Eine Zeichnung aus dem Buch
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Mörderische Geschichten aus Kärnten

Ein dunkles Kapitel Kärntner Geschichte wird in einem neuen Buch aufgearbeitet. In „Mörderische Geschichten aus Kärnten“ rollt der Autor drei historische Mordfälle und ihr gerichtliches Nachspiel um 1866 auf. Alle drei Mörder wurden zu Tode verurteilt und in Klagenfurt gehängt.

Johannes Lebitsch liebt alte Ansichten von Klagenfurt und versinkt gern in der Geschichte der Stadt. Bei seinen Recherchen stieß er zufällig auf mörderische Geschichten aus Kärnten: „Hinrichtungen waren auf der Tagesordnung, zwar nicht jeden Tag, aber ein bis zwei Mal im Jahr konnte es schon passieren, dass Todesurteile hier vollstreckt wurden“, so Lebitsch.

Das Buch Mörderische Geschichten aus Kärnten
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Aus Lebitsch’ Recherchen entstand ein historisches Lesebuch über drei Mörder und ihre Geschichten: „Wir haben Katharina Osoinigg, die ihre Tante wegen Geld umgebracht hat, wir haben einen Kleinbauern aus Ravne, im heutigen Slowenien, das damals zu Kärnten gehört hat. Er wollte seine Schulden nicht bezahlen und wir haben Peter Esterhammer aus Obervellach, der einen Beamten erschlagen hat, weil er ihm keine Heiratserlaubnis erteilen wollte.“

Eine Zeichnung aus dem Buch
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Katharina Osoinigg beim Prozess

Tante mir Arsen vergiftet

Katharina Osoinigg aus Bad Eisenkappel vergiftete ihre Tante mit Arsen und wurde dann wohl in der Klagenfurter Waaggasse inhaftiert, wo sich heute die Bestattung befindet: „Das Gebäude ist das alte Pulvermagazin der Stadt, hat also sehr dicke Mauern, ein bis eineinhalb Meter. Diese Pulverlagerräume waren als Gefängniszellen sehr geeignet“, erzählt Lebitsch.

Das ehemalige Pulverlager in Klagenfurt
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Das ehemalige Pulvermagazin in Klagenfurt

Kaiser schlug Gnadengesuch aus

Ein Gnadengesuch der Magd lehnte Kaiser Franz Josef ungewöhnlicherweise ab. Anschließend kam es zu einer sehr seltenen Hinrichtung einer Frau in der damaligen Monarchie. Die drei Tage davor kam halb Kärnten zu Besuch. „Man konnte in das Gefängnis und sich den Todeskandidaten anschauen gehen. Ich fand eine Unterlage, worin hingewiesen wird, dass das auch die Todesangst des Delinquenten etwas mindert, weil er den ganzen Tag durch den ständigen Menschenstrom abgelenkt wird“, so Lebitsch.

Arme-Sünder-Kapelle in Klagenfurt
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In der Arme-Sünder-Kapelle hatten die Todeskandidaten die Möglichkeit eines letzten Gebets mit einem Priester

Letztes Gebet

Doch dann ging es irgendwann doch mit einer Pferdekutsche die heutige Rosentaler Straße, damals Laibacherstraße, zum Richtplatz hinaus. Für Häftlinge gab es einen letzten Halt bei der Arme-Sünder-Kapelle an der alten Stadtgrenze. „Der Todeskandidat wurde in einer Prozession zum Richtplatz gebracht und ist dann bei der Kapelle mit dem Priester ausgestiegen, um ein letztes Gebet zu sprechen.“

Der ehemalige Richtplatz in der Rosentaler Straße
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Wo heute ein Gewerbegebiet ist, fanden damals Hinrichtungen statt

Der Galgen wartete auf die Todeskandidaten wie Katharina Osoinigg in einem heutigen Gewerbegebiet zwischen der Rosentaler Straße und dem Südring Damals ein freies Feld, auf dem der Henker Schaulustige anlockte. „10.000 bis 15.000 Menschen kamen bei Hinrichtungen, das ist in den Zeitungen dokumentiert“, so Lebitsch.

Letzte Hinrichtung 1946

In Zeitungsberichten der damaligen Zeit ist vor allem die Rede von weiblichen Zuschauerinnen. „Aus morbider Neugierde höchstwahrscheinlich, weil es etwas Besonderes war oder einfach weil man dann wieder etwas hatte, worüber man tratschen konnte.“ Das letzte Todesurteil in Klagenfurt wurde 1946 vollstreckt, im Innenhof der Justizanstalt wurde ein NS-Verbrecher gehängt.