Patientin in Reha-Klinik durch Scheibe schemenhaft zu sehen
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Chronik

„Long Covid“: Jeder Dritte betroffen

Wer eine Covid-Infektion hinter sich hat, hat oft noch Wochen und sogar Monate mit Langzeitfolgen zu kämpfen. Erschöpfungszustände, Atemnot, Depressionen und vieles mehr wird mittlerweile unter dem Begriff „Long Covid“ zusammengefasst. Bis zu 30 Prozent der CoV-Patienten leiden darunter und es sind eher Frauen betroffen.

„Long Covid“: Jeder Dritte betroffen

Wer eine Covid-Infektion hinter sich hat, hat oft noch Wochen und sogar Monate mit Langzeitfolgen zu kämpfen, auch „Long Covid“ genannt. Dazu zählen Erschöpfungszustände, Atemnot, Depressionen und vieles mehr. Bis zu 30 Prozent der CoV-Patienten leiden darunter. Betroffen sind eher Frauen.

Als „Long Covid“ bezeichnet man die Spätfolgen einer überstandenen Covid-19-Erkrankung. Die Spätsymptome sind zum Teil unspezifisch und derzeit noch schwer in Bezug auf bleibende Schäden zu beurteilen, sie reichen von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gliederschmerzen über Atemprobleme, Gedächtnisverlust und Konzentrationsstörungen bis hin zu chronischer Erschöpfung. Ebenso kann es zu psychiatrischen Syndromen kommen – mehr dazu in Zunehmender Fokus auf „Long Covid“ (ORF.at; 20.4.2021). In einigen Bundesländern gibt es bereits erste „Long Covid“-Amulanzen, in Wien wird bereits die Einrichtung weiterer solcher Ambulanzen gefordert – mehr dazu in Weitere „Long Covid“-Ambulanzen gefordert (wien.ORF.at; 3.5.2021). Noch gibt es in Kärnten keine „Long Covid“-Ambulanz.

„Long Covid“-Patientin Sandra Graimann beim Trainig
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Betroffene Patienten haben bis zur Genesung oft einen langen Weg vor sich

Betroffene: Einfach keine Kraft mehr

Sandra Graimann hatte im Jänner Covid-19. Doch nach überstandener Krankheit war für sie nichts mehr wie vorher: „Ich bin normalerweise ein Energiebündel, die Arbeit macht mir nichts, ich habe Haus und Garten. Aber nach Covid habe ich mich einfach selber nicht mehr erkannt, ich habe einfach keine Kraft und Konzentration mehr gehabt.“

Seit drei Wochen ist Frau Graimann auf Reha im Kur- und Rehabilitationszentrum der Humanomed in Althofen, gemeinsam mit rund 60 weiteren Patienten, die an „Long Covid“ leiden. Und sie weist eindringlich auf den großen Nutzen der Reha für Covid-Patienten hin.

„Long Covid“: Das Besondere ist die Häufung

Die Patienten haben sehr viele Symptome gemeinsam, die nicht nur bei einer Covid-Erkrankung zu sehen sind, sondern allgemein bei schweren viralen Erkrankungen, sagte der ärztliche Leiter der Lungen-Reha, Michael Muntean: „Was die Covid-Erkrankung so besonders macht, ist die Häufung von ‚Long Covid‘. Wir lernen hier Menschen kennen, die plötzlich aus dem Leben gerissen sind.“

„Long Covid“-Patientin Sandra Graimann
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„Long Covid“-Patientin Sandra Graimann war überascht, als ihr plötzlich die Kraft fehlte

Auch Patienten mit moderatem Krankheitsverlauf betroffen

Die erste Anlaufstelle ist oft der Hausarzt. Zur Praktischen Ärztin Stella Daskalakis in Klagenfurt kommen immer mehr Menschen, die Hilfe suchen, weil sie Erschöpfungszustände, Atemprobleme oder auch Herzrasen haben. Viele dieser Patienten haben von der eigentlichen Covid-Erkrankung gar nicht viel mitbekommen, sagt die Ärztin.

„Es ist interessant, dass nicht nur die schweren Verläufe einer Covid-Infektion, die mit einem Krankenhausaufenthalt oder einer intensivmedizinischen Betreung einhergegangen sind, dieses Post-Covid-Syndrom zeigen, sondern, dass auch Patienten betroffen sind, die ganz milde Verläufe oder nur asymptomatische Verläufe haben“, sagte Daskalakis.

Reha-Klinik Althofen
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Rehabilitationszentrum in Althofen

Patienten müssen länger im Krankenhaus betreut werden

Für den Leiter der Lungenabteilung im Klinikum Klagenfurt, Markus Rauter, ist Covid-19 auf jeden Fall eine Krankheit mit vielen Facetten, die medizinisch behandelt werden müssen: „Man muss grundsätzlich festhalten, dass das Überleben der Akutphase nur eine Etappe auf dem oft langwierigen und mühseligen Weg eines Covid-19-Patienten zurück zur Genesung ist. Und wir müssen die Patienten oft auch nach überstandener Akutphase im Krankenhaus begleiten, indem wir ihnen einen längeren Zeitrahmen und auch Anschlussheilverfahren in Rehabilitations-Einrichtungen ermöglichen.“

Eine „Long Covid“-Ambulanz als Anlaufstelle, wie es sie in anderen größeren Krankenhäusern bereits gibt, wäre für die Kärntner Patienten ein wichtiger Schritt.