Stadttheater Klagenfurt im Frühling
ORF/Iris Hofmeister
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Kultur

Bunter Theaterreigen präsentiert

Zu drei Vierteln ist das Stadttheater Klagenfurt in der Covid19-Spielzeit ausgelastet. Ab Herbst will man mit einer bunten Mischung – von Drama, Operette, Ballett bis hin zu Komödie und Musical – weiter aufholen. Einige Stücke bieten unerwartete Bezüge zum aktuellen Weltgeschehen.

Auftakt für die neue Saison ist am 15. September, wenn das Musikdrama Siegfried von Richard Wagner auf die Bühne gebracht wird. Der zweite Teil des „Ring des Nibelungen“ folgt damit der „Walküre“, die vor einem Jahr die Eröffnungsproduktion war. Auch diesmal wird Hausherr Aron Stiehl selbst inszenieren, für die musikalische Leitung ist wieder der Australier Nicholas Milton verantwortlich.

Aron Stiehl
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Aron Stiehl

Wenn Macht über Liebe siegt

Im Mittelpunkt der Handlung steht das Prinzip der Macht, das über die Liebe gesetzt wird. Intendant Aron Stiehl sieht eine Parallele zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine: „Wo wir nicht mehr Menschen sind und wo Politik mit Religion verwechselt und die Nation wieder heilig wird.“ Eine solche Denkweise sei „wahnsinnig gefährlich“. Als Theater müsse man darauf antworten, dass die Menschen auf sich, ihre Umwelt und Denkweisen aufpassen müssen: „Passt auf, dass ihr nicht wieder zurück ins Nationalvölkische verführt werdet.“

Programm des Stadttheaters Klagenfurt

Mit einer bunten Mischung in der neuen Spielzeit will das Stadttheater Klagenfurt die durch die Pandemie verloren gegangenen Zuschauer wieder gewinnen.

Bewusst kein Verzicht auf russische Komponisten

Gemeinsam steht das Führungs-Duo auch dazu, trotz der aktuellen Diskussionen rund um den Ukraine-Krieg weiterhin mit russischen Künstlern zu arbeiten und russische Komponisten nicht vom Spielplan zu verbannen. So steht kommenden März Igor Strawinskys Ballett „Der Feuervogel“ in Kombination mit Gesängen der „Carmina Burana“ auf dem Programm.

Pressekonferenz im Stadttheater
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Programmpräsentation

Theater will unterhalten und zum Nachdenken anregen

Nicht nur aktuell die Ukraine-Krise, auch die Pandemie prägt schon seit langem die Gedanken vieler Menschen. Aron Stiehl sagt, mit dem Programm für die Spielzeit 2022/23 wolle auch das Stadttheater zum Nachdenken anregen: „Die Frage ist: Wer sind wir? Was machen wir aus der Gesellschaft? Wie gehen wir mit unseren Ängsten um? Gerade das Theater kann in spielerischer Form darauf reagieren. Wir sind dazu da, Horizonte zu öffnen.“ Gerade zu Krisenzeiten sei es auch wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben und Standpunkte auszutauschen – zum Beispiel bei den beliebten Publikumsdiskussionen.

Emotionen im Mittelpunkt

Egal ob mit Bühnenstücken wie der tragischen Dichtung „Yerma“, dem Melodramma „Un ballo in Maschera“ von Giuseppe Verdi, der Oper „Hiob“ von Bernhard Lang oder mit „leichterer Kost“ wie „Birthday Candles“ und der Komödie „Der Nackte Wahnsinn“ – eine zentrale Aufgabe des Theater sei es zu unterhalten, sagt Stiehl: „Theater ist dazu da, um Geschichten zu erzählen, um zu lachen oder zu weinen sind die Komödie oder die Tragödie da, aber es sind letztendlich alles Geschichten, die uns bewegen und die über den Verstand hinaus gehen. Theater ist eine sinnliche Kunstform, die vor allem ans Herz und dann an den Verstand geht.“

Nicholas Milton Chefdirigent
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Chefdirigent Nicholas Milton

„Wollen Musik zum Leben erwecken“

Emotionen stehen auch für die Musiker im Mittelpunkt. Chefdirigent Nicholas Milton sagt, er freue sich schon darauf, wieder die Herzen des Publikums zu erreichen: „Unsere Aufgabe ist es, die Stücke, die auf dem Papier stehen – egal ob von Wagner oder Bernstein – zum Leben erweckt werden.“ Es sei immer spannend, ob dies gelinge.

Es gebe Momente, wenn er auf der Bühne stehe, in denen er wisse, dass dies der Fall sei, sagt Milton: „Wir spüren oft zwischen den Sätzen oder wenn die Musik ganz still wird, dass sich niemand zu klatschen oder gar zu atmen traut. In diesen Momenten merken wir, dass die Leute nachdenken und hingerissen sind.“

Stadttheater Klagenfurt im Frühling
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Von Kindermusical zu Liederabend

Kindertheaterproduktionen mit dem Theater WalTzwerk und dem Theater KuKuKK, zwei Ensembles der freien Szene in Kärnten, ergänzen die große Kinderproduktion im Haupthaus, das Kindermusical „Die Klettermaus“, in der Regie von Christoph Levermann. Premiere ist am 19. November. Das Stück „Softgun“ soll Jugendliche zum Nachdenken anregen.

Ein Liederabend mit Erika Pluhar oder ein Abend mit der Sopranistin Waltraud Maier stehen ebenfalls auf dem Programm, wie ein Kammerkonzert des Kärntner Synphonieorchesters. Für jeden Geschmack soll in der neuen Spielsaison etwas geboten werden.

Rigoletto Foto von Karen Stuke
Karen Stuke
Foto von Karen Stuke

Kann es das perfekte Bühnenfoto geben?

Auch das heurige Spielzeitheft mit Fotos von Karen Stuke ist künstlerisch gestaltet. Sie arbeitet seit 1994 mit der speziellen Technik der „Camera Obscura“. Dabei bannt sie das Geschehen auf der Bühne während eines ganzen Theaterstückes mit einer speziell umgebauten Kamera auf ein Foto. Die Belichtungszeit entspricht genau der Dauer der Aufführung. „Die Idee basierte darauf, dass ich immer überlegte, ob es überhaupt das perfekte Foto einer Inszenierung geben kann, weil ja jeder etwas anderes sehen möchte oder erwartet.“

Karen Stucke
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Karen Stucke

Personen verschwinden auf Fotos wie von Geisterhand

Den Effekt, der durch ihre Technik entsteht, beschreibt die Künstlerin folgendermaßen: „Das Bühnenbild ist relativ scharf und die Personen werden geisterhaft oder verschwinden sogar ganz – je nachdem, wie lange sie auf der Bühne oder im Scheinwerferlicht stehen. Wenn das Licht diffus ist und sie sich schnell bewegen verschwinden sie.“

Le nozze di Figaro Foto von Karen Stuke
Karen Stuke
Bild von Karen Stucke

Übeinstimmung von Erinnerung und Sichtbarem

Dadurch erhält der Betrachter genug Platz für seine eigenen Interpretationen. Er kann sich aber auch fragen, ob das auf den Bildern Sichtbare mit seiner Erinnerung übereinstimmt. Das Foto sei letztendlich das Einzige, das bleibe. „Wenn ich mir diese Bilder ansehe habe ich dann wieder die komplette Inszenierung bzw. die einzelnen Szenen im Kopf. Man kann das Bild im Grunde lesen wie eine Partitur“, sagt Karen Stuke.