Heller Ausstellung Taggenbrunn
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Kultur

Andre Heller erschafft Wunderkammer

Burg Taggenbrunn in St. Veit ist heute eine Burg mit einer Wunderkammer wie aus einem Märchen. Andre Heller kuratierte eine Ausstellung, die einen zum Staunen, aber auch zum Nachdenken bringt, die man anfassen kann. Heller bewundert auch die Burgbesitzer und den „Verrücktheitsgrad“ des Projekts Burgsanierung.

Auf Burg Taggenbrunn sorgen Burgbesitzer Andrea und Alfred Riedl immer wieder für Überraschungen. Jetzt treffen dicke Mauern und Hightech direkt aufeinander. Die Weltzustandsmaschine, einen lebendigen Globus, gibt es Dank Andre Heller wirklich. Die leuchtende Kugel verändert sich ständig und zeigt je nach Abfrage in Echtzeit an, wie es um die Welt bestellt ist.

Ausstellung Andre Heller Taggenbrunn Weltzustandsmaschine
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Der Zustand der Welt

Wegschauen nicht mehr möglich

Plötzlich sind die weltweiten Brände nicht mehr abstrakt, sondern werden auf der ganzen Welt sichtbar, egal ob heute oder vor 50 Jahren. Das Gleiche gilt für den Klimawandel und kriegerische Auseinandersetzungen. Themen, die alle angehen und wo man längst nicht mehr einfach nur wegschauen könne, so Heller: „Machen wir etwas Zeitgenössisches hinein, was Kinder und Erwachsene, Ausländer, Inländer, Intellektuelle und Arbeiter gleichermaßen interessieren könnte. Da nicht viel Raum zur Verfügung steht haben wir Zeiträume gemacht und kein Museum.“

Heller Ausstellung Taggenbrunn
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Der Funke springt über

Interaktion wird in dieser Ausstellung groß geschrieben. Fasziniert wie ein Kind berührt man eine der Glaskugeln in der Plasmawand und sieht, wie der Funke überspringt. Andre Heller ließ die Kugeln so anbringen, dass sie auch von Kindern leicht erreichen werden können. Sich selbst einmal ganz anders sehen macht die lebensgroße Plasmawand „reflect“ möglich.

Technik zum Staunen

Wie nicht auf dieser Welt fühlt man sich im begehbaren Kaleidoskop. Unzählige Spiegelungen, Formen und Farben machen eine Schönheit sichtbar, die es ohne diesen technischen Aufwand gar nicht geben könnte. Technik wird in den Zeiträumen als „Staunenmacherin“ eingesetzt, sagte Heller. Schon der erste Blick auf Morph lässt einen an der eigenen Wahrnehmung zweifeln. Es ist eine Kugel, die aus vielen einzelnen Segmenten besteht und die sich so verhält, als wäre sie lebendig.

Mitchel Nordine Mitbegründer MindBuffer
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Mitchell Nordine von MindBuffer

Mitchell Nordine von MindBuffer arbeitete Jahre an diesem Projekt. Er kann sich Morph durchaus als Lebensform von einem anderen Planeten vorstellen: „Es ist der Versuch, die Grenze zu überschreiten, wo Robotik lebendig erscheint. Wir versuchen etwas, das kalt und technologisch wie Motoren und LED-Lampen ist, organisch und lebendig erscheinen zu lassen.“

Reise zum Mittelpunkt der Erde

„Zeiträume“ ist so beeindruckend, weil man Dinge sieht, die man noch nie zuvor gesehen hat. Oft wissen die Sinne im ersten Augenblick auch gar nicht, was sie mit all diesen neuen Informationen anfangen sollen. Eine solche Erfahrung ist die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Für Andreas Göltl, den Geschäftsführer von MediaApparat ging damit ein Traum in Erfüllung. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde habe er schon sehr lange einmal umsetzen wollen. Jemanden auf eine Reise mitzunehmen, von einer Projektion umhüllt mit Soundgestaltung und starken visuellen Eindrücken.

Burg Taggenbrunn von außen
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Burg Taggenbrunn

180 Grad Projektionsfläche, die sich auch am Boden fortsetzt. Der rasende Flug durch den Weltraum, zur Erde, unter Wasser, dann die große Qualle, die zum Greifen nahe erscheint und doch nur virtuell ist. Dann weiter zum rot glühenden Erdkern, alles beginnt wieder von vorne und hängt am Ende zusammen.

„Sich lernend verwandeln“

Die Ausstellung verlangt, dass man sich darauf einlässt und Zeit in diesen Räumen verbringt. Andre Heller dachte sich bei der Auswahl dieser Objekte sehr viel und versuche, etwas von dem, was ihn ausmacht, auch an andere Menschen weiterzugeben: „Mein Motto lautet, sich lernend verwandeln und jeden Tag ein anderer zu sein, weiße Flecken auf der Landkarte meines Wissens zu tilgen. Alle Abenteuer und Herausforderungen anzunehmen, damit ich gescheiter, mutiger und fähiger werde. Diese Räume sind eine kleine Tankstelle dafür.“

Andre Heller
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Andre Heller lobt den „Zauberberg“ von Familie Riedl

„Zauberberg umgesetzt“

Mit den „Zeiträumen“ söhnte sich Heller auch mit dem Thema Burg aus. Den Gebäuden, die er mit allem was sonst dazu gehört wie Ritter und Pferde, als Kind nur verachtete. Die Ruine Taggenbrunn aus dem 12. Jahrhundert wurde durch Andrea und Alfred Riedl in den letzten zehn Jahren wieder zu einer Burg. Ein gewaltiges Unternehmen, das auch Heller fasziniert: „Die Familie Riedl hat offenbar eine gewisse Spiellust. Dieses ganze Unternehmen hier hat ja einen Verrücktheitsgrad, der selten zu finden ist. Das ist ja nicht subventioniert. Ein Mann und eine Frau kaufen sich einen brach liegenden Berg und machen daraus ihre Vorstellung von dem, was Freude ist. Bis zu einem gewissen Grad haben sie hier einen Zauberberg umgesetzt.“

Burgherr Alfred Riedl
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Burgherr Alfred Riedl

Ausstellung könnte sich erweitern

Burgherr Alfred Riedl sagte, in den Weinberg und die Renovierung der Burg habe man viel investiert. Daher sei es nahe liegend gewesen, etwas Besonderes daraus zu machen. Andre Heller würde sich wünschen, dass die Ausstellung jedes Jahr erweitert wird. Der Künstler hat die Ideen und mit Christian Bauer einen Projektmanager gefunden, der seit 23 Jahren dafür sorgt, dass die Projekte auch umgesetzt werden. Die ganze Welt habe man bereits, so Bauer, es sei großartig, bunt, international. „Ich habe den besten Job der Welt.“ Besucht werden können Andre Hellers Zeiträume auf Burg Taggenbrunn bis Ende Oktober von 10.00 bis 18.00 Uhr.