Rattendorfer Alm Karnische Alpen
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Wissenschaft

Karnische Alpen geologisch einzigartig

Die Gesteine der Karnischen Alpen im Südwesten Kärntens sind hunderte Millionen Jahre alt. Fast sein Leben lang beschäftigt sich Geologe und Paläontologe Hans Peter Schönlaub mit diesem Gebiet. In seinem Buch „Das Geologische Erbe der Karnischen Alpen“ gibt er einen Überblick über deren Einzigartigkeit.

Die Karnischen Alpen gelten aufgrund ihrer Gesteine und Fossilien als weltberühmt. In dem neuen Buch findet man alle Gesteine darin erklärt, die zwischen 500 und 220 Millionen Jahre alt sind. Auch die Forschungsgeschichte wird im Buch erzählt. Bereits seit 1965 werde in den Karnischen Alpen intensiv geforscht, sagte Hans Peter Schönlaub. Er ist fast 80 Jahre alt und war von 1993 bis 2009 Direktor der Geologischen Bundesanstalt in Wien.

Reich an Fossilien

„Generationen von Geologen und Paläontologen haben eine derartige Fülle von Dokumenten überliefert, die an den Universitäten und in Museen gelagert werden. Darin kann man die Vergangenheit näher studieren. Wenn ein Spezialist kommt und sich für eine bestimmte Zeit interessiert weiß er, wo er die Nachweise für diese Zeit finden kann.“

Es gebe viele Alleinstellungsmerkmale, die nur in dieser Gegend vorkommen, so der Experte: „Ich habe Vergleiche mit anderen Vorkommen auf der Erde gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass hier viele einzigartige Vorkommen von Gesteinen und Fossilien sind.“

Karnische Alpen
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Karnische Alpen

Versteinerungen halten oft Überraschungen bereit

Fast 500 Millionen Jahre alt sind manche Gesteine, die in den Karnischen Alpen zu finden sind: „Es handelt sich dabei um Ablagerungs- oder Sedimentgesteine. Das sind Gesteine, die sowohl am Festland, als auch im Meer, entstanden bzw. dort abgelagert wurden und dann im Laufe der Erdgeschichte zu festem Gestein verfestigt wurden.“ Das Besondere an den Karnischen Alpen sind die Versteinerungen, die Tiere und Pflanzen von damals zeigen, sagt Schönlaub: „Sie erzählen die Geschichte der Erde und Evolution nach. Wie veränderten sich die Organismen, in denen es eine Fülle von Veränderungen gab.“

Forschungen ergaben, dass die ältesten Gesteine in den westlichen Karnischen Alpen vorkommen. In diesem Gebiet gab es laut dem Experten noch keine Versteinerungen. Es seien aber geochronologische Datierungen, also mit physikalischen Methoden nachgewiesene Alter in den Gesteinen und Mineralien entdeckt worden, die ein sehr hohes Alter anzeigen.

Fossil in Gestein
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Fossil

In Grenznähe Überbleibsel aus Ordovizium

Die ältesten Fossilien, die bis jetzt in den Karnischen Alpen gefunden wurden, sind circa 460 Millionen Jahre alt und werde dem Erdzeitalter Ordovizium zugeordnet. Sie wurden an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel um den Wolayer See oder rund um den Plöckenpass gefunden. Auf italienischem Gebiet wurden Muscheln, Brachiopoden, also verschiedene schalentragende Organismen und Mikrofossilien, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, entdeckt: "Es gibt Kopffüßer, Korallen und Trilobiten, also eine Fülle von Fossilien.

Damals lagen die Karnischen Alpen allerdings weit südlich des Äquators, sagt Geologe und Paläontologe Hans Peter Schönlaub: „Sie wurden erst allmählich, im Zuge von Plattenbewegungen in die heutige Position, nördlich des Äquators, geschoben. Der Begriff Plattentektonik ist allgemein bekannt.“ Im Ordovizium wurden verschiedene Sande und Kalkschlämme abgelagert, die sich dann später zu Sand- und Kalksteinen verfestigten.

Eingangsbereich im Besucherzentrum Geopark Karnische Alpen
Peter Brandstätter / www.bilddesign.net
Ausstellung über Spuren im Gestein

Isotopenuntersuchung gibt Aufschluss über „Innenleben“

Damals herrschte hier laut dem Experten ein flaches Meer, wo sich das Leben abspielte: „Die Reste aus dieser Zeit finden sich in den Gesteinen. Danach muss man suchen.“ Die Ermittlung des Alters der verschiedenen Gesteine erfolgt mit Hilfe diverser Verfahren, zum Beispiel mit der Isotopenuntersuchung: „Die verwendeten Elemente haben eine bestimmte Verfallszeit. Man kann dadurch wie mit einer Sanduhr messen, wann der Sand zu rinnen begann und wie lange es braucht, bis er aus der oberen in die untere Hälfte der Sanduhr rieselte. So ähnlich läuft das auch bei diesen Untersuchungen.“

Stein unter Mikroskop untersuchen
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Gestein wird unter Mikroskop untersucht

Fossilienreste faszinieren Forscher

So wurden aus den Gesteinen, die im Erdzeitalter Silur entstanden, Schicht für Schicht auch Fossilien herausgelöst. Sie sind circa 430 Millionen Jahre alt. Schönlaub sagt, es seien Trilobiten oder Graptolithen, schwarze Fossilienreste, die wie ein Laubsägeblatt aussehen und in den Gesteinen eingeschlossen sind: „Wenn man diese Gesteine aufspaltet glänzt natürlich das Auge des Geologen, wenn er so einen Fossilienrest findet. Er war ja Millionen von Jahren im Gestein eingeschlossen. Jetzt erblickt er sozusagen das Licht der Welt. Das erfüllt den Geologen mit besonderem Stolz, wenn er so ein wertvolles Fossil findet.“

Diese Fossilien und Gesteine sind im Buch „Das Geologische Erbe der Karnischen Alpen“ abgebildet, dokumentiert und beschrieben, das Hans Peter Schönlaub gemeinsam mit Holger Forke schrieb, aber auch Laien kommen darin zu Wort. Es ist im Buchhandel, sowie beim Naturwissenschaftlichen Verein in Kärnten erhältlich.