Theater Waltzwerk: Szene Frankenstein
Theater Waltzwerk/Dominik Achatz
Theater Waltzwerk/Dominik Achatz
Kultur

Theater Waltzwerk zeigt Frankenstein

Das Theater Waltzwerk zeigt auf Schloss Ebenau eine moderne Fassung von Mary Shelleys Roman Frankenstein: „Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein“ wird als Live-Hörspiel über ein unglückliches Monster und seinen überheblichen Schöpfer inszeniert.

Einer der beiden künstlerischen Leiter des Theaters Waltzwerk, Markus Achatz, spielt alle Rollen selbst. Von der zweiten Leiterin, Sarah Rebecca Kühl, kommt die musikalische Inszenierung, bei der die Genres Schauspiel, Hörspiel und Schauerroman zu einer sozialkritischen Parodie auf den „perfekten Menschen“ verschwimmen. Die musikalischer Live-Begleitung übernimmt Mathias Krispin Bucher.

Mitgefühl für das Monster

Frankenstein kennt auch heute noch jeder. Veröffentlicht wurde der Roman 1818 von der damals jungen Mary Shelley. Markus Achatz hegt Sympathie für das von Wissenschaftler Viktor Frankenstein erschaffene Geschöpf: „Wenn es uns gelingt, dass man mit diesem Geschöpf ein wenig mitfühlt und empathisch wird, dann glaube ich, haben wir alles richtig gemacht.“

Theater Waltzwerk: Szene Frankenstein
Theater Waltzwerk/Dominik Achatz
Theater Waltzwerk zeigt „Schmutzige Schöpfung“ über ein künstliches Wesen, das aus Trauer mordet

Wie wir das Monster in uns werden

Sarah Rebekka Kühl führte Regie und natürlich geht es nicht nur darum, eine Schauergeschichte zu erzählen. „Dieses Wesen hat keine Beziehungen – das ist aber die Grundlage für den Menschen, damit er sich entwickeln kann. Dass er gesehen und angefasst wird, es ist das, was ihn ausmacht.“ All das sei jedoch dem Monster verwehrt geblieben, weil es sofort nach seiner Erschaffung verstoßen wird. „So konnte er sich nicht so entwickeln, wie er es hätte machen können.“

Neben der Fragwürdigkeit Erschaffung neuen Lebens hat Thomas Melles Stück „Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein“ viele Bezüge zur Gegenwart. Facelifting und Co. dürfen da selbstverständlich nicht fehlen und so kommt es zu einer absurden Begegnung zwischen Carolin, der Mutter des Forschers und seinem Geschöpf. Sie hat sich für die Schönheit immer wieder unters Messer gelegt und glaubt zuerst, dass das Geschöpf eben auch noch nicht „ganz fertig“ sei.

Eine große Frage: „Wie soll es weiter gehen?“

Je mehr man sich mit Frankenstein auseinandersetzt, desto wichtigere Fragen stellen sich einem, so die Regisseurin: „Die großen Fragen: Was ist der Mensch, wohin wollen wir uns als Gesellschaft entwickeln, was macht die Technologie mit uns, wie wird sich unsere Gesellschaft durch künstliche Intelligenzen verändern? Es sind viele, viele Fragen die da mitschwingen. Im besten Fall fragt man sich nach dem Stück, wie es weiter gehen soll.“

Theater Waltzwerk: Szene Frankenstein
Theater Waltzwerk/Dominik Achatz

Für den Musiker Mathias Krispin Bucher war Frankenstein eine Herausforderung. Mittlerweile ist er so in die Geschichte hineingewachsen, dass er sie ganz einfach liebt: „Die Einlassmusik ist zum Beispiel so gebaut, dass es erst klingt, als wäre alles harmonisch, es ist nett, man kann dazu tanzen. Aber es wiederholt sich in einer Tour, wie in einer Endlosschleife. Und dann kommt zum ersten Mal das Frankenstein-Thema und das ist in einer anderen Tonart drüber gelegt und dann denkt sich der Zuhörer, was ist denn das jetzt.“

Frauenrollen wurden modernisiert

Einige Figuren sind in der modernen Bühnenfassung aber ganz anders als in dem gewohnten Stück, zum Beispiel Betty, die Verlobte des Wissenschaftlers Viktor. Sie sei, wie auch andere Frauenrollen, moderner, sagte Regisseurin Kühl: „Betty hat weichere Züge und lässt ihm in seiner Arbeit sehr viel Freiraum und Zeit, aber trotzdem ist sie viel näher dran. Es ist auch so, dass sie keine Kinder möchte, sie hat ein selbstbewussteres Standing, als im Original.“

Betty ist in der Fassung von allen Figuren am meisten geerdet, so Markus Achatz: „Die ist nicht überzeichnet, die ist am ehrlichsten, so versuche ich sie auch zu spielen. Die Beziehung zwischen Viktor und Betty wollten wir eigentlich als relativ intakt zeigen, als etwas, worauf man sich besinnen kann, wo sonst ja in dem Stück alles durcheinander ist.“ Für Carolin, die Mutter des Forschers hat auch die Regisseurin nur wenig Sympathie. Vielleicht dürfe man sich nicht wundern, dass ihr Sohn der geworden ist, der er ist.

Viktor Frankenstein geht zu weit – und verliert alles

Es versteht sich von selbst, dass die Geschichte von Frankenstein nicht gut ausgehen kann. Das ist für Markus Achatz aber so auch ganz in Ordnung: „Diese Figur, der Viktor, geht zu weit, dafür wird er auch ziemlich bestraft. Und das zeigt das Stück auch, dass es Dinge gibt, die man nicht anrühren sollte und Fragen gibt, die man nicht beantworten kann. Viktor versucht es aber mit aller Kraft und Wut und verliert sich darin auch und verliert dann eigentlich alles.“

Das Stück „Schmutzige Schöpfung – Making von Frankenstein“ von Thomas Melle ist im Garten von Schloss Ebenau in Feistritz im Rosental täglich bis 22. August zu sehen.