Stift St. Paul
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Kultur

Ausstellung: „Zur Hölle mit dem Himmel“

„Zur Hölle mit dem Himmel“ heißt die diesjährige Ausstellung im Stift St. Paul im Lavanttal. Zentrales Thema der Schau ist die Geschichte der Seuchen und Krankheiten. Denn schon lange vor Covid gab es Epidemien, die für die Menschheit sogar deutlich bedrohlicher waren.

Krankheiten und Seuchen plagten die Menschheit, seit Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden. Ein biblisches Beispiel ist Hiob, der trotz göttlich-teuflischer Prüfung mit Unglück und Krankheit am Glauben festhält, denn viele Jahrtausende lang waren Glaube und Gebet die Einzige Möglichkeit der Therapie.

Ausstellung zur Geschichte der Seuchen

Die Ausstellung „Zur Hölle mit dem Himmel“ im Stift St. Paul im Lavanttal widmet sich heuer der Geschichte der Seuchen und Krankheiten. Sie zeigt, dass viele Epidemien deutlich bedrohlicher als die Coronavirus-Pandemie.

Krankheit waren ein Mysterium

Ob Pest oder Aussatz, die Krankheiten waren ein Mysterium für die Menschen, was konnten sie anderes sein als die Geißel Gottes. In mehreren Wellen entvölkerte der Schwarze Tod weite Landstriche Europas. Prompt wurden die Juden beschuldigt, Pogrome folgten. Pestkreuze wurden am Abflauen der Epidimien errichtet, der Erlöser gefeiert.

In Wellen traf die Pest auf Europa
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In Wellen traf die Pest auf Europa

Ratten waren tatsächliche Krankheitsüberträger

Bis man entdeckte, dass der damalige Fernverkehr mit dem fernen Osten und Ratten der eigentliche Grund für die Krankheitsverbreitung war, dauerte es. Ob Hildegard von Bingen oder Paracelsus: Die Menschheit wurde klüger.

Nach der Aufklärung, als die Wissenschaft dem Glauben Konkurrenz machte, kam man den Viren und Bakterien auf die Spur.

Bild Pest vor Hochosterwitz
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Bemerkenswert ist auch diese Darstellung 350 Jahre alte Darstellung der Pest vor Hochosterwitz.

Glaube und Forschung kein Widerspruch

Glaube und Forschung sind für die Ausstellungsmacher kein Widerspruch. 1822 habe Papst Pius VII. gesagt, die Impfung sei ein Geschenk Gottes, sagte der Direktor des Stiftsmuseums, Gerfried Sitar: „Ich denke, die Kirche darf sich solchen Dingen nicht verschließen. Es ist immer gut, einerseits die Schulmedizin zu sehen, andererseits das, was uns die Natur gibt, aber auch der spirituelle Gedanke hat immer eine wichtige Funktion übernommen.“

Pestmaske
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Modell einer Schnabelmaske, die Pestdoktoren in Italien und Frankreich zu ihrem Schutz trugen

Ausstellung läuft bis 1. November

Zur Hölle mit dem Himmel führt auch in die Göttliche Komödie von Dante. Die Künstlerin Christine Ottowitz ließ sich vom Kapitel Inferno inspirieren. Und ihre Fotografien am Computer akribisch nachbearbeitet.

Die Ausstellung „Zur Hölle mit dem Himmel“ ist bis 1. November im Stift St. Paul, dem Schatzhaus Kärntens zu sehen.

Bilder
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Bearbeitete Fotografien der Künstlerin Christine Ottowitz

Schreckliche Vorstellungen im Mittelalter

Sie nehme die Verse auf, sagte die Fotografin, „man hat seine Bilder im Kopf dazu, und denkt sich, schrecklich, was sich die Menschen im Mittelalter über das Jenseits, wie es ihnen ergehen wird nach ihrem Tod, gedacht haben.“