Marie-Sophie Tatschl besucht die HTBLVA Ferlach mit dem Schwerpunkt Industriedesign, entstammt der Unternehmerfamilie Fladnitzer aus Weitensfeld und hat in diesem Jahr zu Pfingsten beim Jubiläumskranzelreiten die ehrenvolle Aufgabe, die Jungfrau aus Fleisch und Blut darzustellen. Neben Kochen, Backen und Lesen zählt auch das Reiten zu den Hobbys der Laiendarstellerin. Ihre Reitkenntnisse wird sie zu Pfingsten beim großen Festeinzug unter Beweis stellen: „Ich war mir lange nicht sicher. ob ich es machen will, aber es ist eine Chance, die man nur alle 25 Jahre hat.“ Es sei Tradition, beim Kranzlreiten dabei zu sein, daher sei es eine Ehre, so Tatschl.
Heuer werden drei jungen Burschen aus Weitensfeld im Wettlauf am Pfingstmontag um die Gunst und den begehrten Kuss der Jungfrau aus Fleisch und Blut wetteifern: Alexander Ladstätter, 18 Jahre, Schüler an der HAK Althofen, Peter Burkart, 18 Jahre, Schüler an der HTBLVA Ferlach und Franz Sabitzer jun., 17 Jahre, Schüler an der AGRAR-HAK Althofen.
Brauch auch zu Krisenzeiten immer lebendig
Der mündlichen Überlieferung nach entstand der Brauch im 16. Jahrhundert. 1567 wurde Weitensfeld von einer Pestepidemie heimgesucht. Nur drei Bürgersöhne und das Burgfräulein aus dem Schloss „Thurnhof“ überlebten. Da alle drei Männer um die Hand der jungen Frau anhielten, forderte sie diese kurzerhand zu einem Wettlauf auf. Der Sieger bekam sie zur Frau.
Die Steinerne Jungfrau
Die Steinerne Jungfrau wird schon 455 Jahren in Weitensfeld beim Kranzlreiten geküsst. Aber nur alle 25 Jahre können die Gurktaler eine reale Frau küssen. Heuer, am Pfingstmontag, ist es wieder soweit. Die junge Dame wurde am Dienstag vorgestellt.
Als Erinnerung an diese Begebenheit entstand das Kranzelreiten, das alljährlich abgehalten werden muss, um den Markt – der Legende nach – vor Unheil zu bewahren. Bis dato kam es zu keiner Unterbrechung. Selbst in Krisen- und Kriegszeiten wurde es – wenn auch in bescheidenem Ausmaß – zelebriert. Auch in den vergangenen beiden, von der Pandemie geprägten Jahren, fand das Kranzelreiten im kleinsten Rahmen statt.
Gute Wünsche werden hoch zu Ross überbracht
Eingeleitet wird der Festakt am Pfingstsonntag mit der Zusammenkunft der Kranzelreiter im Hof der Firma Jerney neben dem Weitensfelder Marktplatz. Um 12.00 Uhr werden die Kranzelreiter von der Trachtenkapelle Zweinitz am Marktplatz abgeholt, die Marktfreyung wird auf dem Oberen Markt aufgestellt und es kommt zum Ausritt in die benachbarte Ortschaft Zweinitz, um die Bevölkerung zum Fest einzuladen und die Jungfrau aus Fleisch und Blut auf Schloss „Thurnhof“ in Empfang zu nehmen. Zurück im Ort Weitensfeld reiten die Kranzelreiter von Haus zu Haus, singen G’stanzln über die Ereignisse des vergangenen Jahres und sprechen ein „Hoch“ auf die Hausbewohner aus.
Symbolisches Pestaustreiben
Am Pfingstmontag beginnt um 14.00 Uhr das Kranzelreiten und der Wettlauf mit drei Salutschüssen. Drei Mal legen die Reiter im schnellen Galopp die Strecke zwischen Oberem und Unteren Marktplatz auf ihren geschmückten Pferden zurück – ein Akt, der das Austreiben der Pest symbolisiert.
Kuss der Jungfrau als Höhepunkt
Mittelpunkt des sportlichen Wettkampfes sind allerdings die drei Wettläufer und Wettreiter, die von Gewerbetreibenden gestellt werden. Der Sieger des Wettlaufes reitet auf dem Siegerpferd, rechts und links flankiert vom zweiten und dritten Läufer, zur steinernen Jungfrau am Unteren Marktplatz. Die Läufer werden mit Gaben geehrt und der Sieger darf heuer beim Jubiläum, anstelle der steinernen Jungfrau, die Jungfrau aus Fleisch und Blut küssen. Zum Abschluss tanzen sie traditionell den Gurktaler Walzer.