher ist der Zaunkönig sehr weit verbreitet und lebt in Europa, Ostasien und Nordamerika. „Nur im Norden Europas ist es ihm ein wenig zu kalt“, erklärt Andreas Kleewein. „Wenn es die Witterung zulässt, kann er somit in südliche, wärmere Gefilde ziehen.“

Russischer Zaunkönig im Gailtal

Im Gailtal wurde beispielsweise ein in Russland beringter Zaunkönig gefunden. Kleewein: "Er ist leider erschöpft verendet. Aber das belegt, dass wir in Kärnten Zaunkönige haben, die sich hier aufhalten, um zu rasten und Nahrung zu suchen, die sich dann aber wieder in ihr Brotgebiet nach Osteuropa zurückziehen.“

Jene Zaunkönige, die in Kärntens Täler leben, sind normalerweise Standvögel und bleiben hier, wenn sie genügend Futter finden und es nicht zu kalt ist. Kleewein: "Nur in äußerst strengen Wintern ist es möglich, dass sie in den Süden ziehen.“

Ein fleißiger Sänger – mit bis zu 80 Dezibel

Der Gesang des Zaunkönigs ist jedoch nicht nur im Frühling und Sommer zu hören, sondern auch in den anderen Monaten. Trotz seiner bescheidenen Größe kann er mit seinem Ruf eine Lautstärke bis zu 80 Dezibel erreichen. "Das Zaunkönig-Männchen ist ein fleißiger Sänger, vor allem in der Balzzeit. Aber auch das Zaunkönig-Weibchen kann man das ganze Jahr über hören, das ist bei anderen Vögeln eher seltener der Fall“, sagt Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten.

Untypisch ist außerdem, dass auch das Weibchen mit lauten Balzgesängen auf sich aufmerksam macht – wenn sie ein Revier bezogen hat. So kommunizieren das Männchen und Weibchen intensiv miteinander – bis es zur Verpaarung kommt.

Zaunkönig
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Zwölf provisorische Nester für die Balz

Mit dem Nestbau dafür beginnt das Männchen bereits im März. Das Nest ist kugelförmig. Kleewein: "Das Männchen ist sehr fleißig. Es kann bis zu zwölf provisorische Nester aus feinen Zweigen und Blättern bauen, um sie dann bei der Balz dem Weibchen zu zeigen. Das Weibchen wählt schließlich eines der Aushöhlungen aus und kleidet es etwas wärmer und gemütlicher aus.“ Meist werde dafür feines Moos verwendet.

Am Nestboden werden schließlich bis zu acht Eier ausgelegt. Nach 14 bis 18 Tagen werden sie ausgebrütet. „Das Weibchen sitzt dabei rund um die Uhr auf dem Gelege. Es hält die Jungvögel warm, damit sie nicht in der Kälte leiden und sie eine gute Entwicklung vollziehen können“, erzählt Andreas Kleewein.

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Das Männchen ist polygam

Nach zwei weiteren Wochen werden die Jungvögel von der Mutter aus dem Nest gelockt. Sie bleiben jedoch in der Nähe des Nestes und werden vom Weibchen und Männchen weiter gefüttert. In der Zwischenzeit achtet das Männchen aber auch schon darauf, dass andere Männchen vom Revier fernbleiben. Kleewein: „Denn das Männchen ist polygam und sucht sich gleich, nachdem die Jungen ausgeflogen sind, das nächste Weibchen und schreitet zur nächsten Balz." Somit kann es beim Zaunkönig zwei Gelege pro Jahr geben.