Hundekot mit Plastiksack aufheben
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Umwelt

Hundekot hat nichts in der Kuh verloren

Hundekot auf Weiden ist nicht nur ein hygienisches Problem für die Lebensmittelkette. Erreger können bei Kühen zum Abort führen, diese gibt – ohne Kälbchen – keine Milch mehr und wandert als „unnützer Fresser“ zum Schlachter. Der Parasit, der dafür verantwortlich ist, heißt Neospora caninum und löst Neosporose aus.

„Hier beginnt die Salatschüssel meiner Kuh, nicht das Klo ihres Hundes“. Diesen Spruch in einer Wiese kennt fast jeder. Hundekot auf Wiesen und Weiden ist vor allem ein massives hygienisches Problem am Beginn der Lebensmittelkette und kann für Rinder gefährlich werden und unter Umständen auch Fehlgeburten verursachen, wie Milchbauer Robert Gössinger aus Waltendorf bei Klagenfurt schildert.

Er findet Hundekot täglich auf seinen Wiesen: „Ich habe einen Milchviehbetrieb. Das Problem ist, dass viele aus der Stadt kommen, spazieren gehen aber dann nicht darauf achten, wo der Hund kotet. Es wird kein Bauer etwas dagegen haben, wenn jemand querfeldein geht, wenn gerade kein hohes Futter steht – aber der Kot sollte aufgesammelt werden.“

Spender für Gassibeutel
ORF/Petra Haas
Jeder Hundebesitzer sollte Säcke vorrätig haben

Keine Milch ohne Kalb: Kühe wandern zum Schlachter

Der Hundekot enthält Parasiten und Keime. „Ein besonders schlimmer Keim für die Kuh ist Neospora caninum, das ist ein Parasit, der Frühgeburten und Kälberverluste verursacht.“ Der genaue Verlauf der Erkrankung gilt als noch nicht geklärt und führt zu unterschiedlichen Aussagen. Der Hund ist gegenwärtig der einzig bekannte Endwirt. Das Problem ist, dass man den Hundekot nach ein bis zwei Regenfällen nicht mehr sieht. Das infektiöse Material, die Neosporen, bleiben aber bis zu zwei Jahre auf der Fläche erhalten. Das heißt, auch nach dem Schnee im Winter sind die Erreger auf der Fläche zu finden.

Milchbauer Robert Gössinger: „Auf einmal gibt es einen Abort oder eine Frühgeburt – man wartet auf das Kälbchen, aber es kommt keines. Die Kuh hat dann keine Milch mehr und wandert zum Schlachter, weil niemand ein Jahr lang eine Kuh füttert, die keine Milch gibt.“

Mähwerke machen Kot „unsichtbar“

Nicht nur die Bäuerinnen und Bauern, sondern auch die Nutztiere leiden durch das verschmutzte Futter. Eine Kuh frisst zwar keinen Hundehaufen – das Problem ist aber, dass der Kot mit dem Mähwerk großflächig verteilt wird und so versteckt in die Nahrung der Tiere kommt. „Die Kuh hat eigentlich alles richtig gemacht, aber weil sie Hundekot gefressen hat, muss sie vom Betrieb. Das ist unfair der Kuh und den Bauern gegenüber. Es tut weh, eine gute Kuh herzugeben, aber man muss auch genau kalkulieren.“

Kühe auf Weide
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Kühe nehmen den Erreger auf, wenn Hunde auf die Wiese koten. Er wird durch Regen weiter in den Boden geschwemmt.

Einige schwarze Schafe unter Hundebesitzern

Es muss aber auch gesagt werden, dass nicht alle Hundebesitzer in einen Topf zuwerfen sind, viele halten sich an die „Sackerl fürs Gackerl“-Regel. „Viele halten sich daran, die den Dreck dort hineinwerfen. Es wird auch immer mehr. Aber es gibt eben doch noch Leute, die in die Luft schauen, während der Hund kotet und der dann gewissermaßen nicht ihnen gehört, und die dann aber doch mit ihm weitergehen.“

Deshalb hat Robert Gössinger eine Tafel auf seinen Wiesen aufgestellt: „Hallo. Auf dieser Wiese wächst mein Futter.“ Der Bauer hofft, dass es sich einige Hundebesitzer zu Herzen nehmen und auch an die Folgen für die Nutztiere bedenken. Dass es noch viel Luft nach oben gibt, zeigt sich jetzt recht deutlich an den vielen Hinterlassenschaften von Vierbeinern. Daran ist leider auch abzulesen, dass es für einige Hundehalter immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, den Kot ihres Tieres ordnungsgemäß zu entfernen.

Kuh läuft über Wiese mit Infotaferl
Karoline Thalhofer – stock.adobe

Neospora caninum

Der Erreger ist nicht auf den Menschen übertragbar, er wird von Hunden aufgenommen, wenn sie Aas, rohes Fleisch oder die Nachgeburt von Rindern fressen – das betrifft vor allem die Hofhunde. Die Wiederkäuer sind hier nur Zwischenwirte und werden durch das mit Kot verunreinigte Futter infiziert. Sie können den Erreger auch weitergeben, so beginnt ein neuer Kreislauf. Trächtige Kühe, die den Erreger in sich tragen, geben ihn über die Plazenta an den Fötus weiter, es kann zum Abort kommen. Eine andere direkte Übertragung von Tier zu Tier kommt sonst nicht vor.