Franz Wiegele
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Kultur

Neuer Blick auf Franz Wiegeles Werk

Ganz im Zeichen des 1944 verstorbenen Malers Franz Wiegele steht die große Ausstellung im Museum des Nötscher Kreises. Erstmals kuratierte Peter Assmann, der Geschäftsführer der Tiroler Landesmuseen, eine Ausstellung. Ihm gelang ein neuer Blick auf das Werk von Wiegele.

Franz Wiegele war Zeit seines Lebens ein Suchender, ein Schauender, seinem intensiven Blick entging nichts. Peter Assmann setzt hier an. „Pure Begegnung“ nennt sich die Ausstellung, in der der Blick, die Augen der dargestellten Menschen, die Hauptrolle spielen.

Kurator Peter Assmann
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Kurator Peter Assmann

Mit dem linken Auge fing Franz Wiegele sein Selbstbildnis aus dem Jahr 1910 an. Das war kein Zufall, wie viele andere Arbeiten belegen. Die Augen waren für den Künstler immer das Wichtigste, so Assmann: „Ich denke, dass die Ausstellung absolut zeitgemäß ist, wenn wir alle dieselbe Coronaerfahrung haben, die Fragen nach Nähe, nach Distanz, nach Annäherung. Wir haben einen Künstler, der das schon vor über 50 Jahren in seiner Kunst thematisiert hat.“

Portrait von Franz Wiegele gemalt
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Portrait

Ein offener Blick

Die Menschen auf den Bilder schauen den Betrachter direkt und offen an. Die persönliche Beziehung zu den gemalten Menschen war dem Künstler wichtig: „Letztlich ist es doch das intimere Zwischenmenschliche, das den Künstler interessiert. Damit führt das immer auch zu den eigenen Erfahrungen. Wie jede gute Kunst hat sich auch mit einem selbst zu tun.“

Akt einer Frau in Bleitstift
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Akt einer Frau

Das Lieblingsbild des Kurators

Die Augen der Frauen und ihr Blick bleibt auch bei den Akten erhalten. Viele der gezeigten Arbeiten erlauben den seltenen Blick in die Werkstatt des Künstlers. Kuratoren reden eigentlich nicht gern über ihre Lieblingsbilder, Assmann macht eine Ausnahme. Es sei das Familienbild, so der Kunstexperte: "Diese Möglichkeit, sich in den Sessel von Franz Wiegele zu setzen und das Bild zu betrachten, ein bisschen Teil dieser Begegnung zu werden. Das hat mich besonders ergriffen.

Das Bild der Familie von Franz Wiegeles Bruders Alfred macht Glück spürbar. Es sind Menschen, die Dank des Bildes ewig leben werden. Franz Wiegele im Museum des Nötscher Kreises bis 30. Oktober.

Familienbild der Wiegeles
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Familie von Alfred Wiegele

Franz Wiegele

Franz Wiegele wurde am 23. Februar 1887 in Nötsch im Gailtal geboren, er starb am 17. Dezember 1944 bei einem Bombenangriff in Nötsch. Von 1907 bis 1911 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1912 erhielt er mit anderen ein Stipendium für Studien in Paris. Im Ersten Weltkrieg geriet er auf einer Wanderreise durch die Sahara in französische Kriegsgefangenschaft und wurde 1916 wurde er in die Schweiz entlassen. Bis 1925 arbeitete er in Zürich, wo 1919 auch sein Hauptwerk „Die Grüne“ entstand. 1925 kehrte er zurück nach Nötsch.

Wiegele gehört mit seinen Porträts und weiblichen Akten zu den Wegbereitern der Modernen Malerei in Österreich. Das Haus in Nötsch ist sein Elternhaus, wo er mit den Künstlern Sebastian Isepp, Anton Kolig und Anton Mahringer den Nötscher Kreis bildete. Anton Kolig war überdies mit Wiegeles Schwester Katharina verheiratet.