Schweinezuchtbetrieb Klagenfurt Land
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Chronik

Vorwürfe der Tierquälerei gegen Bauern

Massive Missstände hat der Verein gegen Tierfabriken (VGT) an einem Schweinemastbetrieb im Bezirk Klagenfurt Land festgestellt und öffentlich gemacht. Das Videomaterial zeigt schwer verletzte und kranke Tiere. Noch am Nachmittag ordnete das Land die sofortige Kontrolle der Betriebe an.

Vorwürfe der Tierquälerei gegen Bauern

Ein Schweinezuchtbetrieb im Bezirk Klagenfurt-Land ist ins Visier von Tierschützern geraten. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat am Dienstagvormittag vor dem Stall eine Protestaktion gestartet. Es geht um verletzte und kranke Schweine.

Die Tierschutzorganisation VGT veröffentlichte ein Video aus dem Schweinezuchtbetrieb im Bezirk Klagenfurt-Land, das augenscheinlich schwer verletzte Tiere zeigt: Sie haben Abszesse, abgetrennte Schwänze und entzündete Augen. Das Video wurde dem Verein von anonymen Tierschützern zugespielt. Einmal mehr wird außerdem ein Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinehaltung gefordert.

Schwein mit Bindehautentzündung in Zuchtbetrieb Klagenfurt Land
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Schwein mit Bindehautentzündung

Forderung nach Kontrollen

Die Organisation fordert effektivere Überprüfungen von Betrieben. Kontrollen werden der Bevölkerung versprochen, scheinen aber völlig wirkungslos zu sein, um solches Tierleid verhindern zu können, so David Richter vom Verein gegen Tierfabriken: „In der Regel müssen zwei Prozent der Betriebe in Österreich jährlich kontrolliert werden. Ein Betrieb alle 50 Jahre. Das ist natürlich viel zu wenig. Es gibt risikobasierte und Gütesiegel-Kontrollen, wie zum Beispiel auch das AMA-Gütesiegel regelmäßigere Kontrollen hat. Offensichtlich hat das hier nicht funktioniert. Das wird leider an vielen Orten auch nicht funktionieren, deswegen sagen wir zum wiederholten Mal: Mehr Kontrollen, aber auch eine bessere Gesetzgebung, wo die Leute wieder Vertrauen darin haben können, dass die Tierhaltung so ist, wie sie sich das vorstellen.“

Etwa 300 Schweine müssen auf Beton-Spaltenboden leben und dicht gedrängt monatelang ausharren, bevor sie in den Klagenfurter Schlachthof gebracht und getötet werden. Das Husten der Schweine und die entzündeten Augen weisen deutlich auf die extrem schlechte Luftqualität hin, so die Tierschützer, verursacht durch die Fäkalien, die sich unterhalb des Vollspaltenbodens ansammeln.

Extremer Stress durch die Beschäftigungslosigkeit bringe viele Schweine dazu, den anderen die Schwänze abzubeißen. Die blutigen Wunden entzünden sich. Zur Behandlung müssten die Tiere separiert werden, was aber offenbar nicht stattfinde. Andere Schweine hätten riesige Abszesse an diversen Körperteilen.

Kammer spricht von Einzelfall

Die Landwirtschaftskammer spricht von einem bedauerlichen Einzelfall und Überforderung eines Altbauern, dessen Frau auch gesundheitlich angeschlagen sei.

Gleichzeitig weise man darauf hin, dass man für die Kontrollen nicht zuständig sei. Allerdings gebe es Hilfe für Landwirte, erklärt Erwin Brunner vom Referat Tierproduktion und Vermarktung: „Es gibt Angebote der Landwirtschaftskammer und Initiativen mit dem Amt der Kärntner Landesregierung in solchen Fällen den Betriebsleitern und Betrieben Hilfestellungen angedeihen zu lassen.“ In der Landwirtschaftskammer seien zwei Psychologinnen angestellt, die speziell für solche Fälle zur Verfügung stehen.

AMA sperrt Betrieb für Gütesiegel

Bei der Agrarmarkt Austria (AMA) verweist man am Dienstag auf ORF Kärnten Nachfrage – weil der Betrieb Fleisch für die AMA-Verarbeitung zugeliefert haben soll – auf die Behörden. Allein diese seien für die Kontrollen zuständig.

Auf Twitter teilte die AMA GesmbH mit, dass so ein Betrieb, der das AMA-Gütesiegel trage, nicht aussehen dürfe. „Das entspricht nicht unseren Richtlinien, deshalb wurde der Betrieb fürs AMA-Gütesiegel gesperrt“, hieß es in dem Posting.

Land schickte Tierärzte zum Bauernhof

Das Land Kärnten schickte nach Bekanntwerden der Zustände Tierärzte zu dem betreffenden Bauernhof. Das gab Tierschutzreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Nachmittag bekannt. Prettner: „Welche Qualen diese Tiere erleiden müssen, ist nicht in Worte zu fassen. Es ist mehr als bedauerlich, dass ein offensichtlich überforderter Landwirt es so weit hat kommen lassen.“ Nach dem Zustand der Schweine zu urteilen, hätten die Tiere seit Wochen Qualen erleiden müssen.

Die Politikerin schloss sich auch der Kritik des VGT an den Vollspaltböden an. Sie habe bei der letzten Tierschutzreferentenkonferenz einen Antrag auf Verbot dieser Böden eingebracht. Es sei höchste Zeit, dass Österreich endlich ein Signal setze. Prettner appellierte auch an die Bevölkerung, derartige Fälle sofort an die Behörden zu melden. Nur dann könne man einschreiten.