Szenenbild „Was ihr wollt“ Stadttheater Klagenfurt
Karlheinz Fessl
Karlheinz Fessl
Kultur

Gesellschaftskritik à la Shakespeare

Am Dienstag hat am Stadttheater Klagenfurt ein Stück Premiere, das wegen der Pandemie immer wieder verschoben wurde: William Shakespeares Komödie „Was ihr wollt oder Zwölfte Nacht“. Vor mehr als 400 Jahren uraufgeführt, regt es noch heute zum Nachdenken über Eitelkeit und Identität an.

Im Mittelpunkt des Bühnenbildes von Stefan Brandtmayr steht eine riesige Eisscholle, die sich ständig dreht. Sie passt perfekt zu der Gesellschaft, die sich in diesem Stück versammelt. Am Anfang der Irrungen und Wirrungen steht, dass die Schiffbrüchige Viola beschließt, als Mann, als Cesario, weiterzuleben. Josephine Bloeb brilliert in dieser Doppelrolle: „Das ungestellte Begehren von allen Figuren, die von dieser inneren Unruhe getrieben werden, und dieser Konflikt hat für mich auch eine ewige Gültigkeit.“ Klassische Stücke wie dieses würden nicht ohne Grund noch immer gespielt.

Shakespeare am Stadttheater in Klagenfurt

Die Komödie „Was ihr wollt“ von William Shakespeare feiert am Dienstag am Stadttheater in Klagenfurt Premiere.

Auch Publikum soll eigene Identität hinterfragen

„Was ihr wollt“ ist ein heiteres Verwirrspiel mit den Gefühlen und Begierden der Menschen. Harmlos ist es aber in der Inszenierung von Georg Schmidleitner keine Sekunde lang. Das, was auf der Bühne geschieht, hat sogar sehr viel mit uns zu tun, sagt der Regisseur: „Ich glaube, es ist auch aktuell, dass man nicht weiß, wer man ist oder wen man liebt. Man muss sich nicht entscheiden, wen man lieben soll – Mann oder Frau. Fragen der Identität und der Geschlechterverwirrung sind brandaktuelle Themen.“ Beim Publikum ist das Nachdenken über sich, die eigene Eitelkeit, den Platz in der Welt und das Bild von sich selbst vom Regisseur durchaus erwünscht.

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Szenenbild „Was ihr wollt“ Stadttheater Klagenfurt
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Szenenbild „Was ihr wollt“ Stadttheater Klagenfurt
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Szenenbild „Was ihr wollt“ Stadttheater Klagenfurt

Was bleibt von Schein und Sein?

Mehr als 400 Jahre alt begeistert das Stück auch Raphaela Möst, die mit Olivia eine edle Dame spielt: „Der Typus Mensch – egal ob Olivia oder Malvolio – exisiert noch immer. Man begegnet ihnen auf der Straße und das ist schon beeindruckend.“

Mehr sein wollen als man ist, das treibt viele der Figuren dieses Stücks an. Die Dienerin will Herrin und der Haushofmeister Malvolio will Graf sein. Diesem Außenseiter wird übelst mitgespielt: Er macht sich wirklich vor allen zum Narren. Am Ende scheint alles irgendwie gut auszugehen. Paare treffen einander zumindest, nur Malvolio schwört Rache. Auch in diesem Fall ist Shakespeare schon fast erschreckend aktuell.

Weitere Aufführungen von „Was ihr wollt oder die zwölfte Nacht“ gibt es bis 5. April am Stadttheater Klagenfurt.