Blick auf den Weissensee Richtung Westufer
ORF
ORF

Vielfältiger Konzertreigen am Weißensee

Am kommenden Mittwoch, dem 31. August, wird das achte Weißensee Klassik Festival eröffnet. An vier Tagen wird vielfältige Musik geboten: Neben dem Eröffnungskonzert auf einem Konzertfloß vor der malerischen Kulisse des Ronacherfelsens sind auch eine umgestaltete Tenne und eine Kirche die Austragungsorte.

Glasklares Wasser, das von smaragdgrün bis türkisblau schimmert, großteils unverbaute Ufer, inmitten eines Landschafts- und Naturschutzgebietes. Der Weißensee ist in erster Linie als Naturjuwel bekannt – doch wenn der Sommer hier langsam ausklingt, gibt seit mittleweile acht Jahren ein kleines, charmantes Musikfestival den Ton an: Das Weißensee Klassik Festival.

Der künstlerische Leiter Christoph Zimper und Intendant Christian Knaller fassen für die Auswahl des Programmes denn Begriff der Klassik bewusst sehr weit. „Es ist sehr innovativ, dass wir etwas ganz Klassisches dabei haben, aber immer auch Randbereiche der Klassik abdecken. Es geht in den Jazz und Pop rein, genauso wie in zeitgenössische Kompositionen, die die Musiker, die hier spielen, teilweise auch selbst komponieren. Wir schauen immer, dass es ein cooles, innovatives Festival ist und wollen damit auch junge Leute ansprechen. Wir möchten keine Art Höhepunkt haben, sondern vier gute Konzerte bringen – jedes soll ein bisschen anders sein und ein anderes Publikum ansprechen. Das ist unser Ziel.“

Zuhörer bei Weißensee Klassik Konzert
ORF
Ungewöhnliche Konzertlocation am Ufer des Weißensees

Eröffnungsabend auf dem Konzertfloß

Die heurige Eröffnung übernimmt das Vision String Quartet aus Berlin, das ein Programm zwischen Tradition und Moderne mit einer Portion Verrücktheit verspricht. Die Zuschauer erwartet ein Konzert an einem Ort, den Wolfgang Muthspiel nach seinem Aufritt 2021 zur vielleicht schönsten Konzertkulisse überhaupt erklärt hatte: Ein Konzert auf einem Floß vor dem Ronacherfels. Das Publikum sitzt am Ufer, während die Sonne im smaragdgrünen See versinkt. Was klingt wie in einem Werbespot entspricht jedoch den realen Gegebenheiten, wenn ein Naturjuwel wie der Weißensee zum Freiluft-Konzertsaal wird und keiner weiteren menschlichen Inszenierung bedarf.

Der Kleine Prinz erwacht in Tenne zu neuem Leben

Im Vorjahr stach mit der Märchenvertonung „Soulskin“ ein neues Konzertformat besonders hervor und wurde zum gefeierten Höhepunkt. Zusätzlich wurde Sandkunst auf Overhead-Projektionen szenisch dargestellt. Im Ambiente einer mehrere Jahrhunderte alten Tenne, die zum Konzertsaal umfunktioniert wurde, wird heuer am 1. September der Kleine Prinz musikalisch zu neuem Leben erweckt werden. „Es ist sicher kein Zufall, dass der Kleine Prinz in letzter Zeit so oft aufgegriffen wird und eine Renaissance erlebt. Wir sind als Gesellschaft in einer Findungsphase und diese Geschichte zeigt auf so einfache und unmittelbare Art und Weise auf, wie lächerlich wir uns konditioniert haben und was mit uns als Gesellschaft passiert ist.“

Am dritten Festivaltag interpretiert der Troubadour und ausgebildete Opernsänger Brian Benner Lieder über das Leben und die Liebe und wechselt sich mit Christoph Zimper und Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur ab.

„The Millennials Mass“ liefert Gesellschaftskritik

Mit einer Aufführung von „The Millennials Mass“ von Christoph Zimper in der Kirche von Techendorf am Weißensee wird das viertägige Festival seinen glanzvollen Abschluss finden. Dabei handle es sich um ein genreübergreifendes Werk für zehn Musiker und Musikerinnen im Korsett einer lateinischen Messe. „Es ist allerdings keine religiöse Messe, sondern sie erzählt vielmehr die Geschichte von jungen Menschen heutzutage, die auf der Suche nach spirituellem Halt sind“, so Zimper. Innerhalb der großen Religionen würden Viele diesen nicht finden können. Der Komponist ist selber Solist und Kammermusiker, sowie Professor für Klarinette an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er sagt, für ihn sei das Schreiben der Millennials Mass extrem wichtig gewesen.

Zum ersten Mal habe er sein künstlerisches Schaffen und seine persönliche Reise auf eine Spur gebracht. Als Künstler sollte dies zwar das Normalste der Welt sein, aber als klassischer Musiker sei man vielfach so beschäftigt mit dem Know-How, sodass man auf das „Know-Why“ oft völlig vergesse, sagt Zimper. Als künstlerischer Leiter des Weißnsee Klassic Festivals ist er Hauptverantwortlicher für das Programm, wobei er dem eigenen Werk nicht die große Bühne bei seinem Festival geben wollte: „Ich finde, es hat immer etwas zwielichtiges, wenn sich ein künstlerischer Leiter so in den Mittelpunkt stellt.“ Sein Schwager, Festivalintendant Christian Knaller, und seine Schwester Daniela Knaller, die sich um die Pressearbeit kümmert, überredeten ihn schließlich. Damit ist die Organisation des Festivals – wenn man so will – ein Familienbetrieb. Seit heuer ist er um Projektmanagerin Christiane Bergner erweitert.

Benefizkonzert als Initialzündung

Das Weißensee Klassik Festival wurde vor acht Jahren – wie Intendant Christian Knaller sagt – „aus einer spontanen Idee in einem euphorischen Moment“ geboren: „Es war so, dass meine Schwester Almut versuchte, für die Restaurierung der Orgel in der Kirche Geld aufzutreiben. Sie fragte meinen Schwager, ob er nicht mit einer Partie in der Kirche ein Benefizkonzert spielen könnte. Nachdem das Konzert fertig war saßen wir zusammen und sagten, eigentlich wäre es cool, ein viertägiges Festival zu machen. Wir stießen darauf an und sagten, dass wir es nächstes Jahr einfach angehen, ohne zu wissen, was das alles bedeutet.“

Anziehungspunkt für Urlauber und Einheimische

Das Organisationsteam beschreibt sich selbst als eher chaotisch und spontan und ist überrascht, dass aus dieser Idee tatsächlich eine Festivalreihe wurde. Vielleicht ist gerade das der Grund dafür, dass das kleine Festival am Weißensee vom Publikum als besonders charmant und herzlich beschrieben wird und mittlerweile von einer willkommenen Urlaubsunterhaltung ganz nebenbei selber für Viele zum Grund wurde, einen Ausflug an den Weißensee zu unternehmen – nicht nur für Touristinnen und Touristen, sondern auch für die Kärntnerinnen und Kärntner.