Spitrahof außen
ORF/Iris Hofmeister
ORF/Iris Hofmeister
„Kennst Du Kärnten“

Bewegte Geschichte des Spitrahofs

Eines der vielen ehrwürdigen Gebäude ist der Spitrahof, der einst ein Gasthaus war und heute verschiedenste Unternehmen beherbergt. Die Türmchen und Erker des Hauses, das nach dem Zweiten Weltkrieg renoviert werden musste, gehören zum Stadtbild in der Bahnhofstraße dazu.

Der Spitrahof, wie man ihn heute kennt, war schon immer so etwas wie ein Treffpunkt der Gesellschaft, so Austria Guide Maria Staudegger: „Ende des 18. Jahrhunderts wurde hier ein Einkehrgasthof eingerichtet, der ‚Zur Post‘ hieß. Hier war auch die Post untergebracht. Der Gasthof war sehr beliebt und hat auch Persönlichkeiten aus höchsten Kreisen beherbergt.“

So auch eines Nachts im Jahre 1790, kurz nach dem Tod Kaiser Josephs II. „Nach seinem Tod sollte sein jüngerer Bruder Leopold den Thron übernehmen. Leopold war Großherzog der Toskana und wohnte in Florenz. Auf der Reise nach Wien hat er in Klagenfurt Halt gemacht und im Gasthaus übernachtet.“

Spitrahof auf einer Ansichtskarte um 1907
Kärntner Landesarchiv
Der Spitrahof um 1907

Aber genau in dieser Nacht des 10. Aprils 1790, als der Thronfolger hier nächtigte, passierte noch etwas, so Staudinger: „In derselben Nacht hat die Wirtin ihrer Tochter das Leben geschenkt. Der zukünftige Kaiser wurde zum Taufpaten und die Tochter erhielt den Namen Leopoldine.“ Der Kaiser ließ sich zwar bei der Taufe vertreten, schickte aber ein Geschenk: „Die kleine Leopoldine bekam zwei schöne Vasen, versehen mit den Bildnissen des Kaisers.“

Spitrahof außen
ORF/Iris Hofmeister
Spitrahof heute

Statt Gasthaus zog Gemischwarenhandlung ein

Danach wechselten die Besitzer des Hauses in der Bahnhofsstraße mehrmals. Aus dem Gasthaus wurde die Gemischtwarenhandlung von Gustaus Kolar. Diese übernahm 1851 Emil Spitra der Altere, der in diesem Haus als 17-Jähriger seine Lehre absolviert hatte: „Damals träumte er schon vom eigenen Geschäft. Als ersten Versuch gründete er mit einem Geschäftspartner eine Gemischtwartenhandlung in der Kramergasse. Doch als er die Gelegenheit hatte, das Geschäft von Kolar zu übernehmen, zögerte er nicht lange.“ Am 1. Mai 1885 stand er als Chef, wo er einmal als Gehilfe angefangen hatte.

Einheirat in Semmelrock-Familie

Mit diesem Tag beginnt auch die Geschichte des Spitrahauses in Klagenfurt. Denn das Geschäft wurde immer größer. Dazu habe auch die Hochzeit von Emil Spitra mit Therese Semmelrock beigetragen. Sie war die Tochter aus gutem Hause, einer sehr wohlhabenden Fleischhauerfamilie, die zu den ältesten Klagenfurts gehörte.

Durch die Heirat fand sich Emil Spitra in bester Klagenfurter Gesellschaft der Unternehmerfamilien Filli, Trabesinger oder Moser-Verdino. Das sprach sich auch in höchsten Kreisen herum: „Als seine Kunden bediente er nicht nur das gehobene Bürgertum und den Adel, sondern auch den Kaiserlichern Hof, den bayerischen und sächsischen König. Spitra wurde zum k&k Hoflieferanten ernannt.“

Eingang zum Spitrahof
OPF/Iris Hofmeister
Eingang zum Innenhof

Fuhrpark und Postversand

Er lieferte von Delikatessen bis zu Mineralwasser alles prompt mit eigenem Fuhrpark so Staudegger: „Sogar einen eigenen Postversand hatte er.“ Das Geschäft lief und musste erweitert werden. Um 650.000 Kronen wurden in der Bahnhofsstraße, Burggasse und Fleischmanngasse Häuser gekauft, abgerissen und neu gebaut: „Die Stadt Klagenfurt gewann damit weitere Sehenswürdigkeit.“

Später übernahm Emil Spitra der Jüngere das Haus, das inzwischen für 44 Geschäftsleute Platz bot. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zwar teilweise beschädigt, konnte aber von Emil Spitra aber 1954 renoviert werden.