Hund mit Herrchen im Wald
MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com
MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk.com
„Tier und wir“

Schrecken der Hundebesitzer: Giftköder

In letzter Zeit häufen sich wieder die Meldungen von ausgelegten Giftködern. Viele Hunde gehen daran elend zugrunde, manche überleben nur knapp. Was man zur Prävention tun kann und wie man im Notfall richtig reagiert, wissen Tierärzte und Hundetrainer.

Die Symptome und auch die Behandlung sind sehr verschieden, weil es auch viele verschiedene Arten von Giftködern gibt, sagte Tierarzt Volker Moser: „Giftköder sind ein Sammelbegriff für Futterköder oder Futterbissen mit Schadwirkung. Es gibt Futterbissen, die mit beigemengten Giftstoffen präpariert sind oder solche, die mit Glassplittern, Rasierklingen oder anderen Teilen versehen sind.“

Meist wird Beute hinuntergeschlungen

Man könnte meinen, dass ein Tier, dass einen mit Rasierklingen oder Glasscherben versetzten Giftköder gefressen hat, im Maul zu bluten beginnt. Das ist meistens aber nicht der Fall, da der Köder zumeist gar nicht zerbissen, sondern schnell hinunter geschlungen wird. Das ist fatal, da die inneren Organe verletzt werden und der Tierhalter das zunächst gar nicht bemerkt.

Schneckenkorn liegt auf der Erde
ORF
Ausgestreutes Schneckenkorn

Wurde Gift gefressen, gebe es aber einige typische Symptome, sagte Tierärztin Sabine Moser: „Die ersten Symptome hängen von der Art und der Menge des aufgenommenen Giftes ab. Gifte aus der Schädlingsbekämpfung wirken sehr schnell. Hier ist die aufgenommene Menge für die Wirkung maßgebend. Die typischen Symptome sind starkes Speicheln, Unruhe, Erbrechen, Apathie, Durchfall. Viele Hunde haben auch Zitterkrämpfe.“

Auch gefährlich für Kinder

Giftköder sind nicht nur für Tiere gefährlich. Auch kleine Kinder heben oft Sachen vom Boden auf und stecken sie in den Mund, so Volker Moser: „Vor allem, wenn es sich um Kontaktgifte handelt wie Nervengifte in Schneckenkorn oder Insektenvernichtungsmitteln.“

Nicht immer sind es böswillig ausgelegte Giftköder. Gefährlich für Kinder und Tiere sind auch weggeworfene, verdorbene Essensreste oder bedenkenlos ausgestreutes Rattengift. Wird das gefressen, zählt jede Sekunde, denn Rattengift führt zu starken inneren Blutungen. Deshalb sollte man immer die Nummer der nächsten Tierklinik oder seines Tierarztes parat haben. Die Nummer der Giftzentrale in Österreich lautet: 01 406 43 43. Es ist laut Volker Moser auch angeraten, Reste vom Futter oder auch Packungen sicherzustellen, denn es handle sich immer um einen potenziellen Notfall. Die Maßnahmen hängen von der Art des Mittels ab. Tierärztinnen und Tierärzte seien darauf trainiert, von Symptomen auf das Gift zu schließen.

Spaziergang mit Hund in der Stadt
BERTHA WANG / AFP / picturedesk.com

Giftige Pflanzen im Garten

Eine Gefahrenquelle könne auch der eigene Garten sein, so Volker Moser. Entweder, weil Gift über den Zaun geworfen werde oder aber, weil man giftige Pflanzen im Garten hat. Sabine Moser ergänzt: „Giftig für die Haustiere wären Goldregen, Eibe, Maiglöckchen, Eisenhut, Engelstrompete, Oleander und Kirschlorbeer. Gerade, wenn man sich einen Welpen zulegt, der den Garten mit den Zähnen erkundet, solle man sich dessen bewusst sein.“

Blüten der Engelstrompete
ORF/Petra Haas
Die Engelstrompete ist für Mensch und Tier giftig und zwar jeder Teil der Pflanze.

Beute mit Belohnung abnehmen

Doch kann man dem Hund nicht beibringen, was er fressen darf? Dazu sagte die Tiertrainerin Heidrun Pusch, grundsätzlich könne man einem Hund nicht das Fressen abtrainieren. Man könne ihm aber andere Rahmenbedingungen beibringen. So könne man ihm beibringen, dass er vor Futter abstoppt und es nicht gleich frisst. Man habe dadurch einen Moment länger Zeit, zu reagieren. „Ich kann dem Hund aber auch ein Anzeigeverhalten beibringen, also dass er sich hinsetzt, wenn er etwas Fressbares draußen gefunden hat.“

Hund nicht hinterherlaufen

Bei einem erwachsenen Hund dauert es natürlich lange, bis man ihm das neue Verhalten beigebracht hat und es muss auch immer wieder geübt werden. Deshalb sollte man schon im Welpenalter damit beginnen, damit der Hund nicht zu einem „Staubsauger“ heranwächst, so Pusch: „Zum einen kann ich schauen, dass ich den Hund schon belohnen, wenn er schnüffelt, sich aber abwendet. Ich kann aber auch tauschen: Wenn der Hund mir etwas bringt, dann bekommt er eine andere Belohnung.“ Man erreiche damit, dass er nicht mit dem Gefundenen flüchtet, sondern dass er es zum Menschen bringe.

Hund im Gebüsch
ORF
Hunde finden immer etwas Interessantes beim Spazierengehen

Auch das eigene Verhalten ist entscheidend. Wenn der Mensch dem Hund mit der Beute hinterher laufe, werde der Hund damit schneller davon laufen oder er gleich hinunterschlingen. Man solle auch nicht mit Strafe trainieren, denn dann meide der Hund den Menschen. „Der Hund muss lernen, mit der Beute zum Menschen zu kommen, damit er dort eine Belohnung bekommt.“

Beim Spazierengehen mit Hund beschäftigen

Wichtig sei es auch, dass man den Hund beim Spazierengehen nicht sich selbst überlasse, so Pusch: „Natürlich suchen sich Hunde ihre Beschäftigungen auch selbst, daher ist meine Empfehlung, jeden Spaziergang zu einem Abenteuer zu machen und dadurch in Kontakt zu bleiben.“ Es bestehe dann eine geringere Chance, dass sich der Hund im Gebüsch etwas suche. Auch in ausgewiesenen Hundefreilaufzonen sollte man den Hund immer im Auge behalten, denn auch ein Zaun schützt nicht vor Gift.