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Wirtschaft

Krieg dürfte auch Arbeitsmarkt treffen

Es gab in Kärnten im Februar eine starke Zunahme bei der Beschäftigung und damit eine Entlastung des Arbeitsmarktes. Was den Einfluss des Krieges in der Ukraine betrifft, so sind Prognosen zum jetzigen frühen Zeitpunkt laut AMS zwar schwierig, dieser dürfte aber auch hierzulande nicht spurlos vorübergehen.

Der Februar setzt nahtlos an den Positivtrend seit Jahresbeginn an, dieser geht quer durch alle Branchen und Bezirke. 214.000 Menschen in Kärnten sind vergangenes Monat einer Arbeit nachgegangen, das ist ein Plus von 5,2 Prozent oder 11.000 Beschäftigten. Derzeit suchen rund 21.700 Menschen einen Job, der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar betrug damit – die Schulungsteilnehmer eingerechnet – im Vergleich zum Vorjahresmonat 27,4 Prozent.

Einfluss des Krieges: „Nicht ganz spurlos“

Was die weltpolitische Lage betrifft, so ist davon auszugehen, dass die Sanktionen gegen Russland auch negative wirtschaftliche Folgen für den Westen haben werden. Entscheidend sei, wie lange die Krise andauere, sagte AMS Leiter Peter Wedenig, und wie schnell sich Betriebe umstellen könnten, was Lieferketten und Rohstoffknappheit betreffe. Noch sei es zu früh, um die Folgen abzuschätzen, aber wenn Lieferketten ins Trudeln geraten, müsse man überlegen, wie man sie ersetzen könne. „Ganz spurlos wird es nicht vorübergehen.“

Positiv sei in der aktuellen Lage zu vermerken, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen Kärntens mit Russland weit geringer sind als etwa mit Italien, Deutschland, Schweiz oder Slowenien.

Arbeitslosenquote sinkt weiter

Die Arbeitslosenquote ist im Februar auf 9,2 Prozent gesunken. 21.700 Menschen waren arbeitslos, in Schulungen waren 2.858 Personen. Gegenüber dem Vorkrisenniveau im Februar 2019 stieg damit die Beschäftigung heuer um rund 4.800 Personen, die Zahl der Arbeitslosen sank um rund 4.000. Insbesondere Jugendliche profitieren von der konjunkturellen Erholung, so AMS Leiter Peter Wedenig. Die Jugend-Arbeitslosigkeit nahm um 36,3 Prozent ab.

Nachwuchsmangel wird sich bemerkbar machen

Beim AMS vorgemerkt waren im Februar rund 1.546 Jugendliche. Gerade die Gruppe bis 25 Jahre könne von der positiven Lage am Arbeitsmarkt profitieren. Zu Beginn der Pandemie waren Jugendliche ja die ersten Arbeitslosen, jetzt kehrt sich dieser Trend um. Über kurz oder lang wird sich der Nachwuchsmangel – Stichwort: Demographie – aber auch am Arbeitsmarkt bemerkbar machen, so Wedenig: „In Kärnten und österreichweit ist die Gruppe der Erwerbspotenzialpersonen rückgängig. Hier müssen wir uns alle gemeinsam anstrengen, dem Potenzial am Markt entsprechend Personen weiterzubilden. Gerade jetzt gilt es, den Aufschwung, der am Markt da ist, zu nutzen.“

Keiner wisse, wie lange er anhalten werde. Prognosen zufolge könnte diese Phase das ganze heurige und im nächsten Jahr andauern. Aufgrund der aktuellen Ereignisse könne es aber auch zu einem abrupten Abbruch kommen, so Wedenig.

Alle Gruppen profitierten

Bei den älteren Arbeitssuchenden und Langzeitarbeitslosen waren Ende Februar 3.806 Menschen gemeldet, die über ein Jahr arbeitslos waren. Ein Rückgang von 1.858 Personen oder 32,8 Prozent zum Februar 2021. Quer durch alle Berufsgruppen konnte Arbeitslosigkeit abgebaut werden, so Wedenig. Am stärksten im Fremdenverkehr (-3.640), gefolgt von den Hilfsberufen (-890) und dem Handel (-776).

Auch in allen Bezirken sei die Arbeitslosigkeit zurück gegangen, die absolut stärksten Rückgänge gab es in Spittal/Drau mit -2.207 gefolgt von Villach mit -2.127. Parallel zu den offenen Stellen seien auch deutlich mehr offene Lehrstellen gemeldet. Insgesamt seien 792 Lehrstellen sofort verfügbar, dem gegenüber stehen 326 Lehrstellensuchende. Für Wedenig ein Zeichen für die Erholung der Wirtschaft und für das steigende Bewusstsein der Betriebe in Bezug auf die Ausbildung künftiger Fachkräfte.

Vollbeschäftigung erstmals 2023/24 möglich

Die geringste Arbeitslosigkeit wird heuer im Juni zu erwarten sein, bei entsprechender Konjunktur könnte Kärnten 2023/24 bei der Arbeitslosisgkeit unter die magische fünf Prozent Marke fallen und damit an die Vollbeschäftigung herankommen.

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Team Kärnten: Standortmarketing evaluieren

Laut Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer drohe sich das Problem des Fach- bzw. allgemein des Arbeitskräftemangels in den nächsten Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung zu verschlimmern: „Kärnten muss für Fachkräfte aus dem In- und Ausland attraktiv sein. Das Standortmarketing hat hier eine wesentliche Aufgabe, der es auch nachkommen muss.“ Köfer verlangt klare Maßnahmen und eine Evaluierung der bisherigen Schritte des Standortmarketings. Es gelte auch, die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung voranzutreiben.

Malle: Reform der Arbeitsmarktpolitik

ÖVP-Clubobmann Markus Malle sagte in einer Aussendung, es sei ein gutes Zeichen, dass die Zahl der Beschäftigten weiter über und jene der Arbeitslosen unter dem Vorkrisenniveau liegen. Dass erneut viele Tausend Stellen unbesetzt seien erweise sich als mittlerweile allerdings als hartnäckiger Trend in Kärnten. "Im Februar gab es mehr als 7.400 offene Stellen und es werden mehr werden. Laut Prognosen fehlen Kärnten in acht Jahren 35.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter. Deshalb brauchen wir die angekündigte Reform der Arbeitsmarktpolitik, damit wir Arbeitslose rasch wieder in Beschäftigung bekommen, und müssen es auch schaffen, zusätzliche Arbeitskräfte zu gewinnen.“