Buddhi Maya Sherpas Patenkinder
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Leute

Nach zwei Jahren wieder in der alten Heimat

Buddhi Maya Sherpa, die in den 1980er Jahren nach Österreich gekommen ist, hat ihre Familie in Nepal seit Beginn der CoV-Pandemie nicht mehr gesehen. Vor kurzem machte sie sich von Kärnten auf in ihre zweite Heimat, in der die Impfung knapp, der Zusammenhalt aber groß ist.

Gemeinsam mit ihrem achtjährigen Sohn ist die Klagenfurterin Buddhi Maya Sherpa derzeit mit Familienmitgliedern zusammen, die sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Mit der Mutter, Geschwistern, Neffen und Nichten gab es ein vorsichtiges Zusammentreffen in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu.

Ihre Familie ist derzeit nicht in Namche Bazar, wo sie ein Gästehaus hat, das 3.400 Meter hoch gelegen und nur zu Fuß zu erreichen ist. „Oben ist es Winter und sehr kalt. Gäste haben wir auf der Lodge keine. Meine Mutter ist mit der Schwester über die Winterzeit in Kathmandu. Meine Familie und wir sind inzwischen geimpft“, so Maya.

Buddhi Maya Sherpa mit ihren Patenkindern
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Buddhi Maya Sherpa (Mitte knieend) mit Patenkindern

Auch die Menschen in den oft abgelegenen Tälern im Himalaya mussten sich mit dem Coronavirus beschäftigen. Schon bei der ersten Welle, mit wenigen Infektionen, hat Nepal einen Lockdown verhängt. Doch die großen Probleme kamen mit der zweiten Welle: „Dann ist die Delta-Variante gekommen, im April 2021, sie hat Nepal heftig erwischt. Die Krankenhäuser waren voll und viele Menschen sind gestorben. Bei der zweiten Welle sind mehr Leute in zwei oder drei Monaten gestorben, als bei der ersten Welle in vielen Monaten“, erzählt Maya.

Alles muss selbst bezahlt werden

Oben in den Berg-Dörfern, dort wo sie aufgewachsen ist, und eineinhalb Stunden zur Edmund Hillary Grundschule über einen 4.000 Meter hohen Pass hinter sich bringen musste, dort hat sich das Virus langsam verbreitet. „Es gab oben auch Fälle, aber es war nicht so schlimm. Viele waren krank, aber sie wurden von der Familie zuhause gesundgepflegt. Einige Bekannte sind schwer erkrankt, mussten nach Katmandu in ein Krankenhaus. Von Namche nach Katmandu muss man normalerweise zwei Tage zu Fuß gehen und noch mit einem Kleinflugzeug fliegen. Im Krankheitsfall bestellt man einen Rettungshubschrauber, aber das kostet sehr viel. Auch das Krankenhaus und Medikamente muss man selbst bezahlen“, so Buddhi Maya Sherpa.

Touristen und Bergsteiger bleiben aus

Besonders getroffen hat Nepal, das Ausbleiben der Touristen und Bergsteiger, ein wichtiger Teil der Wirtschaft. Viele Menschen verloren ihre Arbeit. Der Zusammenhalt im Himalaya-Staat ist aber auch in schweren Zeiten sehr ausgeprägt. „Es sind sehr viele Leute verarmt, die vorher einer täglichen Arbeit nachgegangen sind. Die müssen dann irgendwie überleben. Wir haben dann mehrmals alle zusammen eine Großküche auf einem öffentlichen Platz organisiert, damit die Menschen eine warme Mahlzeit bekommen. Ich habe so eine Großküche vier Mal organisiert für gut 300 bis 400 Menschen“, so Buddhi Maya Sherpa.

Homeschooling in Nepal

Jenseits der 3.000 Meter Seehöhe, zwischen den höchsten Bergen der Welt. Auch dort hat die Pandemie das leben über den Haufen geworfen. „Es war für sie sehr ungewöhnlich, dass sie zuhause bleiben müssen. Es war ja einige Monate so, dass man nicht einmal das Haus verlassen durfte. In Nepal leben die meisten in Großfamilien und haben das Beste daraus gemacht“. Und auch die Schulen waren zu. „Die Kindern mussten quasi die Handys der Eltern in Beschlag nehmen. Einige die es sich leisten konnten, haben einen Laptop oder ein Tablet. Die Kleinen wurden einfach nachhause geschickt. Mittlerweile sind sie das schon gewohnt und ein bisschen ausgerüstet fürs Homeschooling. Inzwischen sind die Schulen auch wieder offen“, so Buddhi Maya.

Seit den 1990er-Jahren sucht sie vor allem für Sherpa-Mädchen Paten in Österreich. 130 Kinder haben durch diese Spenden bereits die Schule abschließen und eine Ausbildung machen können. „Ich glaube, wenn möglichst viele Mädchen eine gute Ausbildung haben, können sie auf eigenen Füßen stehen, ihren Eltern und Geschwistern helfen und später ihre eigenen Kinder gut ausbilden und so langsam aus der Armut hinauskommen“, so Buddhi Maya Sherpa.

Wenig Impfstoff

Nepal gehört zu den Ländern in denen es nicht um die Frage geht, welcher Corona Impfstoff eingesetzt wird, sondern um die Frage ob überhaupt ein Impfstoff . „Es gibt zu wenig Impfstoff. Meine Mutter und meine Schwestern haben das letzte Mal im Frühjahr 2021 eine Impfung aus Indien bekommen. Die nächsten Impfungen haben sie erst nach sechs Monaten erhalten. Es gibt Impfungen aus Indien, China, Europa oder Amerika. Es wird geimpft, was halt gerade da ist. Die Leute wollen sich alle impfen und müssen sich von in der Früh weg anstellen“, erzählt Buddhi Maya.

Menschen halten zusammen und jammern wenig

Kritik an Impfung und Maßnahmen der Regierung gebe es kaum, sagt die Sherpa Frau. „Ich glaube, das wird auch nicht passieren. Es gab nur Demonstrationen in Nepal nach sechs Monaten Lockdown. Die Menschen gingen auf die Straße und wollten, dass endlich wieder aufgemacht wird“. Das Land mit 30 Millionen Menschen kennt schwere Zeiten, zuletzt war es das verheerende Erdbeben im April 2015. „Die Leute halten in Nepal mehr zusammen, helfen sich gegenseitig mehr und jammern weniger.“