Eichenblättrige Hortensie  Herbstfärbung
Roland Eberwein
Roland Eberwein
„Erlebnis Natur“

Warum die Natur so bunt wird

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, die Blätter werden bunt. Die kräftigen Farben des Indian Summer sind aber in der heimischen Flora nicht üblich. In den USA dürfte die starke Herbstsonne Grund für die besonders bunte Verfärbung sein.

Bei Herbstfarben denken viele an kräftige Gelb-, Orange- und Rottöne nach Art des Indian Summer, so Roland Eberwein vom Botanischen Garten in Klagenfurt: „Das ist bei uns der Fall in den privaten Gärten, dort befinden sich ja viele Zierpflanzen aus Nordamerika, die die typische Verfärbung von Gelb auf Rot zeigen, das ist in der heimischen Flora nicht üblich.“

Gelbfärbung eines Ginkgobaums
Roland Eberwein
Das leuchtende Gelb eines Ginkgos

Pflanzen erfrieren nicht sondern vertrocknen

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, die Pflanzen bereiten sich auf den Winter vor. Ein großes Problem im Winter für die Laubgehölze ist das Wasser, so Eberwein: „Wenn die Pflanzen Photosynthese betreiben müssen sie die Spaltöffnungen aufmachen und dabei verdunstet sehr viel Wasser. Das nehmen wir im Wald als angenehm wahr. Für die Bäume ist es aber problematisch, weil über den gefrorenen Boden wenig Wasser aufgenommen werden kann. Die Pflanzen erfrieren nicht, sondern sie vertrocknen.“

Lärchen im Winter
Roland Eberwein
Die Lärche wirft im Gegensatz zu anderen Nadelbäumen ihre Nadeln im Herbst ab

Um diesem Schicksal zu entgehen, haben die Pflanzen zwei Möglichkeiten: „Entweder sie schützen ihre Spaltöffnungen, indem sie sie versenken, die Hautschicht verdicken, mit Wachs überziehen, wie es die wintergrünen Pflanzen machen. Das machen die Nadelbäume mit Ausnahme der Lärche, die die Nadeln nach einer schönen Gelbfärbung abwirft.“

Manche Bäume werfen Blätter ab

Variante zwei, die Pflanze trennt sich von den „wasserverschwendenden“ Blättern: „Das ist nicht so ein Problem, denn wenn die Temperaturen niedrig sind und die Sonneneinstrahlung schwach, dann funktioniert die Photosynthese nicht mehr richtig und wird im Herbst zurückgefahren.“ Der grüne Blattfarbstoff, die Chlorophylle, werden zurückgebaut und chemisch zerlegt. Die wertvollen Stoffe werden von Blättern in Stamm und Wurzeln verlagert, um im Frühling für den Austrieb zur Verfügung zu stehen, so Eberwein.

Alpen Bärentraube mit Rotfärbung
Roland Eberwein
Die rotgefärbte Alpen-Bärentraube

Indian Summer ist vermutlich Sonnenschutz

Wenn das Chlorophyll abgebaut wird, erkennt man andere Farbstoffe, die in den Blättern ebenfalls vorhanden sind, wie Orange durch Carotinoide oder Gelb durch Xanthophylle. „Das schöne Rot stammt aus der Stoffgruppe der Anthocyane. Das wird zusätzlich gebildet. Es gibt Blätter, da ist es drin, aber beim schönen Indian Summer wird es extra gebildet. Man vermutet, es ist ein Sonnenschutz.“

Warum das in Amerika der Fall ist und in Europa nicht lässt sich mit dem Klima erklären, sagte Eberwein: „Der Indian Summer ist sehr warm mit klarem Himmel und hoher Sonneneinstrahlung. Diese fixe Zeitspanne haben wir hier nicht im Herbst.“

Raureif auf einem Blatt
Roland Eberwein
Raureif auf einem Blatt

Laub wichtig für Pflanzen, Tiere und Böden

Das Wetter spielt auch eine Rolle, wenn es darum geht, wie schnell sich die Pflanzen verfärben bzw. ihre Blätter abwerfen. Aber auch am Boden ist das Laub nicht nutzlos: „Die Laubstreu ist sehr wichtig für die Pflanzen, schützt den Boden, ist Lebensraum für Tiere, Grundlage für Humus und Bildung des Bodens. Das Laub im Garten wegzuräumen ist nicht der richtige Weg.“ Nusslaub enthalte sehr viele Tannine, Gerbstoffe, die das Verrotten verzögern. Aber es verhindere das Aufkommen von Jungwuchs. Bei der Rosskastanie sei es ähnlich, daher habe man die Kastanien gerne in Gastgärten gepflanzt. „Anderes Laub verrottet sehr rasch, wie zum Beispiel Apfel- oder Birkenlaub. Die Blätter sind dünner, da können Pilze und Mikroorganismen rascher ihr Werk vollenden.“

Besonders schön im Botanischen Garten seien die Pflanzen aus Nordamerika wie die Fächerahorne, auch aus Pflanzen aus China und Japan.