Runder Tisch in der Regierung
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Gesundheit

Land sucht Lösungen für Drogenproblematik

Vertreter von Polizei und Justiz haben einander am Montag auf Einladung von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) in der Landesregierung zu einem runden Tisch getroffen. Im Mittelpunkt standen die steigende Zahl von Drogendelikten, Suchtgiftprozessen und Drogentoten.

Kärnten hat ein Drogenproblem, nicht erst seit kurzem, aber derzeit zeigen es auch die aktuellen Zahlen: Von Jänner bis Mai gab es acht Drogentote, um drei mehr als im gesamten Jahr 2020. Allerdings war die Tendenz im Jahr 2020 auch klar rückläufig. 2.500 Drogendelikte wurden im Jahr 2020 in Kärnten angezeigt, für heuer werden laut den Ermittlern noch mehr Drogenanzeigen erwartet.

Cannabiskraut
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Leitdroge sei nach wie vor Cannabis, sagt die Polizei

Sisyphusarbeit für Polizei

Die Drogenproblematik hat viele Gesichter. Suchtmittel, die über die Grenze kommen und den Markt regelrecht überschwemmen, kleine Pillen, die niedlich aussehen, aber tödliche Wirkung haben können, Abhängige die Hilfe suchen. In jedem Fall ist der Kampf gegen Drogen eine Sisyphusarbeit, sagt Karl Schnitzer vom Landeskriminalamt Kärnten, der täglich damit zu tun hat.

Landesregierung berät über Drogensituation

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) hat am Montagnachmittag in der Kärntner Landesregierung zu einem Runden Tisch zum Thema Drogen geladen. Acht Drogentote gab es 2021 bereits – um drei mehr als im gesamten Jahr 2020.

Leitdroge sei nach wie vor Cannabis, sagte Schnitzer, wobei der Wirkstoff THC immer stärker werde: „Auch Heroin und Kokain dringen immer stärker auf den Markt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern, das haben wir festgestellt, ist Kärnten beim Opiat-Missbrauch relativ weit vorne.“ Auf die Frage warum das so ist, konnte auch am runden Tisch in der Regierung keine Antwort gefunden werden.

Drogenfund mehrere Kilogramm
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Früher ging es in Prozessen um einige Gramm von Drogen, heute geht es um Kilogramm

Sucht „auch als Krankheit“ wahrnehmen

Die Zahlen rütteln auch die Politik auf. Gesundheitslandesrätin Prettner sagte, Ziel des runden Tisches sei es, heraus zu finden, was das Land tun könne. „Möglich ist eine Resolution an den Bund, um diese Problematik in Kärnten noch einmal aufzuzeigen.“

Gefordert werden könnte mehr Personal für die Kärntner Behörden, „aufgrund der Grenznähe und der Wege, die diese Substanzen international nehmen“, sagte Prettner. „Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man jugendlichen Straftätern, die mit Drogen zu tun haben, mehr Unterstützung gibt und diese Sucht nicht nur als Delikt sieht, sondern auch als Krankheit wahrnimmt.“

Prozess um Drgen
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In 30 Prozent der Prozesse geht es mittlerweile um Drogen

Drogenkonsumenten zwischen zwölf und 60 Jahre alt

Zwischen zwölf und 60 Jahre alt sind die Drogenkonsumenten in Kärnten, immer mehr landen am Landesgericht. Jeder dritte Strafprozess ist mittlerweile ein Drogenprozess. Wurde früher wegen kleiner Mengen im Bereich einiger Gramm verhandelt, geht es mittlerweile um das Tausendfache. Dealer müssen oft für mehrere Jahre hinter Gitter, Abnehmern bleibt das Gefängnis oft erspart.

Richter Christian Liebhauser-Karl, Sprecher des Landesgerichtes Klagenfurt sagte, es gebe die Möglichkeit von Therapie statt Strafe, für die besondere Voraussetzungen vorliegen müssen: „Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass dieses Modell nicht so erfolgreich ist, wie wir uns das wünschen. Es ist sehr, sehr teuer und die Erfolgsquote ist unserer Ansicht nach sehr, sehr gering.“ Gerade im Drogenmilieu sei die Rückfallshäufigkeit besonders hoch.

Gerhard Köfer vom Team Kärnten drängte in einer Reaktion auf den Gipfel auf einen verstärkten Kampf gegen den Drogenmissbrauch. Der Kampf gegen Drogenkriminalität könne von der Politik nur gemeinsam mit der Exekutive gewonnen werden.