Herzogstuhl von oben
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Herzogstuhl wegen Gittersanierung verhüllt

187 Jahre lang hat das historische Lanzengitter rund um den Herzogstuhl gehalten, nun wird es von Grund auf saniert. Das Rechtsdenkmal wird zu diesem Zweck vier Monate lang verhüllt sein. Die Baukosten belaufen sich auf rund 80.000 Euro.

Der Herzogstuhl, genauer: seine Umzäunung, wird heuer von Mai bis August saniert. Für die Dauer von vier Monaten verhüllt eine Bau-Schutzabdeckung die historischen, den Herzogstuhl umsäumenden, Lanzengitter. In den 1990er Jahren zuletzt instandgesetzt, muss die mittlerweile 187 Jahre alte Gitterkonstruktion nunmehr von Grund auf saniert werden. Koordiniert werden die Arbeiten vom Landesmuseum für Kärnten, welches den Standort des Herzogstuhls betreut. „Der Herzogstuhl ist neben dem Fürstenstein das wichtigste Rechtsdenkmal Kärntens und untrennbar mit unserer Geschichte verbunden“, so Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser zur Bedeutung dieses Zeremonienortes mit antiken Wurzeln.

Projektträger

Die Kosten für die Sanierungsarbeiten trägt das Land Kärnten, konkret die Abteilung 14 – Kunst und Kultur mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes. Die laufende Betreuung dieser historischen Stätte erfolgt gemeinsam vom Landesmuseum für Kärnten, der Gemeinde Maria Saal und dem Land Kärnten (Abteilung 9 – Straßen und Brücken).

Herzogstuhl wurzelt im versunkenen Virunum

Der Kärntner Herzogstuhl – ein aus römischen Spolien zusammengesetzter Doppelsitz – wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet. Die Spolien stammen aus der im Zollfeld mittlerweile versunkenen römischen Provinzhauptstadt Virunum. Gemeinsam mit dem Fürstenstein in Karnburg begründete er Schauplatz und rechtliche Grundlage der Herzogeinsetzung in Kärnten. Der nach Westen ausgerichtete Sitz war dem Pfalzgrafen von Görz vorbehalten, der östliche Sitz dem Herzog von Kärnten. Der Herzogstuhl wurde urkundlich erstmalig 1161 als „sedes Karinthani ducatus“ erwähnt. Die letzte Erbhuldigung am Herzogstuhl fand im Jahr 1651 statt.

1834 wurde der mittlerweile sehr baufällige Herzogstuhl restauriert und gleichsam durch Schotterung des Umfeldes und einer Gitterumrandung als Denkmal neu errichtet. Betreiber dieser Erneuerung war vor allem Rudolf Graf Goëss. Die 104 Rundstangen, die das Lanzengitter der Umrandung bilden, stammen aus der Fabrik des Edlen von Rosthorn in Wolfsberg. Diese wurden vom Klagenfurter Schlossermeister Ignaz Gridl zu dem bestehenden Lanzengitter weiterverarbeitet. Am 26. Oktober 1834 wurde das neue Denkmal feierlich eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben.

Kleine Großbaustelle: Sanierung und Vergoldung

Die Arbeiten beschränken sich nicht nur auf die Behebung oberflächlicher Beschädigungen. Sie umfassen auch die Erneuerung der Tragekonstruktion aus witterungsbeständigem Edelstahl. Konkret wird zunächst die Korrosion (und auch der alte Lack) im Sandstrahlverfahren entfernt, danach werden fehlende bzw. stark zerstörte Gitterteile (z. B. die Kugeln und einzelne Gitterstäbe) nachgeschmiedet und ersetzt und ein Ölanstrich aufgetragen.

Es folgen abschließende Vergoldungsarbeiten und schließlich noch die Sanierung der Steinumfassung – die Gitterumrandung des Herzogstuhls ist eine kleine Großbaustelle. Bereits im Jahre ihrer Entstehung, also 1834, war sie mehr als bloß ein „Gitterzaun“ und von Beginn an dazu gedacht, den Kärntner Herzogstuhl als Denkmal deutlich wahrnehmbar zu machen. Auch die damaligen Baukosten haben zu Buche geschlagen: 3.811 Gulden und 9 Kreuzer entsprechen umgerechnet einem Betrag von rund 60.000 Euro.

Alte Steintafeln wandern ins Landesmuseum

Das Renovierungsprojekt umfasst neben den Arbeiten am Lanzengitter selbst auch die Erneuerung der (ebenso bereits historisch gewordenen) Beschriftungstafeln auf dem Gelände. Diese werden auf den neuesten Stand der Forschung gebracht, die alten Tafeln wandern als Zeitzeugnisse ins Depot des Landesmuseums Kärnten, das den Herzogstuhl als Standort wissenschaftlich und museal betreut. Alle acht am Projekt beteiligten Firmen sind Unternehmen aus Kärnten.