Mann im Rollstuhl
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Gesundheit

Personalmangel: Aufnahmestopp in Heim

Neben der Pandemie sorgt der Mangel an Pflegekräften regelmäßig für Schlagzeilen. Schon vor Wochen schlug die Caritas Alarm. Direktor Michael Landau fordert Reformen von der Regierung. Erstmals gibt es nun in einem Caritas-Heim einen Aufnahmestopp, weil zu wenig Personal vorhanden sei.

Das Pflegesystem drohe selbst zum Pflegefall zu werden, sagte Caritas Direktor Landau und bezog sich dabei auch auf das Hemma-Haus in Friesach. Von den 62 Betten sind dort nur 51 belegt aber es werden keine weiteren Bewohnerinnen oder Bewohner aufgenommen. Noch könne man mit den vorhandenen Mitarbeitern den Pflegeschlüssel eine Pflegekraft für 2,4 Bewohner halten, sagte Donata Rössler-Merlin, Verantwortliche Bereichsleiterin für die Pflege bei der Caritas in Kärnten.

Benachteiligung von Pflegepersonal in Heimen

„Einerseits ist im Raum St. Veit mit zwei Krankenhäusern und mehreren Pflegewohnhäusern der Bedarf nach Pflegefachkräften besonders hoch, andererseits wollen wir qualitativ keine Abstriche machen. Daher haben wir uns bewusst dazu entschlossen lieber weniger Bewohnerinnen und Bewohner unterzubringen und dafür Gewohnte Qualität zu bieten“, so Rössler-Merlin.

Zehn Pflegeheime führt die Caritas in Kärnten. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen darin rund 660 Bewohnerinnen und Bewohner. Einen Mangel an Fachkräften gebe es schon lange, nicht erst mit dem Aufnahmestopp in Friesach, sagte Rössler-Merlin, ein Grund sei die Benachteiligung von Pflegepersonal in den Heimen.

Vielfältigere Ausbildungswege gefordert

„Im Krankenhaus werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besser entlohnt. Es bedarf unbedingt einer Gleichbehandlung der Pflegefachkräfte. Der Pflegeschlüssel gehört im Sinne der Mitarbeiter auf zwei geändert“, so Verantwortliche Bereichsleiterin in Kärnten.

Die Caritas Österreich fordert vielfältigere Ausbildungswege und die Abschaffung von Ausbildungskosten samt Unterstützung bei den Lebenserhaltungskosten. Die Länder sollten die entsprechenden Jobs in ihre Personalschlüssel aufnehmen. Zudem solle der „Einstieg für ausländische Arbeitskräfte vereinfacht“ werden, fordert die Caritas und man müsse über Geld reden aber auch über Arbeitsbedingungen und Freizeit in der Pflege.

Team Kärnten fordert mehr Ausbildung

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte am Donnerstag in einer Aussendung, angesichts der Meldungen über den Aufnahmestopp müssten bei den Verantwortlichen in der Landesregierung die Alarmglocken schrillen. Er warne seit Jahren vor einem eklatanten Mangel an Pflegekräften und einem auch damit verbundenen Pflegenotstand. Man habe es von Seiten der Landesregierung seit Jahren verschlafen und verabsäumt, ein breitflächiges Ausbildungsangebot zu entwickeln. Dazu zähle aus seiner Sicht auch die Pflegelehre, vor der man sich insbesondere von SPÖ-Seite her seit Jahren verwehre. Auch die Ausbildungskosten seien zu hoch.

Laut einer Studie im Auftrag der zuständigen Landesrätin Beate Prettner (SPÖ) aus dem Jahr 2020 werde in Kärnten in den kommenden zehn Jahren rund 4700 zusätzliche Pflegemitarbeiter in den Heimen benötigt. Mit der im Jahr 2018 gestarteten Ausbildungsoffensive könne man den Bedarf laut der Studie abdecken und den Personalbedarf sogar übererfüllen, heißt es aus dem Büro der Landesrätin.

Drei zusätzliche Ausbildungsmaßnahme im Laufen

Eine Maßnahme ist eine weitere Ausbildungsschiene zur Pflegeassistenz (BFI in Kooperation mit AMS). Bei einer weiteren sollen über eine Stiftung Quer-, Neu- und Umsteiger für den Pflegeberuf angesprochen werden. Start dafür ist am 11. Oktober an der GuK-Schule Villach mit 25 Plätzen, ab 2021 werden es laut Büro Prettner pro Jahr 50 Plätze sein. Das Auswahlverfahren läuft über das AMS.

Mit dem heurigen Schulbeginn im September werde außerdem die Caritas-Schule die Ausbildungsschiene zur Pflegefachassistentin mit Matura starten. Laut aktuellen Zahlen haben sich in der Diakonie dafür heuer 27 Personen angemeldet, in der Caritasschule waren es 30. In der KABEG seien mit Stand heute 3736 Pflegekräfte beschäftigt, was ein historischer Höchststand sei, so Prettner. Den Forderungen nach vielfältigeren Ausbildungsmöglichkeiten wird bereits jetzt Rechnung getragen.