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Chronik

Weniger Pflegekräfte trotz mehr Bedarfs

Die demografische Entwicklung zeigt, dass die Menschen im Durchschnitt immer älter werden. Gleichzeitig folgen weniger junge Menschen nach. Das schlägt sich auch nachteilig auf den Pflegebereich nieder. Laut einer Studie wird 2030 jede dritte Pflegekraft in Pension gehen, gleichzeitig steigt der Pflegebedarf.

Die Studie zeigt deutlich, dass vor allem der Bedarf an diplomierten Pflegekräften schon in zwei Jahren um 50 Prozent gestiegen sein wird. 2030 liegt der Bedarf sogar um 75 Prozent höher als heute.

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Die Pflegestudie zeigt den Mehrbedarf an Pflegepersonal

Mehr Bedarf an Pflegekräften in allen Bereichen

Der Mehrbedarf bestehe in allen Bereichen der Pflege, sagte Studienautor Herwig Ostermann vom nationalen Forschungs- und Planungsinstitut für das Gesundheitswesen: „Bei der Pflege mit rund 10.000 Personen kann man davon ausgehen, dass 3.000 in Pension gehen. Ein anderer Punkt ist dann der zusätzliche Bedarf, der sich aus der demografischen Entwicklung ergibt.“

Hier gebe es die Krankenanstalten, in denen diese Entwicklung durchschlagen werde, sagte Ostermann: „Viel stärker aber wird sich das in der Langzeitpflege und der Betreuung zeigen.“ 4.700 zusätzliche Pflegekräfte werde etwa Kärnten bis 2030 brauchen.

Ausbildung wird verstärkt

Bei der Frage, ob das Land diesen Zusatzbedarf decken kann, verwies Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) auf die Ausbildungsplätze: „Ja, wir sind gerüstet. Wir haben pro Jahr einen Bedarf von etwa 400 Auszubildenden. Jetzt sind wir bei einer Zahl von 354, setzen aber in diesem Jahr noch Maßnahmen, so dass wir diese Zahl von 400 leicht erreichen werden.“

Großer Bedarf an Pflegepersonal

Die Pflege ist und bleibt ein Sorgenkind der Politik. Nach einer heute präsentierten Studie werden bis 2030 fast 5.000 neue Pflegekräfte gebraucht.

Damit es auch genügend Interessenten für die Ausbildungsplätze gibt, werden von Experten und Betroffenen bessere Rahmenbedingungen und bessere Bezahlung gefordert. Prettner zeigt Verständnis für die Forderungen, verweist aber auf die Gemeinden die mitfinanzieren und den Bund, der ebenfalls Leistungen erbringen soll.

Prettner: Kraftakt des Staates gefordert

Länder und Gemeinden alleine werden das nicht schaffen, sagt die Gesundheitsreferentin: „Hier braucht es einen gemeinsamen Kraftakt des ganzen Staates Österreich, um diese Herausforderungen bewältigen zu können.“ 308 Millionen Euro gibt das Land heuer für alle Maßnahmen rund um den Pflegebereich aus.

Reaktionen

Die FPÖ forderte aber finanzielle Anreize für die Ausbildung von Pflegekräften. Das Team Kärnten fordert eine höhere Entlohnung im Pflegebereich und – wie die FPÖ – die Einführung einer Pflegelehre.

ÖVP-Sozialsprecherin Silvia Häusl-Benz sagte in einer Aussendung, man dürfe nicht auf die Menschen vergessen, die zuhause betreut werden. Das seien immerhin acht von zehn Personen mit Pflegebedarf. Hier müsse man für flexible und zeitgemäße Angebote sorgen, um die pflegenden Angehörigen in ihrer verantwortungsvollen Aufgabe zu entlasten. Dafür müsse es erleichtert werden, dass Angehörige stunden- und tagesweise Unterstützung erhalten können.“