Vor der Pandemie war Joško Dolinšek leidenschaftlicher Taxitänzer. Nach seiner Scheidung begann er zur Aufheiterung mit diesem Hobby und war in Kärntens Discos unterwegs. Die Leidenschaft fürs Tanzen brachte ihn auch über die Grenzen Kärntens hinaus: „Wir sind mit Pensionisten nach Kroatien gefahren, um zu tanzen. Das war immer mein Ausgleich von der schweren Arbeit.“
Während der Pandemie war das Tanzen nur privat möglich, aber der pensionierte Bauer hegt Pläne für die Zukunft. Auf seinem Hof möchte er seine Tenne zu einem Tanzsaal umbauen, um die Menschen aus dem Dorf zusammenzubringen: „Die Leute aus der näheren Umgebung sollen sich wieder mehr treffen und austauschen.“

Zeit als Währung beim Tausch von Hilfsleistungen
Es soll auf der Tenne nicht nur getanzt und gefeiert werden, sondern es soll auch Hilfesuchenden entgegengekommen werden: „Wenn jemand Hilfe braucht, können wir das weitertragen.“ Sein Wunsch ist es, dass sich die Menschen überhaupt mehr im Dorf austauschen – nicht nur verbal sondern auch ihre Fähigkeiten. Dabei soll kein Geld fließen: „Die Zeit, in der jemand bei einem anderen eine Leistung erbringt kann er anderweitig einsetzen, um zum Beispiel selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur die Zeit wird ausgetauscht. Das ist super. Wenn das so geht, ist es sehr schön.“

Bereits seit 20 Jahren betreibt Dolinšek dieses Art des Tauschens, aber er hilft auch selbst den Leuten sehr oft, die Unterstützung brauchen. Er hilft immer gerne beim Siedeln, Abfluss richten oder beim Anbringen von Türen. „Überall wird Hilfe gebraucht. Jetzt in der Pension habe ich Zeit, es geht mir gut und deswegen kann ich meine Leistungen auch weitergeben.“ Viel weniger Zeit hatte der Bauer, als seine Frau ihn und die zehn Kinder verließ und er allein erziehender Vater wurde: „Der Kleinste war sieben Jahre alt, einige studierten. Es war eine schwere Zeit. Der Kleine verweigerte die Schule und es war schwer, ihn weiterzubringen. Aber es ging alles gut aus. Alle sind sehr nett geworden und keiner von ihnen ist auf die schiefe Bahn geraten.“

Selbst gebautes Baumhaus als Ort der Entspannung
Gerne arbeitet der Pirkdorfer auch mit Holz. Zum Beispiel baute er sich sein Hochbeet oder ein Baumhaus selbst: „Als meine Kinder noch in die Schule gingen machte ich für sie das Baumhaus, damit sie beim Lernen ihre Ruhe haben. Jetzt ist es für die Alten“, lacht der rüstige 66-Jährige.
In dem Baumhaus kann man nach getaner Arbeit ein wenig ausspannen und die Aussicht genießen: „Ich habe ein Brett auf Ketten aufgehängt. Da kann man schaukeln und sich wiegen und die letzten Sonnenstrahlen der untergehende Sonne vom Fenster aus beobachten.“

Gemüse und Pflanzen lieben seinen grünen Daumen
Nicht nur Reparaturarbeiten erledigt er im Vorbeigehen, der pensionierte Bauer hat auch einen grünen Daumen: „Alles, was man im Garten braucht, habe ich mir im Laufe der Zeit selbst angeeignet.“ Dolinšek ist Selbstversorger, baut sein eigenes Gemüse an und züchtet Pflanzen. Derzeit steht auf seiner Heizung ein großer Blumentopf, in dem zarte Pflänzchen wachsen: „Ich züchte Ingwer vor, den ich dann im Garten einsetzen werde. Zum Vorzüchten braucht die Erde rund 17 bis 18 Grad. Dann keimt er schnell auf.“ Im Mai tauscht er dann mit anderen Saatgut und Pflanzen: „Es gibt für alle genug, wenn wir uns nur vernetzen und es weitergeben.“ Der Tausendsassa teilt auch gerne sein Wissen, beispielsweise zu den Themen Baumschnitt oder Veredelung.

Auch das Wissen um das Scheren von Schafen, Alpakas und Hunden eignete sich Dolinšek an und gibt es an Interessierte weiter. Heuer wird es wieder Kurse im Rosental geben. Manchmal schert er sogar noch selbst: „Notfälle, die den Scherer nicht finden, kommen immer wieder zu mir. Da helfe ich gerne weiter.“