Bassetbabys kuscheln
Eva Bernthaler
Eva Bernthaler
Tiere

Wurf-Fabriken: So erkennt man seriöse Zucht

Wer einen Rassehund nicht von einem seriösen Züchter kauft sondern auf dubiose Internet-Angebote hereinfällt, fördert großes Tierleid und hat es dann oft jahrelang mit einem schwer kranken Hund zu tun. Hunde aus Wurf-Fabriken sind meist nicht gesund und schon gar nicht richtig sozialisiert.

Schön langsam naht die Vorweihnachtszeit und die oder der eine oder andere überlegt vielleicht, ein Haustier zu verschenken, zum Beispiel einen Hundewelpen. Weil viele, die sich für einen Rassehund entscheiden, nach wie vor auf „günstige“ Angebote aus dem Internet reagieren und sich so kranke und schlecht sozialisierte Hunde anschaffen, wächst das Tierleid.

Nur ein Wurf pro Jahr, denn: „Wir betreuen lebenslang“

Ein wirklich guter Züchter steckt nicht nur viel Liebe, sondern vor allem auch jede Menge Zeit und Arbeit in seine Hunde. Wie viel, weiß Eva Bernthaler. Sie züchtet seit sieben Jahren Bassets, die britische Hunderasse mit den auffallend langen Ohren. Sieben Jahre, das macht bei der Züchterin sieben Würfe – denn bei ihr gibt es nur einen Wurf pro Jahr. „Warum nur ein Wurf pro Jahr? Wir betreuen unsere Hunde auch nach der Abgabe weiter, bleiben lebenslang in Kontakt, sind da für alle Fragen und Anliegen. Wir ziehen uns einfach nicht aus der Verantwortung. Und wenn die Welpeneltern in Urlaub fahren, können sie die Hunde bei uns abgeben. Das braucht Zeit, und wenn man so viele Würfe hat, ist das nicht mehr möglich.“

Bassett Baby
Eva Bernthaler
Schlafender Bassettwelpe

Seriöse Züchter müssen Tiere nicht „anpreisen“

Die Paradise-Hounds, wie die Hunde aus der Zucht von Eva Bernthaler heißen, sind mittlerweile sehr begehrt und die Wartelisten voll. „Seriöse Züchter müssen ihre Hunde nicht anpreisen, die haben Wartelisten und kennen ihre zukünftigen Welpeneltern bereits, wenn die Hunde auf die Welt kommen.“ Schritt Nummer ein zu einem gesunden, glücklichen Rassehund ist die Frage: „Passt diese Hunderasse zu mir? Was hat die Rasse für eine Anforderung. Kann ich den Bedürfnissen meines zukünftigen Hundes gerecht werden? Erst dann kann ich mich auf die Suche machen nach dem richtigen Züchter.“

Hunde-Vermehrern geht es nur ums schnelle Geld

An diesem Punkt sind wir bei des Pudels Kern: Das Angebot an Rassehunden ist im Internet schier unüberschaubar. Für einen Laien ist es da nicht immer leicht, zu erkennen, ob es sich um einen seriösen Züchter oder um einen so genannten „Vermehrer“ handelt. Hündinnen haben für Vermehrer nur einen einzigen Zweck: sie sollen möglichst oft möglichst viele Welpen auf die Welt bringen. Gehalten werden sie im Dreck in kleinen Käfigen. Der Vermehrer kümmert sich weder um die Hündinnen, noch um die Welpen. „Hier geht es nur um eines: Schnelles Geld zu machen auf Kosten der armen Tiere. Jeder, der sich solche Hunde besorgt, ist Mittäter. Denn wenn die Menschen solche Hunde nicht kaufen würden, würden sie auch nicht vermehrt werden.“

Bassetbaby seriöse Zucht
Eva Bernthaler

„Fragen Sie dem Züchter Löcher in den Bauch“

Deshalb, so Bernthaler: „Wenn Sie sich für einen Rassehund entscheiden, informieren sie sich beim Österreichischen Kynologenverband, welche Züchter dieser Rasse gibt es und dann wissen sie genau, an wen Sie sich wenden können. Das sind die Züchter, die nach FCI-Regeln züchten, die Auflagen haben, die Gesundheitsstandards einhalten müssen und nur dort würde ich vorstellig werden.“

Bernthaler rät bei Kontakt mit dem Züchter dazu, viele Fragen zu stellen. „Welche Gesundenuntersuchungen haben die Elterntiere – bitte lassen Sie sich diese vorlegen, bitte löchern sie den Züchter. Wenn er kein Interesse hat, Ihnen diese Fragen zu beantworten, dann nehmen Sie bitte Abstand.“

Wie geht es dem Muttertier? Gibt es Menschenkontakt?

Fragen also – und genau hinschauen. „Wie geht es dem Muttertier, wie gepflegt sind die Hunde, wie sehen die Ohren, das Fell, die Nägel aus? Wie gut sind die Welpen sozialisiert, gehen sie auf Menschen zu? Haben die Hunde Kontakt mit der Züchterfamilie oder leben diese völlig separiert – das sind alles sehr wichtige Dinge.“

Bassett Muttertier
Eva Bernthaler

Ein wirklich guter Züchter steckt nicht nur viel Liebe, sondern vor allem auch jede Menge Zeit und Arbeit in seine Hunde. Bei den Bernthalers wuselt es fröhlich vor sich hin: Emily, Emma, Enno, Elmo, Eliza, Ella und Eddy sind mittlerweile fast acht Wochen alt. Und sie bewohnen mit ihrer Mama Blacky ein eigenes Haus. „Wir haben jetzt ein Welpenhaus gebaut, mit einer kleinen Küche, einem schönen Gartenzugang, Spielmöglichkeit und Sandkiste. Ich schlafe hier im Welpenhaus, in einem von meinem Mann gebauten Hochbett.“

Ernsthaft züchten heißt: 24 Stunden präsent sein

Die Züchterin hat die Rasselbande so immer im Blick. „Das ist ein 24-Stunden-Job. Da geht es ums Füttern, Herrichten, Wiegen, Putzen, Pflegen, Untersuchen, Wäschewaschen – wir haben in unseren Boxen weder Zeitungspapier noch Sägespäne, sondern spezielle Tücher. Ich brauche für einen Wurf, der neun Wochen da ist, etwa 600 Waschmaschinen. Das ist es mir auch wert. Darum ist vielleicht auch erklärbar, warum ein gesunder Rassehund auch etwas kosten muss. Es steckt sehr viel Einsatz dahinter.“

Bassett-Hundewelpen

Ein eigener Zubau wurde also für die kleinen Bassets geschaffen und Züchterin hat die Bande immer im Blick. Dass die Züchterin so viel Zeit mit und bei den Welpen verbringt, ist keine übertriebene Tierliebe, sondern sorgt für eine gute Sozialisierung der kleinen Hunde. Zwischen der 4. und 7. Lebenswoche sind die Hunde in der Prägephase. In dieser nutzt ein Welpe all seine Sinne, um Umwelteinflüsse kennenzulernen. Dazu zählt insbesondere der Kontakt zu Menschen. Dadurch dass die Züchterin ihren Alltag direkt mit den Welpen teilt, lernen sie auch unterschiedliche Geräusche und vieles andere mehr kennen.

Abgabe mit neun Wochen nur gechippt und geimpft

Die ersten Lebenswochen eines Hundes sind entscheidend für sein ganzes Leben, deshalb dürfen Welpen auch nicht zu früh abgegeben werden. Eva Bernthaler: „Ein seriöser Hundezüchter wird die Welpen nicht vor der neunten Woche abgeben. Selbstverständlich gechippt, entwurmt und geimpft – mit Impfpass und Stammbaum.“

Bassett Baby
Eva Bernthaler

Schon bald kommen die Welpen zu ihren zukünftigen Familien. „Die Welpenabgabe ist so ein Thema – selbstverständlich wird geweint und es fällt einem schwer, weil man das Kleine ja von Anfang an kennt. Dennoch ist es dann auch wieder leichter zu ertragen, weil man weiß, man gibt es in beste Hände weiter. Und unsere Welpen sind dann nicht fort, wir haben immer Kontakt, einmal im Jahr ein Familienfest und so gesehen ist es dann nicht mehr so schwierig für uns.“

Züchter sucht charakterlich passenden Hund aus

Auch daran erkennt man einen verantwortungsvollen Züchter: Nicht der Käufer sucht sich den Hund aus, sondern der Züchter sucht den oder die für den Hund passenden Menschen aus. „Weil ich ja die Menschen, die den Hund bekommen, schon kenne, und weil ich auch die Hunde kenne. Es gibt ja auch in einem Wurf sehr unterschiedliche Hunde und je nach Charakter kann ich dann die richtigen Menschen den passenden Hund zuteilen. Das heißt, sie sollten hier einem erfahrenen Züchter vertrauen und nicht darauf bestehen: Der Hund mit dem Flecken da oben, den will ich haben. Das sagt nichts über den Charakter aus, das ist ein ganz wichtiger Punkt.“

Bassett-HUndewelpen

Und noch ein Tipp der erfahrenen Züchterin: Man soll sich den Vertrag vorab schicken lassen und darauf achten, ob darin festgehalten ist, dass der Züchter ein Vorkaufsrecht hat. Sollte nämlich ein Hund doch weitergegeben werden müssen, wird ein guter Züchter sich selbst darum kümmern wollen, wieder einen guten und passenden Platz für ihn zu finden.